Inhalt
Nach einem missglückten Coup flüchten sich drei Saferäuber in einen verlassenen Lagerhallenkomplex, wo sie auf den Einbruch der Dunkelheit und die Chance auf Rettung seitens ihres Auftraggebers warten. Allerdings sind sie nicht allein: Ein dort eigentlich zum Sterben zurückgelassener Kampfhund hat seinen Scharfrichter erledigt, ist mächtig sauer und macht den Banditen den Aufenthalt zur Hölle.
Kritik
Traurig aber wahr, bei Filmen mit dem seinerzeit hochverdienten Oscarpreisträger Adrien Brody (2003 für Der Pianist) geht man bereits irgendwie konditioniert in Deckung. Warum der nach wie vor hochveranlagte und begabte Mime sein Talent mit einer erschreckenden Konstanz für furchtbar beliebigen Plunder aus der dritten Reihe verschleudert, kann er wohl nur selber beantworten, das ist kaum noch mit schlechtem Management zu erklären. Somit hängen die Erwartungshaltungs-Trauben für seinen neuesten DTV-Knüller Bullet Head nicht sonderlich auch, denn auch die ihm zur Seite gestellten John Malkovich (Schande) und Antonio Banderas (Knight of Cups) können nur noch als Ex- oder milder betitelt Teilzeit-Big-Player bezeichnet werden, die einfach auch zusehen müssen wie sich der Lebensstandard zweckmäßig erhalten lässt.
Entgegen jeder pawlow‘schen Reflexehandlung lässt sich dem zweiten Spielfilm von Regisseur & Autor Paul Solet (Grace) jedoch ein erfreulich milde gestimmtes Gesamturteil attestieren, unabhängig von nicht zu leugnenden Macken. Ein (ganz) kleiner Reservoir Dogs mit echter Töle, wobei sich hier (zunächst) nicht die Gangster gegenseitig an die Kehle springen, sondern der Hund an ganz anderer Stelle begraben liegt. Oder eben nicht, womit das Dilemma der drei Hauptfiguren (neben Brody & Malkovich noch der jüngste Sippen-Spross Rory Culkin; Signs - Zeichen) recht schlicht ausformuliert wäre. Statt den eh schon mäßig erfolgreichen Bruch jetzt wenigstens unentspannt aussitzen zu können, werden sie in ihrem spontan zwangserwähltem Unterschlupf auch noch von einem mit Testosteron hochgedopten, schwer gefolterten und dementsprechend sich wenig im Der-will-doch-nur-spielen-Modus befindenden Kampfhund-Kollos drangsaliert, bei dem selbst der beste Hundeflüsterer wohl nur entnervt das Stöckchen werfen würde, wenn denn noch möglich.
Für ein drahtiges B-Movie ist das gar keine verkehrte Prämisse und siehe da, sogar die prominenten Darsteller geben sich erstaunlicherweise richtig Mühe. Besonders Adrien Brody kann ja unmöglich als einziger nicht bemerkt haben wie sehr seine Karriere vor die Hunde (haha) gegangen ist und trotzdem – ehrlicher Respekt - wirft er die Brocken nicht unmotiviert hin; scheint ernsthaft interessiert daran sich weiterhin für höhere Aufgaben zu bewerben, in dem sich bietenden Rahmen. Bullet Head vermag es leider nicht, sein auf dem Papier schlichtes, aber schmissiges Grundkonzept durchgehend Leine zu geben, kettet sich unnötig selbst viel zu oft im Vorgarten an. Wenn der traumatisierte, verletzte und dadurch nur noch gefährlichere, zur Kampfmaschine „erzogene“ Wut-Köter gar keine hütenden Hand mehr akzeptiert und wild drauflos hetzt, dann ist hier richtig was los. Diese Dynamik funktioniert in einem Film immer, wenn gut gemacht, und in den verhältnismäßig wenigen (und dementsprechend zu geringen) Hund-gegen-Mensch-Jagdszenen gelingt Paul Solet ein kurzfristig packender, gut abgefilmter wie getimter Reißer mit einem ordentlichen Schlag Hektik, Panik und essentieller Survival-Stimmung.
Dass diese Situationen einen etwas zu einsamen Highlight-Charakter haben und nicht durchgehend den Takt bestimmen ist sicherlich eines der Hauptprobleme des Films, der quasi zu wenig aus seiner Idee schält, obgleich er partiell unter Beweis stellt, dass er dazu absolut in der Lage ist. Bezeichnend wird sich zu oft in Rückblenden geflüchtet, die mal einen narrativen Sinn verfolgen, öfter aber schlicht eine pseudo-effektive Charakterisierung aufgrund der persönlichen (Hunde-)Vergangenheit vorgeben, um unterm Strich lediglich die Laufzeit auf die befriedigende 90 Minuten Marke zu strecken. Was mühelos auch so machbar gewesen wäre, auf dem hier kurzzeitig geschilderten Niveau könnte man dann beinah von einem richtig flotten Mini-Geheimtipp reden. Davon ist Bullet Head summa summarum noch ein gutes Stück entfernt, zieht sich aber relativ anständig aus der Affäre, womit man grundsätzlich schon recht zufrieden sein kann.
Fazit
Zu mehr als einem einmaligen, kurzzeitigen Lückenfüller taugt „Bullet Head“ nüchtern betrachtet wohl nicht, was allerdings schon mehr ist als zunächst befürchtet. Aufgrund der anständigen Grundidee und dem partiell aufflackerndem Talent wäre sogar richtig was möglich gewesen. Ab und an schnappt der Streifen richtig fest zu, offenbart Fähigkeiten und gute Tendenzen, kann klare Defizite in Dringlichkeit und Plot gelegentlich kaschieren und sogar kurzzeitig fast vergessen lassen. Trotz aller berechtigter Kritikpunkte kein schlechter, ein solider Film und mit Sicherheit eine der besseren DTV-Produktionen der letzten Zeit, die nicht zwingend im Discounter-Wühltisch untergehen sollte.
Autor: Jacko Kunze