Inhalt
Ein bhutanischer „Glücksagent“ begibt sich auf eine Reise, um Glück zu messen – auch sein eigenes.Ende der 1970er Jahre erklärte Bhutans vierter König: „Das Bruttonationalglück ist wichtiger als das Bruttoinlandsprodukt.“ Jahrzehnte später bestimmt diese Philosophie noch immer Bhutans Politik.
Kritik
GNH Index
Happiness Index = Hht (Ha x As)
So ungefähr schreibt es die Instruktorin in einer frühen Szene Arun Bhattarais und Dorottya Zurbós demographischer Dokumentation an die Tafel. Vor sitzt neben anderen Gleichbeauftragten auch der Titelprotagonist, dessen Mission und mit ihr die filmische Prämisse die Lehrerin praktischerweise dazu liefert: „Ihr sollt Leute in allen Lebenslagen finden. Ihr reist durch das Land, um das Glück der Menschen zu messen“. GNH steht für „gross happiness index“, die Messlatte des Bruttonationalglücks.
Für dessen Messung nur ein Land der Welt bekannt ist. Bhutan, das zudem als Nation mit der glücklichsten Bevölkerung gilt. Die episodische Exkursion verläuft im Stil eines Buddy Road Movies, das dem 40-jährige Amber und seinem Kollegen Guna auf ihrer Tour von Ort zu Ort folgt. Es ist eine Reise voll pittoresken Lokalkolorits, Postkartenlandschaften, untermalt von beschwingter Musik und dem amüsanten Austausch der Männer. Eine Art naiver Nationalismus, der verklärte Vorurteile und infantile Ideale bestätigt.
Origineller sind Parameter der Erhebung, die sich nur bruchstückhaft erschließen. Die Regierungsbeauftragten stellen den Menschen 147 Fragen, die teils willkürlich, teils auffällig entrückt von der Lebensrealität einer urbanen jüngeren Generation scheinen. Mit seiner Mischung aus Pop-Philosophie, Pragmatismus und Pointen ist das filmische Fazit exemplarisch für die inszenatorische Intention. Hier geht es nicht um Information oder Erkenntnisgewinn, sondern Unterhaltung. Was die knappen Profile der Befragten davon liefern, untergräbt der unangenehme Eindruck kalkulierter Konstruktion.
Fazit
Obwohl der Erkenntnisgewinn Arun Bhattarais und Dorottya Zurbós Doku-Dramas gen Null tendiert und die „Denk mal drüber nach!“-Message, gleich des Protagonisten das eigene Glücksgefühl zu ergründen, ebenso lapidar wie lehrerhaft wirkt, gelingen der touristischen Tour punktuell interessante Einblicke. Jene Momente, die das Glücksideal widerlegen, bleiben jedoch bruchstückhaft und mitunter unvorteilhaft ambivalent in ihren Implikationen. Den durch drehbuchreife Dialoge, romaneske Handlung und sentimentale Stimmung erzeugten Eindruck einer verkappten Mockumentary verstärken die latente Bestätigung kitschiger Klischees.
Autor: Lida Bach