Inhalt
Einst drehte er krumme Dinger, aber heute lässt der zurückgezogen lebende Schlosser A.J. Manglehorn die Tage in einem Kaff in Texas verstreichen. Diese verbringt der Exzentriker damit, seine verlorene Liebe zu betrauern, sich mit seinem Sohn zu streiten und sich liebevoll um seine Katze zu kümmern. Sein Leben ist mit einem verpatzen Coup in die Schieflage geraten – aber muss das so bleiben? Als er auf eine äußerst charmante und witzige Bankangestellte trifft, könnte sich alles auf einen Schlag ändern …
Kritik
Regisseur David Gordon Green ist wirklich ein Regisseur der nur schwerlich in eine konkrete Schublade passt. Neben Kifferklamauk wie „Your Highness“ und „Ananas Express“ inszenierte der Amerikaner auch kleinere Dramen wie „Prince Avalanche“ (für den er 2013 den Regiepreis der Berlinale gewann) oder „Joe – Die Rache ist sein“, dem es gelang Nicolas Cage wieder als ernsthaften Schauspieler zu präsentieren. Sein neuster Film „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ bietet diesmal statt Cage Al Pacino, dessen Legendenstatus in den letzten Jahren deutlich überstrapaziert wurde und der – ähnlich wie Robert DeNiro – seit langem nichts mehr beweisen konnte, dass er seinen Status als Ausnahmedarsteller zu Recht inne hat.
Um eines gleich vorweg zu nehmen: „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ wird daran nichts ändern. Das Drehbuch von Paul Logan fordert seinen Hauptdarsteller nämlich in keiner Weise heraus. Muss es aber auch gar nicht, denn das tragikomische Drama umschifft sämtliches dramaturgisches Gepose. „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ ist ein stiller Film, ein Werk das beobachtet, nicht deutet und dabei eine Show abzieht. Das macht er ganz ordentlich, doch bleibt er dabei zu sehr an der Oberfläche haften. Die Titelfigur bleibt fremd, wie eine Zufallsbekanntschaft, die man nach kurzem wieder vergessen hat.
Das ist umso bedauerlicher, da „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ ein reinrassiges, filmisches Porträt ist. Ein Porträt eines Mannes, der seiner Vergangenheit hinterhertrauert und dabei relativ blind und taub für die Schönheit des Jetzt durch seinen Alltag wandert. Wie ein somnambuler Vergessener, der verlernt hat zu registrieren, dass es mehr gibt als die Fehler und einige richtige Entscheidungen der Vergangenheit. „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ ist ein zu tiefst melancholischer Film, der immer dann zu wahrer Stärke findet, wenn er fast schon traumtänzerische Sequenzen auffährt, die für Schlüsselmacher Manglehorn fremd bleiben, für den Zuschauer aber ein eindeutiges Zeichen sind, dass das Leben des Titelhelden mehr parat hält als die Ketten der Nostalgie.
Angereichert ist „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ dann noch mit unzähligen, metaphorischen Hinweisen. Alleine dass die Hauptfigur ein Schlüsselmacher ist, sich selbst aber von der Außenwelt versucht abzukapseln, sich regelrecht selbst aussperrt, ist ein recht prägnantes Motiv des Films. Und auch dass der Film dem Zuschauer gegenüber sich eher verschlossen gibt, darf zu mannigfaltigen Interpretationen einladen. Nur leider gelingt es Regisseur Green niemals so richtig seinem Publikum einen wirklichen Grund dafür zu bieten, sich konzentrierter mit Manglehorn und dessen Leben auseinanderzusetzen, weil Green und sein Autor Logan dann doch zu viele Dinge ins narrative Spotlight zerren und somit nicht mehr allzu viel da ist, was man als Zuschauer selbstständig erkunden kann.
Fazit
Al Pacino darf endlich mal wieder überzeugen, als verbitterter Schlüsselmacher, der nur noch die Fehler und verpassten Chancen seiner vergangenen Tage sieht und dabei blind wird für das Jetzt und Hier. „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ ist durch und durch unaufgeregtes Erzählkino, aber leidet daran, dass er dann doch zu wenig bietet und seinem Publikum auch zu wenig zutraut.
Autor: Sebastian Groß