Inhalt
Pünktlich zu Weihnachten kehrt Sonic für sein bisher größtes und spektakulärstes Abenteuer zurück auf die Kinoleinwände! Sonic, Knuckles und Tails treffen auf einen neuen und überaus mächtigen Gegner: Shadow, ein mysteriöser Bösewicht, der über enorme, schier unvorstellbare Kräfte verfügt. Da ihre Fähigkeiten in jeder Hinsicht unterlegen sind, muss Team Sonic eine unerwartete Verbindung eingehen, um Shadow aufzuhalten und die Erde zu beschützen.
Kritik
Wer kennt es nicht: Da sitzt man gemütlich mit der menschlichen Adoptivfamilie ums Lagerfeuer, aber dann platzt eine Elite-Militärorganisation rein und schickt einen auf Verbrecherjagd am anderen Ende der Welt. Ein typischer Dienstag für Sonic (Ben Schwartz, im Deutschen gesprochen von Julien Bam), Tails ( Colleen O'Shaughnessey, The Imaginary) und Knuckles (Idris Elba, The Suicide Squad), bis sie feststellen, an wessen Fersen sie sich da heften sollen: Der mysteriöse Shadow (Keanu Reeves, Matrix Resurrections) sieht Sonic verblüffend ähnlich, ist aber bedeutend stärker – und ruchloser. Und so muss Team Sonic sich einiges einfallen lassen, um (na klar) die Welt zu retten, und dabei auch ungewöhnliche Wege gehen.
Es ist wohl kein Zufall, dass der dritte Sonic-Film zur Weihnachtszeit in die Kinos gebracht wird: Noch stärker als in den Vorgängern geht es um Zusammenhalt und Familie. Viel Altbekanntes ist derweil gleichgeblieben, und das meint nicht nur die Tatsache, dass es ein Wiedersehen mit Figuren wie Dr. Robotnik (Jim Carrey, Sonic the Hedgehog 2), Tails und Knuckles gibt: Auch die Plotstruktur folgt in mancherlei Hinsicht der aus dem zweiten Teil – angefangen beim bemüht tiefgründigen Pep-Talk von Sonics menschlichem »Ziehvater« Tom (James Marsden, Sonic the Hedgehog) mit plotrelevanter Lebensweisheit über den mit den Bösewichten verbündeten Gegenspieler, den es letztlich zu bekehren gilt, bis hin zu völlig überdrehten Charakterdynamiken auf Antagonistenseite.
Letztere allerdings toppen Teil 2 durchaus, denn Jim Carrey kehrt nicht nur als Dr. Ivo Robotnik zurück, sondern zugleich auch als dessen Großvater, und das Ergebnis ist genauso wild, wie man es sich vorstellt. Oder sogar noch wilder. Als unerwartetes Opa-Enkel-Gespann haben die Robotniks definitiv einige der albernsten und abstrusesten Szenen im Film, die über so manchen der sonst eher platten bis bemühten Gags hinwegtrösten können. Ob das Slapstick-Feuerwerk immer die beste Wahl ist, wenn es direkt mit dramatischen oder emotionalen Szenen kontrastiert wird, sei mal dahingestellt – Spaß macht es allemal.
Jenseits von Carreys Eskapaden funktioniert der Humor in Sonic 3 immer dann am besten, wenn er nicht auf Biegen und Brechen mit dem Holzhammer auf ein Silbertablett geprügelt wird, sondern in seiner Absurdität unkommentiert bleibt – etwa, wenn Team Sonic sich mit einem hochdekorierten Commander ausgerechnet im pastellig-quietschbunten Chao Garden zur Lagebesprechung trifft. Sonic selbst darf wieder allerlei flotte Sprüche zwischen Selbstverliebtheit und Selbstironie klopfen, wenn auch nicht alle davon zünden – was bisweilen auch an der etwas bemüht wirkenden deutschen Synchro liegen könnte.
Wie schon in Teil 2 ist es ansonsten auch hier öfter mal Knuckles der Echidna mit seiner stoischen Art, dessen Kommentare für Lacher sorgen.Und ja – dann ist da natürlich noch Shadow, der auch erzähltechnisch als Sonics dunkles Abbild etabliert wird. Auch das teilweise sehr mit dem Holzhammer, aber handwerklich solide, und seiner tragischen Backstory und der Freundschaft mit Maria Robotnik (Alyla Browne, Furiosa: A Mad Max Saga) wird ordentlich Raum eingeräumt. Zwar gibt es hier einige Änderungen und Vereinfachungen gegenüber der Videospielversion, und so vorhersehbar die Entwicklungen um Shadow letztlich auch sind – insgesamt funktionieren Figur und Charakterentwicklung verblüffend gut. Dabei hätte es gern noch etwas mehr Gegenwarts-Shadow sein dürfen, doch auch so dürfte der ernste Antiheld seinem Gegenstück immer mal wieder die Show stehlen … obwohl wir im Deutschen auf Keanu Reeves’ Stimme verzichten müssen.
Visuell macht Sonic 3 gerade in den Anfangsszenen einiges her und darf sich bisweilen gründlich in kunterbunter Videospielästhetik austoben.
Was die Handlung betrifft, spielt erzählerische Logik immer mal wieder eine untergeordnete Rolle, manches passiert recht abrupt, und einige Entwicklungen bleiben aufgrund des dichtgepackten Figurenensembles auf der Strecke. (Ein wenig kurios wird es auch, wenn sich Figuren miteinander einvernehmlich auf etwas einigen und sich einige Szenen später tränenreich für einen Konflikt entschuldigen, der so eigentlich gar nicht stattgefunden hat – aber sei’s drum.)
Inhaltlich wie visuell glänzt Sonic 3 vor allem dann, wenn Sonic, Tails und Knuckles wirklich als Team arbeiten und ihre Fähigkeiten zur Schau stellen dürfen.Gemessen an dem, was Sonic 3 sein möchte – nämlich ein knallbunter Familienfilm mit Action, kurzweiligem Slapstick und Fanservice für verschiedene Altersgruppen – macht der Film seine Sache recht gut und verzichtet anders als der Vorgänger auf unnötige Nebenhandlungen, die die Laufzeit künstlich aufblähen. Mit 110 Minuten ist der Streifen temporeich und kommt ohne Längen aus.
Fazit
»Sonic the Hedgehog 3« ist zwar weitgehend mehr vom Gleichen, macht aber doch einiges besser als der Vorgänger. Jim Carrey als Doppel-Robotnik trägt den Humor gewohnt exaltiert über weite Strecken quasi im Alleingang – sofern man das bei einer Doppelrolle sagen kann –, Shadow als tragisch-rachsüchtiges Gegenstück zu Sonic ist treffend in Szene gesetzt. Während die Handlung vorhersehbar bleibt und viele der bemüht-flachen Gags eher verpuffen, dürften Story und Figuren insgesamt doch für gute Familienunterhaltung sorgen. Ein flotter Soundtrack, eine Reihe von Easter Eggs und natürlich eine obligatorische Post-Credit-Szene (oha! Wen sehen wir denn da?) runden das Spektakel ab.
Autor: Sabrina Železný