Inhalt
Zwei Highway-Straßenbauarbeiter verbringen ihren Sommer des Jahres 1988 fern ihrer Heimat in der Stadt. Die einsame Landschaft wird zu einem Ort des Unglücks, denn die beiden Männer sind innerlich zerrissen.
Kritik
Den Meisten dürfte Regisseur David Gordon Green durch seine durchgeknallten Komödien, die auch gern unter die Gürtellinie gehen, bekannt sein. Dazu gehörten in den letzten Jahre Werke wie "Bad Sitter", "Ananas Express" sowie "Your Highness". Doch dass Green auch eine völlig gegensätzliche Seite hat und vor 2008 noch vorwiegend Independent-Filme drehte, wissen wohl nur die Wenigsten. Nun kehrt Green zu seinen Wurzeln zurück und präsentiert, nach langer Zeit wieder, sein neues Indie-Werk. Bei "Prince Avalanche" handelt es sich um ein Remake des gefeierten isländischen Films "Á annan veg" ("Ein anderer Weg") von 2011, der an Material genau das bot, was sich Green schon seit langer Zeit in den Kopf setzte: "Das war eine kleine, eigenartige, coole Story. Und ich hatte wirklich Lust, für eine Weile mit Kameras in den Wald zu gehen und zu schauen, was daraus wird!" Nachdem "Prince Avalanche" bereits Anfang des Jahres auf der Berlinale gezeigt wurde und dort zwar nicht den Goldenen Bären, dafür aber den Silbernen Bären für die beste Regie gewinnen konnte, findet das Indie-Drama nun seinen Weg in unsere Kinos.
"Prince Avalance" ist in erster Linie ein sehr stilles Drama mit vereinzelten komischen Momenten. Zwei unterschiedliche Männer in völliger Einsamkeit, die sich einer absurden Aufgabe widmen und dabei immer wieder aneinander geraten. Stets amüsant und sympathisch inszeniert, was den beiden Darstellern und ihrer skurrilen Art zu verdanken ist, doch dabei nur selten wirklich lustig. Green legt seinen Schwerpunkt ganz klar auf lockere Dramaturgie, dennoch ist es schade, dass er aus den vielen kuriosen Situationen, die "Prince Avalanche" bietet, einfach nicht mehr herausholt.
Und damit macht sich eine Schwäche deutlich bemerkbar: In "Prince Avalance" passiert im Grunde genommen herzlich wenig. Zwei Charaktere, die beim Zelten, beim Zeittotschlagen oder beim Bemalen der Straße miteinander streiten oder innere Konflikte offenbaren, reichen eben doch nicht ganz aus, um 94 Minuten zu füllen. Damit wird der Satz, den Alvin bereits zu Beginn von sich gibt, dass es "eine lange Straße" sei, zum tragenden Leitspruch für den Zuschauer, denn seine Worte gelten auch für die gefühlte Spielfilmdauer.
Besetzt ist "Prince Avalanche" lediglich mit vier Personen. Das Hauptdarsteller-Duo besteht aus Paul Rudd ("Immer Ärger mit 40", "Wanderlust", "Vorbilder") und Emile Hirsch ("Milk", "Into the Wild"), die in einsamer Wildnis beinahe völlig allein agieren. Lediglich in ganz wenigen Szenen tauchen mit Lance LeGault ("A-Team") und Joyce Payne zwei Nebendarsteller auf, die das Geschehen glücklicherweise etwas auflockern und sogar einen leicht surrealen Touch in das verlassene Waldszenario bringen.
Doch trotz seiner Schwächen ist "Prince Avalanche" auf seine Weise reizvoll. Zu verdanken ist das zum einen den schönen eingefangenen Bildern der Natur, zum anderen aber vor allem den sympathischen Charakteren, die einem mit der Zeit durch ihre innere Zerrissenheit ans Herz wachsen und die den Film vollkommen natürlich, locker und liebevoll rüberbringen.
Fazit
"Prince Avalanche" ist ein ruhig inszeniertes Indie-Drama mit humorvollen Anleihen, das sich weit abseits des Mainstreams bewegt. Durch seine inhaltliche Leere wird er gewiss nicht jeden Geschmacksnerv treffen, doch wer sich seines stillen Stils nicht stört und sich auf feine Nuancen einlassen kann, bekommt im Gegenzug einen interessanten, liebevollen Indie-Beitrag serviert.
Autor: Sebastian Stumbek