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Der hassidische Rabbi Moshe Yehuda ist ein begeisterter Amateurtänzer und gibt Tanzstunden, um seine Familie über Wasser zu halten und seine Schule vor dem Bankrott zu bewahren. Das Preisgeld eines Tanzwettbewerbs könnte die Lösung seiner finanziellen Probleme sein. Doch wie leidenschaftlich Tango tanzen, wenn er seine Partnerin aufgrund der strengen Glaubensgebotenicht berühren darf?
Kritik
Die Prämisse Gabriel Bolognas (Ouija - Wer den Teufel ruft) theosophischer Tanzshow klingt wie das Resultat einer Schulhausaufgabe, bei der man um zwei zufällige Begriffe eine Geschichte schreiben muss. In diesem Fall „Rabbi“ und „Tango“. Zum Glück für das Drehbuchautoren-Trio Jos Laniado (An American Pickle), Joseph Bologna (Made For Each Other) und Claudio Laniado (Mudbound), wenn auch nicht für das Publikum, dreht sich ein ganzes Subgenre um das Konzept, dass dazu wenig prädestinierte Personen das Tanzbein schwingen, zwecks erhöhter Dramatik typischerweise bei einem Wettbewerb, dessen Preisgeld irgendwas retten soll.
Für den chassidischen Rabbi Moshe Yehuda (Jos Laniado) ist das seine Hebräisch-Schule, die krumme Geldgeschäfte der Verwandtschaft an den Rand des Ruins gebracht haben. Aber da die Wege Gottes, dessen Existenz in der US-amerikanischen Sparte sogenannter „glaubensbasierter“ Filme ein selbstverständlicher Fakt ist, unergründlich sind, wird der verheiratete Familienvater prompt von Tango-Lehrerin Viviana (Karina Smirnoff, Wild For the Night) zum Vortanzen eingeladen. Quasi als Antwort auf seine Gebete soll Moshe bei einem Tango-Wettbewerb die Schuhe Vivians kurzfristig abgesprungenen Tanzpartners füllen.
Wer glaubt, die antisemitischen Klischees ließen sich nicht unterbieten, wird eines Besseren belehrt, als die allesamt als Darsteller fungierenden Drehbuchautoren ihren mit „HaShem“ hadernden Hauptcharakter auf der Suche nach religiösem Rat zu anderen Glaubensgemeinschaften schickt. Auf die Toleranzbotschaft, die sich anzubahnen scheint, wartet man vergebens. Stattdessen predigt der pietistische Plot, sämtliche Situationen den Glaubensvorschriften anzupassen. Moshes skeptische Verwandtschaft lernt nicht Akzeptanz, sondern Kreativität bei der Umsetzung religiöser Vorschriften. Von beiden zeigt die faith-based Fiasko nichts.
Fazit
Seine Liste nach maximal billigem Blaupausen-Prinzip konstruierter B-Movies erweitert Gabriel Bologna um ein ungelenkes Duett von Theolatrie und Tanzfilm. Was ernst gemeint ist und was Teil des hölzernen Humors, lässt das ungelenke Schauspiel oft im Unklaren. Geistreiche Glaubenssätze finden sich darin genauso wenig wie stimmige Choreografien. Stattdessen spickt die amateurhafte Inszenierung ihre beflissene Botschaft von Frömmigkeit mit verstaubten Vorurteilen, an die der Klamauk augenscheinlich ebenso fest glaubt wie an einen (welchen, ist zweitrangig) lieben Gott.
Autor: Lida Bach