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Weihnachten auf dem Straßenstrich in Los Angeles. Die stürmische Transe Sin-Dee Rella kommt gerade aus dem Knast, da steckt ihr Alexandra, dass ihr Freund und Zuhälter Chester sie mit einer echten Frau betrogen haben soll. Sin-Dee tickt aus und will Chester zur Rede stellen - mit Beweisstück im Schlepptau! Zusammen mit ihrer besten Freundin jagt sie durch die Straßen von Hollywood, um die beiden Missetäter in der abenteuerlichen Transgender-Szene zu finden...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kaum ein anderer Film machte auf den Filmfestivals des letzten Jahres so viel von sich Reden, wie Sean S. Bakers Tangerine. Das ist leider vor Allem der Tatsache geschuldet, dass der Film komplett mit einem Iphone gedreht wurde. Ihn auf dieses Gimmick zu reduzieren, wird dem Film aber bei weitem nicht gerecht. Auch wenn diese Tatsache natürlich Interesse weckt, so sollte sie doch nicht vom eigentlichen Inhalt des Films ablenken. Denn Tangerine ist weit mehr als das Gimmick, durch das er internationale Bekanntheit erlangte.

Gerade erst wurde die transsexuelle Prostituierte Sin-Dee Rella (Kitana Kiki Rodriguez) am Weihnachtsabend aus ihrer 28-Tägigen Haft entlassen, muss sie sofort von ihrer besten Freundin (Mya Taylor) erfahren, dass ihr Freund Chester (James Ransone) – dem sie den Gefängnisaufenthalt zu verdanken hatte – sie betrogen hat. Alles was Sin-Dee über die Liebschaft ihres Freundes weiß, ist der Anfangsbuchstabe ihres Namens – D. Fortan begibt sie sich auf die Suche nach Dennie, Desire, Destiny oder wie auch immer diese ******** heißen mag und sorgt dabei für allerhand Trubel in der Stadt der Engel.

Trotzdem der Film nicht auf das Gimmick reduziert werden soll, muss dieses ob seiner Besonderheit doch Erwähnung finden. Sean S. Baker hatte zu Beginn der Produktion Probleme das nötige Kleingeld aufzutreiben und entschied sich daher, in einigen belangen Kompromisse einzugehen. Einer davon war die Kameraarbeit, bei der nicht - wie heute selbst in den kleinsten Produktionen üblich - eine professionelle Filmkamera Verwendung fand, sondern lediglich drei mit zusätzlichen Linsen, einer App zur Verbesserung des Fokus und einem Steady-Cam-Gerüst modifizierte Iphones. Bei Sichtung des Films verschwendet man allerdings keinen Gedanken daran, hier gerade einen "Iphonefilm" zu schauen, denn diese Tatsache sieht man dem Film zu keinem Zeitpunkt an. Der aus finanziellen Gründen geschlossene Kompromiss war dem Film damit nicht nur nicht abträglich, sondern half im Gegenteil die Kameraarbeit deutlich geschmeidiger und dynamischer zu gestalten. Diese Dynamik geht Hand in Hand mit dem schnellen Pacing der Geschichte und verleiht dem Film einen fast schon dokumentarischen Charakter. Es fühlt sich so an als wäre man selbst dabei.

Neben der besonderen Kameraarbeit wurde auch das Schauspiel von Hauptdarstellerin Kitana Kiki Rodriguez vielfach diskutiert. Schon seit der Uraufführung beim Sundance Filmfestival 2015 galt diese als geheime Favoritin für den Oscar als beste weibliche Hauptdarstellerin. Das eine transsexuelle schwarze bei einer solch konservativen und "weiß gewaschenen" Veranstaltung aber nicht einmal mit einer Nominierung bedacht wurde, sollte niemanden überraschen. Das schmälert aber natürlich ihre Leistung nicht. Regisseur Baker und Autor Bergoch entdeckten das junge und unerfahrene Talent in einem LGBT Zentrum in LA. Gerade ihre Unerfahrenheit dürfte ein Grund für die natürliche und authentische Darstellung gewesen sein. Sie ist mit ihrer aufbrausenden und mitreißenden Art genau die richtige um einen Film mit einem solch schnellen Pacing zu tragen und gleichzeitig beim Zuschauer eine Sympathie für eine Welt zu entwickeln, mit der die meisten wohl noch nicht in Berührung getreten sind. Weiter ist der Film bis in die kleinste Nebenrolle fast ausschließlich mit Laiendarstellern besetzt. Beachtlich also, dass man den ganzen Film hindurch keine einzige halbherzige oder gar schlechte Leistung beobachten kann. Alle fügen sich perfekt in die Welt des Films ein – wahrscheinlich weil sie selbst Teil eben dieser Welt sind.

Wie in der obigen Beschreibung sicher deutlich wird, ist der Inhalt des Films recht überschaubar. Baker erzählt hier eine typische Eifersuchts-/Rachegeschichte. Wichtig ist hierbei weniger was sich abspielt, sondern wo es sich abspielt. Die wenigsten von uns werden bisher in Berührung mit der Szene der transsexuellen prostituierten in LA gekommen sein. Trotzdem schaffen es Baker und Co-Autor Bergoch, dass wir zu keinem Zeitpunkt fremd in dieser Welt fühlen. Denn im Kern des Films geht es um Freundschaft und Zusammenhalt. Themen die allgegenwärtig sind und bei denen Herkunft, Hautfarbe und auch die sexuelle Orientierung keine Rolle spielen. Dabei durchbrechen sie das von Vorurteilen behaftete Bild dieser Welt und zeigen uns die Menschlichkeit dahinter. Genau das macht Tangerine einzigartig.


Fazit

Vergessen sollte man die Tatsache, dass Tangerine mit einem Iphone gedreht wurde. Denn dieses Gimmick verliert in den tollen Bildern des Films ohnehin jede Bedeutung. Viel mehr sollte man seinem Inhalt Beachtung schenken. Sean S. Baker gelingt es das von Vorurteilen behaftete Bild der prostituierten Szene von LA zu durchbrechen und eine im Kern menschliche und allgegenwärtige Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte von Freundschaft und Zusammenhalt, bei der Herkunft, Hautfarbe und auch sexuelle Orientierung keine Rolle spielen. Einer der sehenswertesten und besten Filme des laufenden Kinojahres.

Kritik: Tobias Bangemann

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