Inhalt
Ein Mann aus London, der bei einem Unfall sein Gedächtnis verliert, sucht nach einem Weg, seine Vergangenheit zu rekonstruieren.
Kritik
Nach einer mysteriösen Anfangssequenz beginnt Remainder zunächst vor allem als Film über einen Mann mit schweren neurologischen Schäden: Jede Bewegung ist Schwerstarbeit, jede Erinnerung mühsam hervorgezogen und jede Wahrnehmung ein Puzzle. Das Thema ist durch die Kameraarbeit und Sound auf sehr ästhetische Art dargestellt und wäre interessant genug um den restlichen Film zu füllen, bietet aber nur ein Sprungbrett für den weiteren Verlauf. Tom (Tom Sturridge) fürchtet seine Blackouts, bezweifelt alles, was er weiß und misstraut seinen Freunden. Vielleicht zu Recht, denn es gibt zu viele Widersprüche, Lügen und viele seiner Halberinnerungen scheinen sogar die Zukunft vorauszusagen. Um dem allen auf den Grund zu gehen, beginnt er, seine beträchtlichen Versichungs- und Reparationsgelder in die Rekonstruktion seiner Erinnerungen zu stecken.
Dieses Bestreben markiert den nächsten Abschnitt des Films, der wieder neue ästhetische Elemente einbringt und neue Fragen aufwirft. Ist Toms "Arbeit" eine vollkommen neue Form der Kunst oder bloß Wahnsinn? Wie wichtig ist die akribische Befolgung seiner Anweisungen, selbst wenn er sie nicht beobachtet? Und natürlich: Wie weit darf man gehen um seine persönlichen Visionen durchzusetzen und welche Rolle spielt dabei Geld als Mittel der Ausdehnung moralischer Begrenzungen? Diese Fragen werden aufgeworfen und immer weiter getrieben, bis der Film auf seinen stark aufgeladenen und verstörenden Höhepunkt zusteuert. Die Grenzen werden immer weiter verwischt und die Einsätze werden weiter erhöht. Dadurch kriegt man das Gefühl und den Rhythmus eines Höhepunkts, ohne dass die Story wirklich kohärent dahin führt. Der allgemeine Mangel an Zusammenhang und einer richtigen Geschichte ist auch der massive Schwachpunkt des Films.
Hauptcharakter Tom besteht immer wieder darauf, dass die von ihm nachgestellten Erinnerungen von großer Bedeutung seien, aber wenn diese überhaupt vorhanden ist, dann kommt das nur aus der Wiederholung. Wenn einem ein Regisseur immer wieder Reiterationen derselben Aufnahmen zeigt, dann erwartet man, dass es dafür einen Grund gibt. Außerhalb von sich selbst und ihrer Wiederholung stimmt das in Remainder jedoch nicht.
Man merkt hier sehr stark, dass Regisseur Omer Fast eigentlich aus dem Bereich der Videokunst kommt. Denn auf ästhetischer Ebene bietet Remainder durchaus einen Genuss, nur auf erzählerischer Ebene ist er leider ein Totalreinfall. Einen Film zu einer Schleife zu formen ist durchaus eine Kunst, aber wenn es dabei zu viele Verstrickungen und offenen Enden kommt, handelt es sich nunmal um keine Schleife, sondern ein unordentliches Knäuel. Entsprechend ist der Ansatz für ein zirkuläres Erzählen kein Anzeichen für Tiefgang, sondern bloß ein billiger Partytrick.
Fazit
Remainder ist schräg, schaurig, gut gespielt und baut eine Menge interessanter Ideen und Spannung auf. Unglücklicherweise erfüllt sich diese Spannung aber nie, sondern bleibt (wie so vieles andere) bloß auf sich selbst gerichtet. Damit ist der Film letzten Endes wie ein komplexes Uhrwerk, dem aber zu viele Teile fehlen um richtig zu laufen: Es sieht toll aus, ist letzen Endes aber völlig sinnlos.