Das war von Anfang an klar. Verbal Kint ist Keyser Söze. Der namenlose Erzähler ist Tyler Durden. Bruce Willis ist einer der toten Menschen. Ob durch den inszenatorischen Überbau oder eindeutige Hinweise, die meisten Twists kommen alles andere als unerwartet oder verursachen ein multiples Déjà-vu, da sie schon in zahllosen Filmen vorkam (Hey, das hier ist alles nur ein Traum). Noch schlimmer: Die Wendung ist zwar unvorhergesehen, aber dafür absurder Selbstzweck. Für spoilerresistente Leser tummeln sich hier die raffiniertesten Überraschungsmomente, die nicht nur die Prämisse umhauen, sondern das Publikum.
Sagen wir es alle im Chor: „Ich bin dein Vater, Luke“. Aber als das Sci-Fi-Epos 1980 in den Kinos lief, war Luke Skywalkers Vaterfindung für die Fans fast so ein Frontalschlag vor den Kopf wie für den Sohnemann von Darth Vader. Anders als die meisten grandiosen Spoiler gibt dieser zudem einen erstklassigen Cliffhanger ab.
„Ihr Verrückten! Ihr habt sie in die Luft gejagt!“ Wen? Na die Erde. Charlton Heston hat bloß eine Runde Stuhltanz durchs All gemacht und sich unwissentlich genau da wieder hingepflanzt, wo er gestartet war. In diesem unfreiwillig lustigen Spoiler steckt immerhin eine bedeutsame Botschaft: Wer nicht bereit ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, verpasst die entscheidendenden Puzzleteile des Gesamtbildes – wie eine abgebrochene Freiheitsstatue.
So what's it, the Great Whatsit? Ein geheimnisumwitterter McGuffin in einer Kiste, hinter der ein Privatschnüffler und eine Bande Gauner her ist. Am bitteren Ende des Hard-Boiled-Krimis öffnet Sam Fuller die Box mit dem Fragezeichen. Der Preis ist buchstäblich heiß und wer ihm zu nahe kommt, gleich Feuer und Flamme. Das Filmposter verspricht nicht zu viel: „The latest H-Bomb!“
Richard Fleischer sah seine Aufgabe vorrangig darin, das Mainstream-Kino mit einem Berg spektakulärer Exploitationstreifen zu füttern. Inhaltlich changierten diese meist zwischen platt und indiskutabel. Zur zweiten Kategorie zählt die Romanverfilmung mit Charlton Heston. Einen gelungenen Moment hat der Streifen dafür: „Soylent Green is people!“
Mehr als ein Jahrzehnt, bevor das Thema an eine breite Öffentlichkeit gelangte, wagte Neil Jordan in seinem ungewöhnlichen Thrillerdrama eine Wendung, die Forest Whitakers Hauptcharakter zutiefst irritierte und viele im Kinosaal wahrscheinlich noch mehr. Der Protagonist verfällt der verführerischen Dil, deren Freund er auf dem Gewissen hat, und realisiert plötzlich: „Dil, You're not a girl!“
Die anderen Spoiler waren spektakulär oder witzig (haha, Soylent Green), aber jetzt wird es tragisch. Martha und George haben vieles: viel Alkohol, viele Probleme, viele Psychospielchen. Eines hat das unglückliche Paar aus Edward Albees Theatervorlage nicht: ein Kind. Selbst die Phantasie eines solchen muss im Morgengrauen sterben.
Daphne du Mauriers hypnotische Elegie nimmt in Nicolas Roegs ominösen Bildern kongenial Gestalt an. Donald Sutherland als trauernder Vater vermag die eigene Beerdigung vorauszusehen, aber nicht, wer wirklich die schemenhafte Gestalt in dem roten Kindermantel ist: eine kleinwüchsige Serienkillerin.
Sergeant Howie ist ein Opfer. Nicht nur im figürlichen Sinne wegen seines dogmatischen Aberglaubens, sonder buchstäblich. Das ekstatische Finale, in dem Sir Christopher Lee und sein heidnisches Gefolge den Fanatiker als Festtagsbraten grillen, ist unübertroffen in seiner religionskritischen Doppelbödigkeit. Burn, baby, burn!
Selbst Kinogänger, die sich von allen Filmen vor der CGI-Ära mit Grauen abwenden, kennen das mysteriöse Schlagwort aus Orson Welles Meisterwerk: Rosebud. Was bedeutet das Sterbegemurmel des Zeitungsmoguls Charles Foster Kane? Am Ende wird ein alter Kinderschlitten und damit die subtil in der ersten Szene angedeutete Antwort als Müll verbrannt.
„Watch it from the beginning“, mahnte Hitch persönlich auf Postern des Klassikers, der Pate für ein neues Subgenre stand. Die Ära der Endlosschleifen-Vorführungen, in die Zuschauer nach Belieben rein und raus spazierten, war endgültig dem Untergang geweiht, als Mutter Bates ihren Totenschädel zeigte. Norman hat eine gespaltene Persönlichkeit!