Inhalt
Mr. Clay (Jason Statham) ist auf den ersten Blick ein engagierter Imker. Doch als seine Nachbarin Opfer eines Telefonbetrugs wird und ihr gesamtes Erspartes verliert, was letztendlich zu ihrem Selbstmord führt, gerät die Imkerei in den Hintergrund. Nun ist seine einzige Priorität Rache. Egal, ob er jeden Finger der Verantwortlichen einzeln abschneiden muss, er wird nicht ruhen, bis die gesamte Organisation, die für die Betrügereien verantwortlich ist, zerstört ist. Auf seinem Rachefeldzug wird ihm jedoch schnell klar, dass die Betrüger mächtiger sind, als er anfangs dachte. Doch auch seine Gegner müssen bald schmerzhaft erfahren, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Imker zu tun haben, sondern mit einem ehemaligen Spezialagenten einer mysteriösen Organisation namens "Beekeepers"...
Kritik
Es mag zwar frisch vernarbte Wunden aufreißen, dennoch sei daran erinnert, wie Jason Statham in The Expendables 4 einem Influencer seine Fäuste kraftvoll vorstellte – ein kurzer, jedoch grundlegend wirkungsvoller Moment. Hier prallten Welten aufeinander: auf der einen Seite der robuste, aber integre Ex-Söldner, auf der anderen ein hyperaktiver Aasgeier, farbenfroh gekleidet, der in Hashtags spricht und die Welt als grenzenloses Buffet für finanztechnische Bereicherung betrachtet. Für jene, die von diesem Augenblick angetan waren, könnte The Beekeeper von David Ayer von Interesse sein. Ayer, der seit beinahe zwei Jahrzehnten das Banner des Männerkinos hochhält, präsentierte uns in seiner Karriere schon eine Palette von Filmen. Mal gelungen (wie Herz aus Stahl) mal weniger (wie The Tax Collector). Der Bienenmann befindet sich dabei im Mittelfeld.
The Beekeeper entfaltet eine Geschichte über Vergeltung, geheime Untergrund-Killer des CIA und mehr, doch im Kern bietet der Film vor allem Jason Statham, der sich einsilbig und mit markanter Visage über Gerechtigkeit auslässt und gelegentlich seine Position als Silberrücken untermauert. Mit meist unversehrtem Körper kämpft er sich durch Gegnerhorden, ohne sich um Kollateralschäden zu scheren, denn die Schuld liegt stets bei den anderen. Ayer inszeniert dies mit bewährter Routine, wobei die Actionszenen solide montiert sind und der Film insgesamt zweckmäßig, wenn auch keineswegs durchweg billig, erscheint. Dennoch haftet The Beekeeper eine Aura des Direct-to-VoD-Titels an, begründet durch das Drehbuch von Kurt Wimmer, der letztes Jahr weder als Autor (The Expendables 4) noch als Regisseur (Kinder des Zorns) für positive Aufmerksamkeit sorgte.
Die Dialoge seines Scripts sind mitunter (unfreiwillig) komisch, jedoch oft nur peinlich. Ohne Sinn für Ironie durchschreitet der Protagonist die Handlung weitestgehend schweigend, während seine Umgebung munter plaudert, als ob es einen Preis für Worthülsen und seltsames Benehmen gäbe. Die toughe FBI-Agentin (Emmy Raver-Lampman, The Umbrella Academy) wirkt, als habe sie den Suizid ihrer Mutter besser verkraftet als Stathams Figur, und Five Nights at Freddy's-Nachtwächter Josh Hutcherson als einer der Antagonisten cruist in seiner ersten Szene mit einem Skateboard durch ein Edelbüro, um für einen Trend-Kaffee und etwas Sushi anzuhalten. Ja, das ist der Gegenspieler. Je tiefer man in die Geschichte und vor allem die Figuren vordringt, desto absurder erscheint The Beekeeper. Doch dies muss nicht zwangsläufig als Schwäche gelten; vielmehr birgt es einen immensen Unterhaltungswert, den der Film gelegentlich ausspielen kann, jedoch nicht immer.
Zwischen den actiongeladenen Szenen und einigen kuriosen Handlungsmomenten treten allzu oft lethargische Leerlaufphasen auf. Nicht zahlreich, aber spürbar bremsen sie den Film aus. Dazu mag anfangs noch sehr amüsant erscheinen, wie Statham, als Anhänger alter Schule, hippen, geldgierigen GenZ-Gangstern die Leviten liest, doch mit der Zeit verkommt dies beinahe zu einem Generationskonflikt. Im Finale hat es der Beekeeper sogar mit einer Spezialeinheit zu tun, die mit Cowboy-Hüten, Tattoos und bunten Hemden wirkt, als ob sie sich mehr um ihre Instagram-Follower als um ihre Mission kümmert. Und zwischen diesem ganze Gewüst stehen dann Darsteller*innen wie Jeremy Irons und Minnie Driver dumm herum, sagen teils beachtlich hölzerne Sätze auf und scheinen wie das Publikum auch nur darauf zu warten, dass wieder Action einkehrt, in der Old School Machine Statham munter Hipster-Killer zerlegen kann. An manchen Stellen wirkt The Beekeeper fast wie eine Reaktion der Macher, als wollten David Ayer und Jason Statham sich für all die spöttischen "Ok Boomer"-Kommentare rächen, die sie in den letzten Jahren (mutmaßlich) ertragen mussten.
Fazit
Trotz Schwächen im Drehbuch punktet der Film mit einer routinierten Umsetzung. "The Beekeeper" ist ein durchschnittlicher Actionfilm, in dem Jason Statham auf altbewährte Weise agiert – er tut einfach das, was er am besten kann. Der Kern des Titels lässt sich als reaktionärer Generationskonflikt interpretieren. Für ein Publikum, das die Thematik nicht allzu ernst nimmt, könnte dies durchaus unterhaltsam sein.
Autor: Sebastian Groß