Inhalt
Jupiter Jones wurde unter dem Nachthimmel geboren - man sagt ihr eine große Zukunft voraus. Als erwachsene Frau träumt Jupiter von den Sternen, wird aber immer wieder vom nüchternen Alltag eingeholt, denn sie bekommt nichts auf die Reihe und hält sich mit Toilettenputzen über Wasser. Erst als der genetisch manipulierte Ex-Soldat Caine auf der Erde landet, um sie zu finden, bekommt Jupiter eine Ahnung von dem Schicksal, das ihr von Geburt an vorherbestimmt ist: Ihre Gene weisen sie als Anwärterin auf ein außergewöhnliches Erbe aus, das den gesamten Kosmos aus den Angeln heben könnte.
Kritik
Die Werbekampagne war bereits groß im Rollen, das Interesse der Zuschauer geweckt: “Jupiter Ascending” sollte Mitte des letzten Jahres in die Kinos kommen und dem Zuschauer ein völlig neues Sci-Fi-Universum, inklusive epischer Geschichte und tollen Schauwerten bieten. Doch zu früh gefreut. Der groß angekündigte Blockbuster wurde um fast ein Jahr verschoben (9 Monate um genau zu sein), um noch ein wenig an der Post Production zu feilen. Grundsätzlich kein gutes Zeichen für einen Film dieses Kalibers (man denke nur an die schreckliche 3D-Nachbearbeitung bei "G.I Joe 2"). Und dann sperrt sich der Streifen auch noch bis kurz vor Kinostart durch ein Embargo gegen eventuell kritische Stimmen. Haben die Verantwortlichen am Ende kein Vertrauen mehr in ihren Film? Ist "Jupiter Ascending" von den Wachowski-Geschwistern ("Cloud Atlas") letztlich gescheitert und soll durch unwissende Ticket-Vorbestellungen etwas mehr Geld in die Kassen bringen, bevor er überall zerrissen wird? Die Antwort ist letztendlich nicht ganz so niederschmetternd, wenn auch leider in keinster Weise euphorisch. Eigentlich erfüllt “Jupiter Ascending” sogar alle seichten Erwartungen, die die Trailer von vornherein suggierten. Und zwar im Guten wie im Schlechten: Vor allem optisch und technisch ist den Geschwistern hier ein wahres Wunderwerk gelungen, inhaltlich und charakterlich bietet der Film aber größtenteils nur lahme Standartkost.
Fangen wir bei den positiven Aspekten an: Wenn man sich “Jupiter Ascending” zu Gemüte führen möchte, dann sollte diese Sichtung auch unbedingt im Kino stattfinden. Die Effekte des Weltraumstreifens sind nämlich einfach umwerfend und erinnern in ihrem Detailreichtum teils gar an James Camerons “Avatar”. Die Welten, die hier eröffnen werden, glänzen auf der Oberfläche durch wunderbare Panoramen, umwerfende Schauwerte und großartige Effekte. So wie der ganze Film: Die Settings von “Jupiter Ascending” sind angenehm abwechslungsreich und eröffnen ein umfassendes, atmosphärisch überzeugendes Universum, welches durchaus das Potenzial für mehrere Filme in sich bergen würde. Dabei wirkt der Film in seinen besten Momenten wie ein gelungener optischer Mix aus bekannten Sci-Fi-Vertretern à la "Star Wars", "Stargate" und den "Guardians of the Galaxy". Man könnte “Jupiter Ascending” hier zwar vorwerfen, dass er seine Welt aus den bekanntesten Sci-Fi-Universen zusammenklaut, das Gesamtbild ist aber absolut stimmig und wunderschön anzusehen.
