Inhalt
Ein amerikanische Raumschiff wird auf dem Rückflug vom Mars in einen Zeitstrom geschleudert und gelangt in der Zukunft zur Erde zurück. Diese ist von einem Atomkrieg verwüstet und ständig dem unterirdisch lebenden Restvolk Gefahr von Mördermutanten und Riesenspinnen.
Kritik
Hach ja, das verspielte Science-Fiction der 1950er Jahre. Wenn man sich die Filme dieses Jahrgangs heute zu Gemüte führt, wird einem erst so richtig gewahr, was für ein sagenhafter Quatsch in jeden Tagen verzapft wurde. Und „Planet des Grauens“ von Edward Bernds darf sich hinsichtlich dieser Tatsache keiner Schuld entziehen. Man muss diesen Streifen aber soweit entgegen kommen, dass man sie in der folgenden Besprechung sowohl als Kind ihrer Zeit sieht, und damit auch im Kontext der damaligen Gepflogenheiten rezensiert, als auch ihre Wertigkeit als Nostalgieprodukt anerkennt. „Planet des Grauens“ aber hat erhebliche Schwierigkeit damit, diesen qualitativen Standpunkt zu überwinden und versackt letzten Endes im Nirgendwo des altbackenen Sci-Fi-Sumpfes, in dem schon viel zu viele (Film-)Leichen vor sich hin modern.
Aber was müssen das für Zeiten gewesen sein, als ein Film wie „Planet des Grauens noch auf Pro7 (unter dem Titel „Der verfluchte Planet“ gelaufen ist)? Andere, so viel steht fest, genauso wie man 1956 noch die Möglichkeit hatte, einen Film wie „Planet des Grauens“ als sensationellen Blockbuster zu vermarkten. Dabei kam dem Werk eine ganz besondere Rolle zu: „Planet des Grauens“ nämlich sollte es vollbringen, dem Produktionsstudio Monogram Pictrues die Geißes des „Billigunternehmens“ zu entreißen und durch satte CinemaScope-Aufnahmen und aufgeblähten Handlungsspielraum darauf hinweisen, dass man doch in der Lage war, wirklich Großes zu leisten. Ein von vier Mann (darunter übrigens auch Rod Taylor, der später noch die Hauptrolle in „Die Zeitmaschine“ und „Die Vögel“ für sich gewinnen sollte) besetztes Raumschiff, möchte eigentlich zum Heimflug ansetzen und die Mannschaft einen Haken hinter ihre Marsmission setzen lassen, durch eine Zeitdilatation, die 100 Meilen in der Sekunde verschlungen hat, geht es in abstruser Hochgeschwindigkeit zurück zur Erde – Und zwar in das Jahr 2508!
Da staunen die Männer nicht schlecht und wir als Zuschauer sehen uns einem wie es das Poster breitärschig ankündigt, „schonungslosen Blick in die Zukunft ausgesetzt!“. In Wahrheit ist „Planet des Grauens" reiner Trash, nicht nur formal (zu Anfang segeln noch Miniaturmodelle durch die Gegend, bis dann einige Riesenspinnen angaloppiert kommen dürfen), auch inhaltlich zehrt diese Dystopie, die von den Folgen einer Atomkatastrophe berichtet, von maximaler Naivität. Das ließe sich aber alles noch auf den zeitlichen Kontext schieben, wäre „Planet des Grauens“ nicht so unfassbar träge in seinem verquatschten Gestus. Da nutzt es auch nichts, wenn schlussendlich mal wieder zum alttestamentarischen Kampf aufgerufen wird, Auge um Auge, Mensch gegen Mutant, kleidet diese Auseinandersetzung doch ohnehin nur einen ungemein reaktionäres Gewand: Nur der Tot gewährt eine neue Ordnung, auf Blut gebaut ist die Perspektive des Menschen. Wenn man so darüber nachdenkt, ist das wahrscheinlich reflektierter, als es sich die Macher jemals vorstellt haben.
Fazit
„Planet des Grauens“ ist naives Sci-Fi-Kino aus den 1950er Jahren, das man heute gerne als reinrassiges Nostalgieprodukt bezeichnen kann, aber leider aus seinem auf allen Ebenen anzutreffenden Trashappeal nichts macht. Edward Bernd hat einen trägen, verquatschten und letzten Endes auch reaktionären Film gedreht, der mit Sicherheit nicht das Privileg genießt, als Klassiker des Genres zu gelten – der vier Jahre später erschienene „Die Zeitmaschine“ ist da schon aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.
Autor: Pascal Reis