Inhalt
Susan Cooper ist eine bescheidene Schreibtisch-Agentin. Als jedoch ihr Partner ausfällt und ein weiterer Top-Agent sich in Gefahr befindet, meldet sie sich freiwillig, um undercover in die Welt der Drogendealer und Ganoven einzutauchen und die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren. So entwickelt sich Susan Cooper zur sorglosesten Heldin der gefährlichsten Mission des CIA.
Kritik
Als „Brautalarm“ 2011 in die Kinos kam, war von einem der größten komödiantischen Erfolge der letzten Jahre die Rede, welcher Regisseur Paul Feig („Parks and Recreation“) und (Neben-)darstellerin Melissa McCarthy ("St. Vincent") direkt ins Rampenlicht des Genres beförderte. Feig hielt sich nach seinem großen Erfolg dann zwar dezent zurück, McCarthy wirkte aber in einer mittelmäßigen bis furchtbaren Komödie nach der anderen mit, die nicht nur durch repetitive Mätzchen langweilten, sondern das Bild der beleibten Komödiantin schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holten. Jetzt sind die beiden (nach „Taffe Mädels“) wieder vereint, im Gepäck eine Parodie auf das Agentengenre und die großen Frage, ob McCarthy in Verbindung mit Regisseur Feig mal wieder eine durch und durch frische sowie brüllend komische Zeit auf die Leinwand bringen kann.
Die Antwort: Nein. Auch wenn dieses Urteil in keinster Weise vernichtend gemeint ist. „Spy“ zeichnet sich durch eine Menge sympathischer Cameos, eine gute Inszenierung sowie die ein oder andere saukomische Szene aus, wirklich frisch oder kreativ ist das Endergebnis dabei aber nie. Ganz im Gegenteil: „Spy – Susan Cooper Undercover“ ist wohl die straighteste Agentenparodie der letzten Zeit, erspart sich dabei jedweder Experimente und verlässt sich auf die Präsenz ihrer Darsteller und laute Dialoggefechte. Ein bisschen zu sehr könnte man sagen. Wodurch sich die Agenten-Meta-Komödie „22 Jump Street“ (mit der man „Spy“ im Sachen Humor und Inszenierung wohl am ehesten vergleichen kann) neben ihrem tollen Darstellerduo letztes Jahr auszeichnete, waren nicht nur die coolen Sprüche und die spaßige Action, sondern eben auch eine kreative, einfallsreiche und selbstreferenzielle Machart, die den Film über den Komödiendurchschnitt erhob. „Spy“ schafft dies nicht, bleibt inhaltlich viel zu oft ausdruckslos und slapstickfixiert. Etwas, was in Maßen durchaus als komisch zu bewerten ist, bei einer Lauflänge von 2 Stunden aber irgendwann ermüdend wirkt.
Highlight des Films ist dabei (ohne langes Herumreden) Jason Statham(„Wild Card“) als Rick Ford. Dieser parodiert nicht nur gelungen sich und sein Image, sondern kann auch den stärksten Monolog des Films auf seinem Konto verbuchen, welcher in nostalgisch fast ergreifender Weise an seine alte Guy Ritchie-Zeit erinnert und sich gerade durch die rare Leinwandpräsenz vom Rest abhebt. Daneben erwähnenswert ist natürlich noch Jude Law ("The Grand Budapest Hotel"), dem die Rolle des schicken und coolen Agenten ausgezeichnet steht (schön ihn mal wieder so zu sehen). Wirklich essentiell ist sein Charakter aber nicht, ebenso wenig wie seine zwar sympathisch gespielte, aber doch selten komische Art. Auch Rose Byrne ("Bad Neighbours") kann durch ihr kühles Inneres und heißes Äußeres beeindruckend, während aber vor allem Allison Janney ("Mom") und Miranda Hart ("Miranda") irgendwann gehörig auf die Nerven gehen.
Und dann ist da natürlich noch Melissa McCarthy, die in ihrer Rolle der dicken und (größtenteils) tolpatschigen Agentin Cooper selbstredend total aufgeht und einiges an Einsatz in das Geschehen bringt. Die Feig-Dialoge beherrscht sie natürlich aus dem Effeff, ihre Performance wirkt routiniert und auch ihr Charakter ist glücklicherweise ein Angenehmerer als gewohnt (dies liegt an einer wirklich befriedigenden, wenn auch vorhersehbaren Entwicklung, die ihre Figur erfährt). Zwar verlässt sich der Film immer noch viel zu sehr auf den ausgelutschten „McCarthy ist dick“-Humor und klatscht dementsprechend etwas lustlos eine Menge albernen Slapstick auf die Leinwand, die Figur der amerikanischen Darstellerin funktioniert aber weit besser, als wir es in der letzten Zeit sehen durften.
Inszenatorisch kann man vor allem die gute Atmosphäre (einhergehend mit den fortlaufenden Locationwechseln) sowie die gut choreografierte Action des Films loben. Diese kommt dabei mit überraschend harter Gewalt daher, die aber weniger einen echten Zweck zu verfolgen scheint, als einzig dazu existiert das Interesse des Zuschauers nicht zu verlieren (ganz nach dem Schlüsselwackel-Prinzip, um die Aufmerksamkeit eines Babys auf sich zu richten). Auch das Filmtempo funktioniert über weite Strecken, während aber vor allem der langgezogene Showdown viel Humor einbüßt und die Nerven heftig strapaziert. „Spy“ avanciert so nie zu einem guten Film, dazu ist er insgesamt zu straight und überraschungsarm. Wer dieses Jahr also zu einer wirklich kreativen Agentenparodie greifen will, die das Genre gehörig auf den Kopf stellt, der greift zu „Kingsman“. Wer nur einen netten Abend verleben und unterhalten werden möchte der … greift auch zu „Kingsman“. Seinen Spaß kann man mit „Spy“ aber trotzdem haben.
Fazit
Straighte und überraschungsarme Agentenparodie des eingespielten Teams um Paul Feig und Melissa McCarthy, die durch diverse saukomische Einzelszenen, überraschend gute Action sowie einen genialen Jason Statham unterhalten kann, sich aber erneut zu oft in plattem Slapstick, anstrengenden Dialoggefechten sowie einer überstrapazierten Laufzeit verliert. Wer einen netten, inszenatorisch als auch inhaltlich nicht zu beanspruchenden Abend verleben will, macht mit „Spy“ nicht viel falsch, mehr als leicht über dem Durchschnitt ist diese Komödie aber trotzdem nicht anzusiedeln.
Autor: Thomas Söcker