Inhalt
Tessa Young ist ein braves Mädchen, wie es im Buche steht. Klug, wohlerzogen und mit klaren Plänen für die Zukunft. Als sie ans College kommt, lernt sie den Bad Boy Hardin Scott kennen, der sie wie magisch anzieht. Düster, unverschämt, unberechenbar und verdammt sexy - er verkörpert all das, was sie nicht sein will. Hals über Kopf verliebt sie sich und je mehr sie ihm verfällt, desto mehr wird ihr klar: Sie wird selbst nie wieder die sein, die sie einmal sein wollte.
Kritik
Tessa (Josephine Langford, Wish Upon) steht vor einem wichtigen Lebensabschnitt: Die Highschool ist vorbei und nun geht es aufs College. Sie muss sich auf dem Campus eingewöhnen, muss sich von ihrem ruhigen Umfeld distanzieren und für die Fächer entscheiden, die sie belegen möchte. Der Abschied von ihrem Freund Noah (Dylan Arnold, Halloween), der selbst noch die Highschool besucht, fällt ihr ebenso schwer wie der von ihrer überbesorgten Mutter. Schnell bekommt sie mit, dass das College nach ganz eigenen Regeln funktioniert und sie ihr "braves" Verhalten nicht mehr beibehalten kann. Ständig wird sie dazu aufgefordert, sich aufreizend zu kleiden, endlich Alkohol zu trinken oder sich in sexuelle Bedeutungslosigkeiten zu stürzen. Die Lust, die sie an diesem neuen Lebensstil verspürt, findet ihre Verkörperung in dem Weiberhelden Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin, Harry Potter und der Halbblutprinz), mit dem sie ihren Freund Noah betrügt und entgegen der Ratschläge ihrer Mutter zusammenkommt.
Es ist ein grenzwertiges Bild des Heranwachsens, das After Passion zeichnet. Es ist ein Bild, das genauso totalitär und einengend ist wie das Verhalten der Mutter, die Tessa unbedingt so brav halten möchte wie es geht. Es ist ein Bild, das nicht zulässt, dass ein Student zuhause sitzt und lernt, das nicht zulässt, dass jemand im ersten Semester seine Jungfräulichkeit behält und nicht viel von Partys hält. Es ist ein Bild, das Generationen entspricht, die gewisse Erfahrungen als essentielle Notwendigkeiten dem Jugendalter zusprechen und deren größte Angst es ist, langweilig zu sein. Noah, ein schüchterner und herzensguter Junge, wird als ein solcher Langweiler diffamiert, der eben ein "bester Freund" sein kann, aber nicht die Attraktivität des "Bad Boys" Hardin besitzt. Tessa hat sich angepasst, ist nicht länger brav, und hat es deswegen verdient geliebt zu werden. Noah hat sich nicht angepasst und muss dafür alleine bleiben.
Hardin ist selbstverständlich nicht nur ein "Bad Boy", das wäre wohl auch zu anstößig. Er ist natürlich einer jener Charaktere, die unter ihrer harten Schicht einen sanften Kern verbergen. Anstatt es wirklich spannend zu machen und aufzuzeigen, dass Liebe auch toxisch sein kann, ist Hardin am Ende doch der nette Typ von nebenan, aber mit scheinbar spannenderem Auftreten. Tessa soll währenddessen wohl so etwas wie einen Emanzipationsprozess durchmachen: Sie wendet sich gegen ihre konservative Mutter und ihrem besorgten Freund und entscheidet sich für die gefährliche Liebe, die natürlich keineswegs gefährlich ist, weil es sich um die Verfilmung einer kitschigen Buchreihe handelt. Genau genommen bleibt Tessa der passive Spielball ihres Umfeldes, der sich nur anpasst, nie aber einen eigenen Impuls setzen darf. So hat ihre Liebe zu Hardin etwas von der Beziehung eines Fangirls zu dem Frontsänger einer Jugendband.
After Passion ist in vielerlei Hinsicht ein schlechter Film. Zum einen ist er handwerklich miserabel, hat die wohl schlechtesten Dialoge seit langem, einen grausamen Soundtrack und könnte kaum plakativer und klischeehafter erzählt sein. Wirklich schlimm ist jedoch, dass der Film ein repressives Idealbild der Jugendjahre vermittelt, nach dem man auf dem College nicht mehr lernen darf, sondern trinken muss, in dem es die größte Sünde ist, langweilig zu sein und in dem man sich pseudosubversiv gibt, weil es scheinbar zum Lifestyle dazugehört. Als Mädchen darf man sich immerhin von seiner konservativen Familie lösen, um zur Anbeterin eines "Bad Boys" zu werden. So geht Emanzipation!
Fazit
"After Passion" ist handwerklich gänzlich misslungen, was ihn noch lange nicht zu dem Machwerk macht, das er ist. Dafür sorgt vor allem die sexistische und repressive Denkweise, die den Film in jedem Moment durchzieht, jedoch von einem pseudoprogressiven Mantel getarnt wird.
Autor: Maximilian Knade