Inhalt
Clean wurde für seine Brutalität gefürchtet. Heute hat er mit seiner gewalttätigen Vergangenheit abgeschlossen und arbeitet bei der Müllentsorgung. Doch er gerät ins Visier eines lokalen Verbrecherbosses und seiner Gang, nachdem er die Tochter seiner Nachbarin aus einer gefährlichen Situation befreit hat. Clean muss wieder zu den Waffen greifen, um sich und ihm wichtige Menschen zu beschützen.
Kritik
Adrien Brodys (Der Pianist) neuester Film Clean, ist eine low-budget Produktion von Regisseur Paul Solet (Grace), mit dem er schon das zweite Mal seit Bullet Head zusammenarbeitete und dieses Mal sogar selbst am Drehbuch mitwirkte, sowie produzierte. Brody, der aktuell einen Weg der günstigen, durchschnittlich bis unterdurchschnittlich bewerteten Filmen einschlägt, ist bei den großen Regisseuren aktuell seltener ein Hauptdarsteller. In Clean, aus dem Jahre 2021, spielt Brody den hargesottenen, einst vor Brutalität strotzenden, Mann, der mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat und nun ein ruhiges Leben als Mitarbeiter bei der Müllentsorgung fristet. Bis zu einem schicksalshaften Tag, an dem er die Tochter seiner Nachbarin rettet.
Die Prämisse ist abgedroschen, der Handlungsverlauf vorhersehbar: Nachdem Filme wie John Wick, Nobody und The Equalizer eine beachtliche Anzahl an Zuschauern vor die Fernseher oder ins Kino locken konnte, liegt es nahe, dass die bewährte Rezeptur auch von anderen Filmschaffenden aufgegriffen wird. Clean mangelt es allerdings an inszenatorischer Finesse, um über die flache Geschichte hinweg zu gehen. Es gibt hier kein flurozierendes Licht, energetische Synth-Klänge oder einen augenzwinkernden Humor. Stattdessen ist er untermalt von Rap-Klängen oder einem passenden Soundtrack aus der Feder von Hauptdarsteller Brody, der beweist, dass er nicht nur vor der Kamera einen guten Job macht, sondern auch in schalldichten Musikstudios. Dass man dabei aber nicht innerhalb von wenigen Minuten die gesamte Tonalität von cooler Killer-Musik zu melodramatischen Orchesterklängen wechselt, begleitet von Slow-Motion-Umzieh-Passagen, sollte ihm noch Jemand sagen.
Generell wirkt jeder einzelne Charakter wie eine schlecht geschriebene Hülle für einen Klischeeinhalt, daran können auch ambitionierte Schauspieler wie Glenn Fleshler (Billions) oder Chandler DuPont (Charm City Kings) kaum etwas ändern. Auch das Drehbuch gibt nicht viel her und hat einen Fokus auf die bedeutungsschwangeren Monologe des Hauptcharakters, die aus dem Off berieseln. Dem Zuschauer wird es zunehmend schwerer gemacht, Verbindung zu irgendeinem Charakter oder den Geschehnissen in der kurzen Laufzeit aufzubauen, obwohl das Drehbuch eindeutig auf die gefühlvolleren Klänge ausgelegt war. Denn die Kampfszenen sind rudimentär brutal, Blut spritzt zwar, aber die Choreographien sind gestelzt und werden von Schnitten und langweiligen Kameraeinstellungen in ihrer gähnenden Bedeutungslosigkeit untermalt.
Brody ist bemüht, durch den langatmigen Handlungsverlauf zu führen, aber für einen wirklich guten und packenden Rachethriller gehört mehr, als coole Musik, ein süßer Hund oder die nette Nachbarstochter von nebenan. Die Chemie muss stimmen und die Geschichte muss sich rund anfühlen. Flashbacks dürfen nicht immer und immer wieder um das Mitgefühl des Zuschauers mit theatralischer Musik und entschleunigten Bildern haschen, damit man ungefähr erahnen kann, wieso irgendwelche Beweggründe auch nur halbwegs logisch erscheinen. Clean versagt hier auf voller Länge, was enttäuschend ist, denn Potential hatte Idee und Cast allemal.
Fazit
"Clean" ist der Rachethriller-Albtraum von Fans des Genres und eine abendliche Popcorn-Unterhaltung für den Gelegenheits-Zuschauer. So kurz, wie die Laufzeit daherkommt, so kurz ist auch die Präsenz des Films in den Köpfen der Zuschauer. Zu viel gewollt und zu wenig geliefert; da kann auch Adrien Brodys Hundeblick oder Killerblick nicht viel retten.
Autor: Miriam Aissaoui