Inhalt
Während Renovierungsarbeiten in ihrem neuen Haus wurde Dani ermordet, mutmaßlich von einem frisch entlassenen Patienten ihres Mannes Ted, der als Arzt in einer Psychiatrie arbeitet. Ein Jahr nach der Bluttat lebt Ted dort mit seiner neuen Freundin Yana und bekommt Besuch von Danis blinden Zwillingsschwester Darcy, die sich als Medium versteht. Im Gepäck hat sie eine lebensgroße Holzpuppe als Geschenk für das Paar, welches ihr Auftauchen eher als störend betrachtet…
Kritik
Unabhängig von dem folgenden, nicht eindeutig positiven Fazit dieser Kritik, den Namen Damian McCarthy sollte man sich wohl besser merken. Der 44jährige Ire inszenierte bis dahin mit Caveat (2021, auf den es hier auch eine dezente Anspielung gibt) zwar erst einen abendfüllenden Spielfilm, aber seine rein handwerkliche Begabung lässt sich bereits jetzt kaum abstreiten. Wenn sein zweiter Spielfilm Oddity eine glasklare Stärke besitzt, dann ist es seine von Beginn an vorhandene und durchgehend aufrechterhaltene Atmosphäre einer intensiven Beklemmung, die hauptsächlich auf die geschickte Inszenierung von McCarthy zurückzuführen ist. Anfangs scheint auch noch die durch Rückblenden und gestreute Geheimnisse aufgebaute Geschichte dazu ihren Teil beizutragen, aber um mal direkt mit den leider vorherrschenden Defiziten ins Haus zu fallen: das ist nur eine Momentaufnahme und mit zunehmender Laufzeit offenbart sich Oddity als zwar vermutlich nett erdachte, jedoch wenig effektive Mischung aus Psychothriller, Beziehungsdrama, Geister- und Creature-Horror, die sich vermutlich auch an dieser wenig fokussierten Ausrichtung schlichtweg verhebt.
Der Auftakt gestaltet sich von seiner Stimmung äußerst stark und lässt auch inhaltlich noch einige Türen offen, die relativ schnell (und ehrlich gesagt ohne Not) viel zu früh zugeschlagen werden. Baut Oddity erst noch ein halbwegs geschicktes Mysterium auf, ist spätestens ab der Hälfte jedwede Spekulation über Bord und übrig bleibt ein nun erstaunlich vorhersehbares Szenario, das weder Fisch noch Fleisch ist. Da werden diverse Elemente miteinander verwoben, ohne eine klare Präferenz zu entwickeln. Das Ergebnis wirkt entsprechend halbgar und unbefriedigend. Mal etwas Haunted House-Flair, dann wieder Psychothriller und obwohl es zunächst eine übergeordnete Rolle innehaben könnte, fällt auch der Part um eine Golem-artige (und durchaus sehenswert gestaltet) Kreatur nur bruchstückhaft ins Gewicht. Die Mixtur ist einerseits mutig und wenn man alles zu einem homogenen Ganzen zusammenfügen könnte, Oddity hätte tatsächlich das Potential zu einem kleinen Genre-Geheimtipp.
So fällt das Resultat leider ernüchternd, aber auch nie wirklich negativ aus. Das ist halt kein Hit und könnte vermutlich viel, viel besser sein, das Dargebotene ist dennoch grundsolide und wirkt nur so, als würde es zu viele Felder gleichzeitig bespielen zu wollen. Mit etwas mehr Raffinesse beim Skript und einem klareren Fokus auf einen der zahlreichen Schwerpunkte sähe das vermutlich ganz anders aus, speziell in Anbetracht der beachtlichen Inszenierung von Damian McCarthy sowie der durchwegs ordentlichen Darstellenden, allen voran Carolyn Bracken (Your Are Not My Mother) in ihrer Doppelrolle.
Fazit
Sieht gut aus und fühlt sich weitestgehend auch ziemlich gut an, speziell für seine begrenzten, darin aber niemals störenden Mitteln. Leider erweist sich der Plot nach dem guten Start als äußerst vorhersehbar und somit bleibt viel Spannung auf der Strecke. Am Ende ist das okay, aber besitzt keinerlei Potential für weitere Sichtungen. Als Bewerbungsvideo allerdings aller Ehren wert, denn handwerklich ist das alles andere als durchschnittlich.
Autor: Jacko Kunze