Inhalt
Ein aufwendiges Mode-Shooting am Strand steht an, aber die dafür errichtete Kulisse wurde über Nacht vom Meer verschluckt. Während die junge Assistentin mit allen Mitteln versucht, sie wiederzufinden, gleitet der Film kaum merklich ins Magische über.
Kritik
“It’s the worst thing that could happen”, verkündet einer der Leiter der Filmcrew, die an einem diesigen Tag am Meeresufer auf die Fortsetzung der Aufnahmen wartet. Schuld oder jedenfalls die zugeschobene Verantwortung tragen die beiden Art Directors, deren Konstruktion die Wellen verschluckt haben. Die Frustration über die Planänderung wandert die hierarchischen Stufen wie an einem Blitzableiter herunter zu der jungen Protagonistin Lin Yihans (Yesterday I was the Moon) magisch-realistische Miniatur.
Dessen von einem düsteren Schleier umgebene Schwarz-Weiß-Aufnahmen entrücken die Wirklichkeit dezent, als das Geschehen noch fest darin verankert scheint. Doch umso mehr schlechte Nachrichten die Hauptfigur treffen - die Herablassung des Kameramanns, die Streichung des nächsten Auftrags- umso weiter entgleitet das Szenario dem Hier und Jetzt. Der Suchflug einer Drohne über das Meer wird zum Anfang einer Gedankenflucht aus dem zermürbenden Arbeitsalltag in meditativ mythische Märchenhaftigkeit.
Fazit
Gleich eines filmischen Fragments beginnt und entspinnt sich Lin Yihans Beitrag zu den Berlinale Shorts wie ein Ausschnitt eines größeren Werks. Doch die atmosphärischen Aufnahmen des windgepeitschten Ufergestrüpps, die patent gespielten Figuren und der mit mystischer Suggestion aufgeladene Ausblick fügen sich ineinander. Die narrativen Ansätze laufen ins Nichts, die aparte Ästhetik wird zur reinen Fingerübung und die surreale Episode wird ihrerseits ein filmischer Weg zum Wegträumen.
Autor: Lida Bach