5.5

MB-Kritik

Irmã 2020

Drama

5.5

Inhalt

Auf der Suche nach ihrem Vater fahren zwei Schwestern in den Süden Brasiliens. Sie begegnen rätselhaften Wesen, Fossilien und seltenen Naturerscheinungen. Eine Reise voller magischer Bilder und Töne, die die Mädchen zusammenschweißt und wachsen lässt.

Kritik

Erwachsen zu werden und mit einem Teil des Lebens abzuschließen kann sich wie das Ende der Welt anfühlen. Luciana Mazeto und Vinícus LopesSisters at the End of the World nimmt dieses Gefühl wörtlich: In Form eines violetten Lichtes am Horizont rast ein Meteorit auf die Erde zu. Zur selben Zeit macht sich das Geschwisterpaar Aná (Maria Galant) und Julia (Anaís Grala Wegner), scheinbar um einen familiären Verlust zu verarbeiten, auf einen abstrakten Road Trip scheinbar ins Nirgendwo. Der Aufbruch in die große weite Welt wird gegengestellt mit dem drohenden Ende selbiger. Bereits zu Beginn symbolisiert eine Diashow des Universums, welche über das Gesicht von Aná läuft, dass es ein gesamtes Universum ist, welches sie mit sich herumträgt und das nun vor dem Ende steht. 

Sisters in the End of the World ist ein Film so abstrakt das es ihm nicht wirklich gut tut. Besagte Diashow als Eröffnung ist noch einer der konventionelleren Einfälle des Filmes. Dazu gibt es plötzliche Text-to-Screen Sequenzen, welche wohl die nonverbale Kommunikation der Schwestern untereinander vermitteln soll. Diese Einfälle sind gepaart mit einer Inszenierung voller tonaler Anomalien bis irgendwann ein Disco-Pop-Song das völlig stumme Bild von Aná am Krankenbett ihrer Mutter unterlegt. Das Ergebnis ist ein Film der zwischen Road-Movie, Coming of Age und essayistischer Meditation schwankt und leider aus allen Bereichen nur oberflächliches zu vermitteln weiß. So interessant verworren die Gestaltung und Struktur des Filmes auch sein mag, sie lädt nie ein, die Figuren oder den Film insgesamt besser verstehen zu wollen. 

Dennoch aber gelingt dem Film zum Teil der Spagat aus recht simpler Prämisse und der aufgeladenen Überinszenierung. Ein schönes Beispiel dafür ist die Sequenz in der Aná und Julia unter der Bettdecke Schattenspiele spielen: Im nächsten Moment ist aus der Bettdecke eine lebensgroße Höhle aus Lacken und Kissen geworden, durch welchen die beiden kriechen. Simple Einfälle wie dieser ermöglichen Zugang zu der ganz privaten Welt zweier eng verbundener Geschwister, die der Film die gesamte Laufzeit über zu kommunizieren versucht. In seinen letzten Momenten, wenn der emotionale Kern des Filmes sich endlich heraus kristallisiert erscheinen die Figuren auch umso greifbarer. Sisters in the End of the World bleibt trotzdem als Film zurück, der nur stilistisch wirkliche Resonanz offenbart, da besagter emotionaler Kern die gesamte Laufzeit über eigentlich von Nöten war.

Fazit

„Sisters in the End of the World” ist in seinen Sequenzen so fragmeniert und zerschossen, dass sich ein emotionaler Zugang nur auf wenige Strecken ermöglicht. Sehenswert bleibt allerdings die ausgefallene Inszenierung.

Autor: Jakob Jurisch
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