Inhalt
Hutch Mansell ist ein typischer Niemand, den keiner so richtig wahrnimmt. Wortlos erträgt der Ehemann und Vater die Demütigungen seines Alltags, ohne sich dagegen zu wehren. Selbst als eines Nachts zwei Unbekannte in sein Vorstadtzuhause einbrechen, weigert er sich, seine Familie zu verteidigen, um eine Eskalation zu verhindern. Davon ist sein jugendlicher Sohn Blake (Gage Munroe) schwer enttäuscht, und auch seine Frau Becca (Connie Nielsen) entfernt sich in der Folge nur noch mehr von ihm. Doch tatsächlich ist dieser Vorfall der Tropfen, der das Fass mit Hutchs lange brütender Wut zum Überlaufen bringt – dunkle Geheimnisse kommen zum Vorschein und wecken seine tödlichen Instinkte. Plötzlich begibt sich der unscheinbare Hutch auf einen brutalen Feldzug, um seine Familie vor einem gefährlichen Gegenspieler zu retten (Aleksey Serebryakov) – unterschätze niemals einen NOBODY.
Kritik
Mit seinem Regiedebüt Hardcore lieferte Ilya Naishuller 2015 ein rasantes Action-Feuerwerk ab, das mit seiner extremen Eigenwilligkeit vielleicht nicht jeden Nerv traf, gewiss aber Kreativität und ein gutes Händchen für das Inzensieren brachialer Action erkennen ließen. Nun meldet sich der russische Regisseur mit seinem neuen Action-Thriller Nobody zurück, der auf den Spuren von John Wick wandelt. Kein Wunder, immerhin stammt das Drehbuch von Derek Kolstad, der auch für die komplette Keanu Reeves-Reihe verantwortlich ist. Gute Voraussetzung also für abgedrehten Spaß. Und den liefert Nobody auf jeden Fall.
Der titelgebende Nobody, um den es hier geht, ist ein völlig gewöhnlicher, unscheinbarer Mann, den keiner wirklich wahrnimmt. Tagein, tagaus derselbe Ablauf zwischen eintönigem Job und Familienleben. In einer raschen Montage lernen wir den Hauptcharakter so kennen und ahnen natürlich schon, dass dieser Zustand nicht lange anhalten wird. Dass aus dem Nobody irgendwann ein Somebody wird, der es richtig krachen lässt, um seine verlorene Würde zurückzugewinnen. Der es sich mit einem örtlichen Mobster (Aleksey Serebryakov, Leviathan) verscherzt und schon bald mit einem knallharten Clan aufnimmt. Für die Besetzung ist Bob Odenkirk (Better Call Saul) die perfekte Wahl, da ihn zuvor wohl niemand mit dem Action-Genre in Verbindung gebracht hat und die Transformation zur Killermaschine daher umso unterhaltsamer ausfällt.
Auch wenn Nobody in seinen Actionszenen nicht die Ästhetik und Brillanz von John Wick erreicht, schlägt er sich in dieser Hinsicht überaus gut und zeigt sich dabei auch herrlich verspielt, um auf humorvolle Art immerzu seine Absurdität zu unterstreichen. Sowohl Nahkämpfe als auch Schießereien werden richtig schön wuchtig inszeniert und mit ordentlichem Härtegrad versehen. Dabei macht Odenkirk als echter Badass unter der Regie von Naishuller auch eine ungemein gute Figur und hat die Sympathien des Zuschauers mit Leichtigkeit auf seiner Seite. Letzteres gilt auch für Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft), der hier einen zeitlich zwar begrenzten, dafür aber unvergesslichen Auftritt erhält.
Inhaltlich mag Nobody simpel gestrickt sein, erfüllt aber auch so voll und ganz seinen Zweck. Die Charaktere bekommen genügend Raum für charmante Auftritte und die Story steckt voller irrwitziger Ideen, sodass auch zwischen den Actionszenen keine Langeweile aufkommt. Wenn sich beispielsweise der um Contenance bemühte Protagonist irgendwann wutentbrannt aufmacht, um auf brutale Weise das gestohlene Katzen-Armband seiner Tochter zurückzuerlangen, hat das einfach großen Unterhaltungswert. Die Handlung nimmt dabei im Laufe der Zeit größere Ausmaße an und ebnet theoretisch auch den Weg für eine oder mehrere Fortsetzungen, die man nach dem gelungenen Ergebnis des hier abgelieferten Films nur begrüßen würde.
Fazit
"Nobody" ist ein adrenalingetränkter Action-Reißer mit herrlich absurden Ideen und einem gut aufgelegten Bob Odenkirk, wie man ihn zuvor noch nicht gesehen hat. Bitte fortsetzen!