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Als der Hauptdarsteller beim Dreh eines Horrorfilms unter mysteriösen Umständen stirbt, übernimmt Anthony Miller die Rolle des Exorzisten. Je mehr der Schauspieler in die düstere Gefühlswelt seiner Figur eintaucht, desto seltsamer verhält er sich. Nach und nach dämmert es seiner Tochter Lee, dass dunkle Mächte der Grund für die Veränderungen sind.
Kritik
Einige Horrorfilme wie Poltergeist oder Das Omen gelten regelrecht als verflucht, weil sich rund um die Dreharbeiten mysteriöse Ereignisse ereignet haben und gar Crewmitglieder oder deren Angehörige noch während oder kurz nach Abschluss der Dreharbeiten in größerer Anzahl verstarben. Alles nur Zufall? Geschickte PR? Oder steckt tatsächlich etwas Dämonisches dahinter? Wer weiß das schon? Doch was wäre, wenn der Filmdreh tatsächlich verflucht wäre und plötzlich Darsteller auf mysteriöse Weise am Set sterben? Klingt zumindest nach einer interessanten Ausgangslage für einen Horrorfilm. Das dachte sich auch Joshua John Miller (The Final Girls), der sich in Personalunion für das Drehbuch (zusammen mit M.A. Fortin, Dawn) und Regie verantwortlich zeichnete. Der Film im Film nennt sich Georgetown Project und der Name erinnert nicht nur ganz zufällig an den Filmklassiker Der Exorzist, der bekanntlich an der Georgetown University spielte.
Die Handlung dieses fiktiven Films ist stark an William Friedkins Werk angelehnt und auch Der Exorzist machte ähnliche Schlagzeilen, etwa durch ein Feuer am Set oder Todesfälle. Die Wahl seiner Vorlage dürfte Miller auch deshalb einfach gefallen sein, weil sein Vater kein geringerer ist als Jason Miller (Toy Soldiers), der Pater Damien Karras im Original verkörperte. Mit Oscarpreisträger Russell Crowe (The Pope’s Exorcist), der offenbar Gefallen am Exorzismus gefunden hat, in Hauptrolle kann doch gar nichts schiefgehen, oder? Oh doch. The Exorcism taugt weder als Hommage noch als ernstzunehmender Horrorfilm. Die Handlung ist dünn, unausgereift und wirr und trotz überschaubarer 95 Minuten Laufzeit zäh wie ein Kaugummi. Das Beste am Film ist tatsächlich die Eröffnungsszene, in der ein Schauspieler (Adrian Pasdar, Carlito's Way) durch das Set läuft, seine Rolle einstudiert und auf mysteriöse Weise stirbt. Bis dahin kann man auf einen spannenden Filmabend hoffen.
Doch die Hoffnung stirbt schnell, und zwar sobald Russell Crowe die Bühne betritt. Derart lustlos hat man ihn wohl bisher selten gesehen. Crowe erweckt den Eindruck, als habe er selbst wie seine Figur im Film die Rolle erst kurz vor Drehbeginn bekommen und wisse eigentlich gar nicht, was er da mache. Anthony Miller (ja der Regisseur hat die Figur nach sich oder seinem Vater benannt) war mal ein großer Schauspieler, der dem Alkohol verfallen ist und, der den Verlust seiner Frau verarbeiten und ein Kindheitstrauma aufarbeiten muss. Nun kann man sich schon die Frage stellen, warum gerade ein solcher Schauspieler für den fiktiven Film engagiert wird, aber wahrscheinlich war halt gerade kein anderer verfügbar. Warum Anthony Miller die Rolle annimmt, obwohl ihn die Rolle dermaßen triggert, bleibt ein Rätsel. Miller, der als Kind von einem Priester missbraucht wurde, spielt die Rolle eines Priesters. Das soll wohl die Erklärung dafür liefern, warum der Dämon später Besitz von ihm ergreift.
Das ist genauso wenig plausibel, wie die Rolle der Tochter (Ryan Simpkins, Zeiten des Aufruhrs), die auf Papi am Set aufpasst, weil sie gerade Zeit hat, da sie von der High School geworfen wurde. Nur macht Papi was er will und hört nicht auf das Töchterchen, das sich am Set noch anderweitig vergnügt. Er nimmt seine Medikamente nicht und leidet zunehmend unter Wahnvorstellungen, nicht sehr überzeugend und noch weniger furchteinflößend. Ein bisschen Schlafwandeln hier, ein paar lateinische Phrasen dort und herunterfallende Gegenstände obendrauf sollen das Publikum erschaudern lassen, doch ein Russell Crowe auf Valium sorgt eher für ein müdes Gähnen. Zum Abschluss wird man mit einem schon tausendmal besser dargestellten Exorzismus gequält, bei dem es sehr verwundert, dass der Dämon tatsächlich verschwindet, aber wahrscheinlich hat er sich auch nur gelangweilt.
Fazit
Russell Crowe hat wohl neuerdings eine Leidenschaft für den Exorzismus entdeckt (oder braucht das Geld) und hat sich deshalb in diesen Film verirrt. „The Exorcism“ ist ermüdend, uninspiriert, verwirrend und nicht einmal für hartgesottene Russell Crowe-Fans, es sei denn, man möchte seine wohl bisher schlechteste schauspielerische Leistung „genießen“. Schade eigentlich, denn die Idee hinter dem Film ist doch ziemlich vielversprechend.
Autor: Andy Mieland