Inhalt
Ein totalitäres Regime verfrachtet alle Systemgegner in unmenschliche Straflager, wo sie gefoltert und erniedrigt werden. Paul und einige Leidensgenossen bekommen die Chance, um ihre Freiheit zu kämpfen. Der sadistische Lagerleiter Thatcher veranstaltet für einige Sportsfreunde eine Menschenjagd, bei der ausgewählte Insassen als lebende Zielscheiben dienen, wofür ihnen beim unwahrscheinlichen Fall des Überlebens die Begnadigung versprochen wird.
Kritik
„Freiheit ist Pflichterfüllung. Pflichterfüllung ist Arbeit. Arbeit ist Leben.“
Auf „Arbeit macht frei“ gab es leider schon ein Copyright. Mal wieder sieht die Zukunft (oder wann immer die Handlung angesiedelt ist, wird nicht näher beleuchtet) nicht rosig aus. Die Regierung besteht (scheinbar) aus einem militärischen Schreckensregime, aufmüpfige Freigeister oder generell jeder, der einfach nicht in die saubere Weltanschauung von Maul-halten-und-dankbar-Scheiße-fressen passt, wird deportiert. Damit die Strafanstalten – in dem Fall eher spartanische Camps irgendwo in der Wildnis – bei derart rigider „Rechtsprechung“ nicht aus allen Nähten platzen und die gelangweilte, wohlhabende Upper-Class mal was zu tun hat und an die frische Luft kommt, werden regelmäßig Menschen-Safaris veranstaltet. Körperliche Ertüchtigung, Abbau von aufgestautem Alltagsfrust und Kostenminimierung in einem, praktischer geht doch gar nicht.
Jawoll, das ist ja mal räudiges Ozploitation-Kino mit allem Piff und Paff, nur ohne falsche Scheu. Wer Tiefsinnigkeit, Sensibilität oder künstlerischen Anspruch sucht fischt im falschen Tümpel, „Insel der Verdammten“ kann eigentlich nur satt auf die Kacke hauen und tut das – nach einem etwas rumpeligen Start – mit Genuss. Gesellschaftskritik oder ähnliches Intelektuellengewäsch, was jede noch so halbgar Dystopie zumindest am Rande versucht aufzuzeigen, wird hier gleich weggelassen, das wäre auch geheuchelt. Der kaum erklärte und letztlich völlig unwichtige Hintergrund dient nur um das klare Gut/Böse-Schema auf den Weg zu bringen: Die hundsgemeinen, gewaltgeilen Machthaber und Despoten gegen unterdrückte, eigentlich chancenlose (wie sie so schön bezeichnet werden) „Subversive“, die unbewaffnet zum Abschuss freigegeben werden. Der Auftakt könnte auch aus jedem Nazi-Exploitation-Film kommen, nur ohne Hakenkreuze und historisch nicht ganz so fragwürdig ausgeschlachtet, im Prinzip ist es das Gleiche in grün. Da wird auch schon kräftig gefoltert und der nackte Frauenkörper gerne zur Schau gestellt (Sex unter den Insassen ist übrigens gestattet, Schwangerschaft wird aber mit Abtreibung und Kastration bestraft, nur als unwichtige Info am Rande), richtig Schwung in die Bude bzw. das Unterholz kommt natürlich erst, wenn Menschen wie Truthähne (der Originaltitel ist so zynisch wie der Film selbst) gehetzt werden.
Dann geht der gute Geschmack endgültig baden und „Insel der Verdammten“ rotzt los wie die Wilde Wutz. Überzeichnet-kurioses Jägergesindel in Form z.B. einer elitären Kampflesbe mit ihren explosiven Armbrustgeschossen hoch zu Ross oder einem verkappten Großwildjäger („Ich will Leichen sehen!“) mit Mini-Bagger und einem Zehen-fressenden Riesen-Monchichi aus dem Wanderzirkus als Untergebenen (allein diese bekloppte Idee!), kennen keine Gnade und Regisseur Brian Trenchard-Smith („Die BMX Bande“) keine Hemmungen vor möglichst explizit dargestellter, offenherziger Gewalt, die unserer FSK selbst direkt nach der Weihnachtsfeier niemals auch nur mit Glück durchgehen lassen würde. Holla, da geht was ab, aber im dem Kontext muss man das nicht allzu ernst nehmen, eine flotte Gore-Sause halt für Freunde des schmissigen VHS-Rüpel-Films, der sich gar nicht erst versucht über seinen schlichten Inhalt hinaus höher zu positionieren. Das wäre auch fatal. Mit seinem rüden Achtung-jetzt-komm-ich-Charme und einem nicht wegzudiskutierenden, jedoch einfach Genre-typisch passenden Maß an gesundem (?) Sexismus macht „Insel der Verdammten“ einfach primitive Laune, der man sich gerne mal ungeniert hingeben darf. Wofür der Film natürlich nichts kann ist der unüberlegte bzw. wohl eher gleichgültige deutsche Titel, der mal eben eine Wendung kurz vor Schluss einfach so spoilert. Danke dafür, ihr Pfeifen.
Fazit
Eine zügellose, rustikale Geschmacklosigkeit aus Down Under, bei dem satter Gore zum guten Ton gehört. Der subversive Schweinehund feiert innerlich diese radikale, verrohte, aber immer noch verspielte Nummer mit seinem dezenten Augenzwinkern und der groben Kelle ab, wofür er sich auch nicht schämen braucht. Von Filmkunst so weit entfernt wie von dem roten FSK-Flatschen, eine (un)saubere Schweinerei für Zwischendurch.
Autor: Jacko Kunze