Inhalt
Die Fischverkäuferin Polina schläft schlecht, weil sie sich Sorgen um ihren Bruder macht. Ein Tee, den ihr eine seltsame alte Frau schenkt, verwandelt ihren Schlaf in ein Märchen. In einer Art Unterwelt nimmt sie an einem Wettstreit teil, der zeigen soll, ob die Fischverkäuferin auch das Zeug zur Tzarevna, zur Zarentochter, hat.
Kritik
Es war einmal eine Studentin der Politikwissenschaft, die langweilte sich und wollte gerne reich und berühmt sein. Sie hatte aber gehört, dass in einem fernen Lande einmal im Jahr ein Wettbewerb abgehalten wurde, wer denn den besten Film vorzeigen könne. Das glorreichste Werk - manchmal auch das kuriosestes, blödsinnigste und verkorksteste - wurde zum Sieger gekrönt und die, die es zusammengeschustert hatten, mit ihm. So zog sie denn mit ihrem Filmdebüt los, um ihr Glück zu versuchen.
Vielleicht war die Geschichte hinter Uldus Bakhtiozinas Berlinale Beitrag nicht ganz so märchenhaft. Zu viele Märchen hat die russische Filmaspirantin aber definitiv gehört. Davon zeugt ihr kindischer Kostümball in der Sektion Forum, die gewissermaßen die Grabbelkiste des Festivals ist. Manchmal finden sich unter dem Ramsch etwas Kostbares. Viel öfter aber nicht. Apropos Grabbelkisten: Die waren offenbar die Hauptinspiration der Regisseurin. Sie agierte parallel als Autorin, Cutterin und Kostümdesigner, wobei Drittes ihr Werk am entscheidendsten beeinflusste.
Die von Märchenmotiven unterfütterte Story der Fischverkäufer-Tochter Polina (Alina Korol), die in einer Art grotesken Anti-Schönheitswettbewerb um den Titel Zarentochter antritt, ist in erster Linie eine durchgeknallte Modenschau. Die Kulissen für diese Parade folkloristisch anmutender Outfits liefert ein Haufen wie bei den Großeltern aus dem Keller hervorgeholt aussehender Plunder, der teilweise noch aus Sowjetzeiten stammt. Umso besser, das impliziert politischen Hintersinn! Das kommt davon, wenn man sich von fremden Babuschkas Tee andrehen lässt.
Fazit
Alljährlich präsentiert das Berlinale Forum Erstlingswerke von Leuten, die am besten nie wieder irgendwas mit Film machen. Eine davon ist Uldus Bakhtiozina. Ihr auf Monarchie, Materialismus und Märchen anspielender Maskenball ist am dümmsten, wenn er sich am cleversten gibt. Der archetypische Plot will überdeutlich etwas zum ewigen Ringen um gesellschaftliches Prestige mittels Statussymbolen, Selbstdarstellung und Show-Stealing sagen, verfällt dabei aber genau jener Fixierung und Fetischisierung im Grunde alberner Äußerlichkeiten, die er zu karikieren vorgibt.
Autor: Lida Bach