Inhalt
Durch die Kamera ihres Vaters blickt sie auf einen Lebensabschnitt ihrer Kindheit zurück, an den sie sich nicht erinnern kann. Zwischen Narben und Sehnsüchten sucht sie nach Spuren der Krebserkrankung, die sie vor 20 Jahren überstanden hat.
Kritik
Was Marthe Peters autobiografischen Abschluss-Film partiell vor der narzisstischen Nabelschau, der so viele Dokumentarfilm-Debüts auf der Berlinale verfallen, bewahrt, ist nicht nur die pathologische Prägnanz ihrer Geschichte. Die klingt zuerst wie eine jener typischen sentimentalen Schicksalsstorys. Als Kleinkind erkrankte die heute 25-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin an Krebs, der ihren Körper dauerhaft veränderte. Ihr Überleben nannten die Ärzte ein medizinisches Wunder.
Trotz solcher Momente sentimentaler Selbstmystifizierung rührt die alte Familienvideos aufgenommen von ihrem Vater und digitale Animationen verknüpfenden Reflexion in ihren 25 Minuten Laufzeit an gleichsam komplexe und kontroverse Fragen. Nach anatomischer Autonomie, der psychischen und psychosomatischen Präsenz diagnostisch verheilter Krankheiten und der (Un)Möglichkeit völliger Genesung. Die spielerische Selbstsektion wird ihrerseits zum Monument der episodischen Eruption im Unterbewusstsein verborgener Traumata.
Fazit
Mehr symptomatisch als systematisch, sucht der zwischen Examination und Exposition changierende Kurzfilm nach den seelischen und sensorischen Spuren einer Krankheit, deren formale Heilung im Widerspruch zur chronischen Co-Morbidität steht. Die unterschwellige Frage nach Sinn und Ethik einer Behandlung, die mitunter qualvoller ist als die eigentliche Erkrankung, konfrontiert die intime Introspektion aber genauso wenig wie die profitable Präsentation des klinischen Zustands.
Autor: Lida Bach