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Levon Cade hat seinen Beruf hinter sich gelassen, um auf dem Bau zu arbeiten und seiner Tochter ein guter Vater zu sein. Aber als ein Mädchen aus der Gegend verschwindet, wird er gebeten, sich wieder auf die Fähigkeiten
Kritik
Ein fester Beruf kann von unschätzbarem Wert sein – nicht nur im echten Leben, sondern zunehmend auch im Actionkino. Während Ben Affleck als The Accountant für eine Fortsetzung zurückkehrt und Aaron Eckhart sich jüngst als schlagkräftiger Maurer in The Bricklayer versuchte, sorgte Jason Statham mit The Beekeeper für zufriedene Genre-Fans. Der Film bot exakt das, was man von ihm erwarten durfte: kompromisslose Action, einen Hauptdarsteller in gewohnter Form und eine Geschichte, die sich entweder als charmant überdreht oder als völlig unglaubwürdig abtun ließ. Der Erfolg sprach für sich, sodass bereits eine Fortsetzung in Planung ist.
Nun folgt mit A Working Man ein weiterer Actionthriller, der den Eindruck erweckt, er könnte als inoffizielle Fortsetzung durchgehen. Die Parallelen sind unübersehbar: Erneut übernimmt Statham die Hauptrolle, erneut führt David Ayer Regie, erneut entspinnt sich eine Geschichte nach bewährtem Muster. Ein Mann von schlichter Fassade entpuppt sich als tödlicher Kämpfer – sei es für eine geheime Organisation oder das Militär – und sieht sich gezwungen, aus seinem ruhigen Leben heraus Vergeltung zu üben oder eine nahestehende Person zu retten. Solide inszeniertes Genre-Kino, das sich voll und ganz auf die unangefochtene Präsenz seines Stars verlässt. Doch gelingt es Ayer, der bekannten Formel neue Facetten abzugewinnen, oder bleibt es bei einer bloßen Variation?
Die Antwort ist ernüchternd. A Working Man unterscheidet sich durchaus von The Beekeeper, doch gerade dort, wo der Imker-Actioner seine Stärken ausspielte, bleibt die Neuproduktion merkwürdig zurückhaltend. Die größte Schwäche ist das Fehlen jener hemmungslosen Übertreibung, die The Beekeeper so unterhaltsam machte. Der neue Film beginnt vielversprechend mit einem Vorspann, der Bond’sches Pathos mit eigentümlich kreativen Bildideen verbindet – darunter ein Baustellenfahrzeug, das aus Granaten besteht. Doch nach diesem Auftakt verflüchtigt sich der erzählerische Schwung. Zwar führt Statham seine Rolle gewohnt souverän mit lässigem Geplänkel und einer ersten handfesten Auseinandersetzung ein, doch die eigentliche Handlung bleibt so uninspiriert, dass sie kaum der Rede wert ist.
Das wäre verschmerzbar, wenn zumindest die einzelnen Szenarien markanter inszeniert wären. Stattdessen reiht A Working Man zwar eine Vielzahl an Gegnern auf – Russenmafia, Menschenhändler, korrupte Polizisten und Gangster-Biker mit verchromter Wikinger-Ästhetik –, doch keiner dieser Antagonisten wird konsequent genug ausgearbeitet, um mehr als bloße Staffage zu sein. Die Widersacher stehen sich letztlich nur in Reihe an, um nacheinander ausgeschaltet oder übertrumpft zu werden.
Sicherlich entspricht das genau den Erwartungen an einen Statham-Film, doch während The Beekeeper mit Gen-Z-Söldnern und provokanter Simplizität spielerisch umging, bleibt A Working Man seltsam leblos. Der angestaute Wahnsinn verpufft im luftleeren Raum. Gleichwohl bleibt Stathams Leinwandpräsenz unbestritten – er gehört zu den wenigen Actionstars, die weiterhin regelmäßig den Sprung auf die große Leinwand schaffen. Zwar ist A Working Man gewiss keine Glanzleistung, doch man kann nur hoffen, dass er seine Karriere unvermindert fortsetzt.
Die Action ist solide, aber teilweise etwas zurückhaltend inszeniert. Weniger kompromisslos als The Beekeeper, wird sie dennoch von der FSK als problematisch eingestuft – wohl vor allem aufgrund der brutalen Verhörmethoden, die Stathams Figur anwendet. Moralische Ambivalenz bleibt jedoch ein Fremdwort. Fast schon rührend sind die wiederholten Versuche, dem Publikum unmissverständlich vor Augen zu führen, dass die Antagonisten das personifizierte Böse sind. Diese dramaturgischen Zuspitzungen erfolgen stets kurz bevor Statham mit Klinge, Gewehr oder Schalldämpfer sein blutiges Handwerk verrichtet.
Seine Figur Levon Cade, basierend auf der Romanreihe von Chuck Dixon, wird dabei erwartungsgemäß als unfehlbarer Ehrenmann inszeniert. Ein erheblicher Teil des Films wird darauf verwandt, seine Fürsorge für die Tochter zu betonen, die enge Bindung zum Arbeitgeber zu illustrieren und den Besuch bei einem blinden Kriegskameraden zu schildern. Zwar kann eine stärkere Charakterisierung in Actionfilmen willkommen sein, doch das von Sylvester Stallone mitverfasste Drehbuch verzettelt sich in ermüdenden Banalitäten, die den Film unnötig in die Länge ziehen. Man gewinnt den Eindruck, Stallone habe ursprünglich selbst die Hauptrolle übernehmen wollen. Vielleicht kann die deutsche Synchronisation für einen unterhaltsamen Mehrwert sorgen – bei The Beekeeper gelang dies mit unverschämter Schnoddrigkeit. A Working Man könnte eine solche Aufwertung gebrauchen.
Fazit
„A Working Man“ lässt sich im Wesentlichen mit „The Beekeeper“ vergleichen, einem Film, der durch seine teils exzentrischen und kuriosen Momente auffiel. Diese Dynamik wird hier erneut aufgegriffen, doch leider bleibt das Ergebnis eher ernüchternd als überzeugend. Der neue Statham-Film verharrt so in gewohnter Routine und bietet kaum bemerkenswerte Finessen.
Autor: Sebastian Groß