Inhalt
1903 gründete Emmeline Pankhurst in Großbritannien die "Women's Social and Political Union", eine bürgerliche Frauenbewegung, die in den folgenden Jahren sowohl durch passiven Widerstand, als auch durch öffentliche Proteste bis hin zu Hungerstreiks auf sich aufmerksam machte. Neben dem Wahlrecht kämpften sie für die allgemeine Gleichstellung der Frau und für heute so selbstverständliche Dinge wie das Rauchen in der Öffentlichkeit. Die sogenannten "Suffragetten" waren teilweise gezwungen in den Untergrund zu gehen und ein gefährliches Katz und Maus-Spiel mit dem immer brutaler zugreifenden Staat zu führen. Es waren größtenteils Arbeiterfrauen, die festgestellt hatten, dass friedliche Proteste keinen Erfolg brachten. In ihrer Radikalisierung riskierten sie alles zu verlieren - ihre Jobs, ihr Heim, ihre Kinder und ihr Leben. Maud war eine dieser mutigen Frauen.
Kritik
"You want me to respect the law? Then make the law respectable."
Wenn am Ende von "Suffragette" Texttafeln die Durchsetzung des Wahlrechts für Frauen in verschiedenen Ländern verkünden, setzt dies beinahe einen zu versöhnlichen Schlusspunkt unter die gezeigten Ereignisse in den 100 Minuten davor, gerade da der Film in seinen letzten bewegten Bildern eindeutig klar macht, dass die Schlacht zwar gewonnen ist, der Krieg aber gerade erst begonnen hat. Nun erzählt der Film von Sarah Gavron aber unmissverständlich die Geschichte der Suffragette-Bewegung und an deren Ende steht steht ein kleiner großer Sieg, ein stiller aber bedeutender Triumph, erlangt mit Blut und Schweiß... sogar dem Tod.
Den Weg dorthin illustriert "Suffragette" durch die Augen von Maud Watts, überzeugend verkörpert von Carey Mulligan. Die 24-jährige Wäscherin hat sich mit ihrer zurückgestellten Rolle in der Gesellschaft und den damit einhergehenden Lebensbedingungen bereits abgefunden, gerät aber mehr zufällig in die Reihen der Suffragettes - und damit auch ins Visier von Inspector Arthur Steed (Brendan Gleeson), der den Kämpferinnen für Gleichberechtigung dicht auf den Fersen ist. Dabei ergreift der Film selbstredend Partei, aber auf eine kluge und bedachte Weise, die ihr Männerbild nie vollständig zu dämonisieren versteht.
Den Zeitgeist der 1910er Jahre fängt "Suffragette" durch Kostüm- und Set-Design überzeugend ein und wer ein solch namhaften Cast versammelt (Meryl Streep schaut als Emmeline Pankhurst für einen kleinen Auftritt vorbei), ist sowieso auf der Gewinnerseite. Inszenatorisch fehlt Gavron dafür leider der Pfiff: Wirklich zum Leben erwachen tut diese Geschichte trotz ihrer rühmlichen Ambition nie so ganz, dazu bleibt das Geschehen zu brav und generisch, findet wenige eindrückliche Bilder und schleppt sich zeitweise ein wenig zu mühsam voran. Emotionen werden höchstens durch das hingebungsvolle Spiel Mulligans entfacht, die Regiearbeit bleibt kraftlos - was gerade bei solch einer erzählenswerten Geschichte enttäuschend ist.
Fazit
Der leblosen Inszenierung gelingt es nur zeitweise, dieser inspirierenden Geschichte den nötigen visuellen Ausdruck zu verleihen - das beeindruckende Darsteller-Ensemble aber macht "Suffragette" sehenswert.
Autor: Nikolas Friedrich