Auch von der Inszenierung erinnert der Film auffällig an die neue Star Wars-Trilogie, was sowohl positiv, als auch negativ gemeint ist: Wo all die Sets wunderschön aussehen und sich astrein präsentieren, sind sie doch nicht mehr als inhaltslose Hüllen. “Jupiter Ascending” gelingt es in seinen 2 Stunden leider so gut wie gar nicht seine abwechslungsreichen Welten mit einer Geschichte oder einem überzeugenden Hintergrund zu füllen. Die meiste galaktische Rahmenexposition findet durch kurz eingeworfene Monologe statt, die weder ihre weitreichenden Konsequenzen, noch die Spannung der tatsächlichen Ereignisse übertragen können. An sich muss dem Film vorgeworfen werden sich narrativ einfach zu verbraucht zu präsentieren. Aufgrund des unheimlich sprunghaften Pacings und der überraschungsarmen Geschichte reißt der Film nur selten mit. Ein gesamtes Universum, inklusive Bösewicht-Dynastien (die noch den interessantesten Aspekt des Films darstellen) und Reinkarnations-Prophezeiungen einzuführen und dabei noch eine mitreißende, wie spannende Charaktergeschichte in 2 Stunden abzuspulen, ist dabei auch ein fast unmögliches Vorhaben. Und “Jupiter Ascending” bewältigt diese erzählerische Hürde leider so gut wie gar nicht.
Die Figuren ziehen ihre emotionale Basis daher letztlich auch nur aus den Darstellersympathien, die man Channing Tatum (“Foxcatcher”), Sean Bean (“Equilibrium”) und Mila Kunis (“Ted”) als Zuschauer entgegenbringt. Wirklich überzeugend oder tiefgründig ist davon keiner, selbst Kunis Jupiter Jones widerfährt als Mittelpunkt der Story gerade Mal eine platte Charakterentwicklung im gesamten Film. Der Rest ist austauschbar und altbekannt. Erwähnenswert sind vielleicht noch Tuppence Middleton ("The Imitation Game"), weil sie einfach umwerfend aussieht und Eddie Redmayne ("Die Entdeckung der Unendlichkeit") aufgrund seines absolut überzogenen Bösewichtgenuschels. Und das muss man, im Hinblick auf die Welt und die guten Darsteller, schon als herbe Potenzialverschwendung ansehen.
Immerhin die Action ist spaßig und täuscht so über eine Menge der platten und austauschbaren Momente des Films hinweg. Zwar gelingt den Geschwistern auch hier nichts wirklich Neues, unterhaltsam und hübsch sind die explosiven Szenen sowie die detailliert designten Aliens, Raumschiffe und Waffen aber alle Mal. Dieses Fazit kann man dann vermutlich auch für den ganzen Film ziehen, der gar keine weitere Auseinandersetzung nach sich ziehen muss. Zu einem neuen Sci-Fi-Meisterwerk avanciert “Jupiter Ascending” nicht. Dazu sind die Geschichte, als auch die Charaktere zu durchsichtig und klischeehaft. Zu einem neuen Franchise? Vielleicht: Denn durch seinen tollen Look birgt das umfassende Universum, wie erwähnt, das Potenzial dort spannendere Geschichten erzählen zu können. So ist “Jupiter Ascending” am Ende trotz all seiner Probleme immerhin ein unterhaltsames Stück Celluloid geworden. Genau so wie es die Trailer schon ungefähr suggerierten.
Fazit
Technisch ist “Jupiter Ascending” eine wahre Wucht. Der 3D-Effekt, das CGI, als auch die Settings sehen großartig aus, wirken unheimlich atmosphärisch und beeindrucken auf oberflächlicher Ebene nachhaltig. Ein großer Wurf ist den Wachowski-Geschiwstern hier aber dennoch nicht gelungen: Die Geschichte ist austauschbar und vermag nur in den seltensten Momenten wirklich zu packen, die Figuren sind seelenlos und überzeugen nur aufgrund der Darstellersympathie und das Pacing wirkt oft auf emotionslose Weise zusammengewürfelt. Das Universum von “Jupiter Ascending” birgt aber durchaus das Potenzial weiter ausgeschöpft zu werden, was bei all den tollen und abwechslungsreichen Settings an dieser Stelle auch gewünscht sei. Nur dann sollten die Verantwortlichen auch eine Geschichte erzählen, die wirklich mitreißt und einen nicht nur unbeeindruckt mit den Schultern zucken lässt.
Autor: Thomas Söcker