Inhalt
Bella Swan (Kristen Stewart) war schon immer ein wenig anders als ihre gleichaltrigen Mitschüler. Als ihre Mutter erneut heiratet, zieht sie zu ihrem Vater nach Forks, einer langweiligen, verregneten Kleinstadt im Staat Washington. Ihre Erwartungen an ihr neues Leben sind gering, doch dann begegnet sie in der Schule dem geheimnisvollen und äußerst attraktiven Edward (Robert Pattinson). Die beiden fühlen sich magisch zueinander hingezogen, doch etwas steht einer normalen Beziehung der beiden im Weg: Edward ist ein Vampir.
Kritik
„Und so verliebte sich der Löwe in das Lamm...“
Wer an Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen sowie die folgenden drei (auf der Leinwand sogar vier) Teile denkt, der betrachtet das Franchise zwangsläufig in Dualismen, so hart sind die Fronten, die der Fantasy-Romanze bis heute begegnen. Da hätten wir Buchkenner und Buchverweigerer, da entbrennen hitzige Diskussionen um Team Jacob (Taylor Lautner, Kindsköpfe 2) oder Team Edward (Robert Pattinson, High Life) und es gibt die grundsätzliche Zuweisung in Fürsprecher und ostentative Gegner. Fraglos allerdings ist, dass sowohl der kommerzielle Erfolg wie auch der populärkulturelle Stellenwert der Reihe ein achtbarer ist. Ebenso unzweifelhaft gestaltet sich die filmische Qualität der Bestseller-Adaption, denn was Catherine Hardwicke (Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond) mit ihrer vierten Regiearbeit abgeliefert hat, ist nicht nur schreckend schwach, sondern auch hilflos unausgereift.
Dabei hat die Regisseurin zuvor mit Filmen wie dem kontrovers rezipierten Thirteen und dem durchaus sehenswerten Dogtown Boys bewiesen, dass sie eigentlich die richtige Künstlerin dafür ist, um sich in adoleszente Gefühlswelten einzufühlen. Bei Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen jedoch erscheint es so, als würde es sich hierbei um einen Stoff handeln, der alleinig in literarischer Form funktioniert, weil die Phantasie hier immer noch im Notfall dafür sorgen könnte, den bereits in ihren Anlagen lächerlich erscheinenden Elementen eine individuelle Umsetzung zuzugestehen. Wenn sich im Kino allerdings ein im Sonnenlicht glitzernder Edward Cullen präsentiert, dann wirkt das nicht nur unfreiwillig komisch, sondern tut auch der Performance von Robert Pattinson keinen Gefallen, die in diesem Fall ohnehin schon seltsam unbeweglich und eindimensional wirkt – was nichts mit der natürlichen Hautblässe der Figur zu tun hat.
Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen wirkt in der Spielfilmversion ohnehin unentwegt wie Rumpffassung der Vorlage – ein gängiges Problem, wenn es sich um Romanverfilmung handelt. In diesem Fall aber werden so klare und bekannte Coming-of-Age-Ängste und Bedürfnisse ausgehandelt, dass es schon verwunderlich ist, wie wenig Zugang zu den Seelenleben seiner Protagonisten gefunden wird. Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen wirkt wie eine biedere Soap-Opera im Highschool-Milieu; wie ein müdes Verwursten klassischer Vampirmythen, was sich deshalb so prüde und ausdrucksslos formuliert, weil es sich im Endeffekt eben immer noch um eine phlegmatische Ausstellung mormonischer Tugenden handelt. Enthaltsam, aalglatt und fernab jeder tieferen Auseinandersetzung mit den emotionalen Konflikten, die die verbotene Liebe zwischen Edward und Bella (Kristen Stewart, Café Society) eigentlich ausmachen. Eine lustfeindliche Schnulze.
Fazit
Rückständige, lustfeindliche, aalglatte Teenie-Romanze, die weder Gespür für die emotionalen Konflikte der Liebesgeschichte aufweist, noch dem Vampir-Thema mit kreativen Impulsen begegnet. "Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen" ist die ausdruckslose, unfreiwillig komische und gnadenlos eindimensionale Adaption eines Belletristik-Bestsellers. Kino ohne Biss und ohne Herz.
Autor: Pascal Reis