Inhalt
Als Dr. Miles J. Bennell (Kevin McCarthy) von einer Reise in das beschauliche Santa Mira zurückkehrt, erwarten ihn eine Menge merkwürdige Ereignisse. Nicht nur, dass verschiedene Patienten glauben, ihre Familienmitglieder seien durch gefühllose Doppelgänger ausgetauscht worden, auch viele seiner Freunde verhalten sich seltsam. Dan Kauffman, der Psychiater des Ortes, hält das Phänomen indes für eine simple Massenhysterie, die bald auch wieder abflachen wird. Doch Bennell traut der simplen Erklärung nicht und bleibt skeptisch. Eines Nachts bekommt er dann einen Anruf von seinem Freund Jack (King Donovan), der einen leblosen Körper bei sich zu Hause gefunden hat, welcher ihm sehr ähnlich sieht. Zusammen mit seiner Jugendfreundin Becky (Dana Wynter) geht er der Sache nach. Und tatsächlich, der Körper gleicht Jack in vielen Dingen, scheint jedoch unfertig. Was passiert in Santa Mira? Ein Experiment welches schief gegangen ist oder gar ein mysteriöser Zauber? Doch die Wahrheit hinter den Geschehnissen ist noch viel schrecklicher…
Kritik
Regisseur Don Siegel ist ein wahres Kleinod der Filmgeschichte. Der Actionregisseur brachte nicht nur Clint Eastwood zu seinen wichtigsten Rollen (Dirty Harry, Flucht von Alcatraz) und verhalf John Wayne zu einem grandiosen Abschluss seiner Filmkariere (Der Scharfschütze), sondern erschuf auch 1956 einen der wichtigsten sowie bedeutendsten Sci-Fi-Horror-Filme seiner Zeit. Denn während der aufkeimende Ost-West-Konflikt das Kino bestimmte und die politischen Zeiten kälter wurden, präsentierte er mit Die Dämonischen ein Werk welches faszinierte, schockierte und vor allem zum philosophieren anregte. Dabei war die Aufmerksamkeit für dieses Low-Budget-Projekt anfangs allerdings ziemlich gering. Nur ganze 1,2 Millionen US-Dollar konnte die dramatische Alien-Invasion einspielen. Doch im Nachhinein betrachtet, zählt der Film über eine Außerirdische Bedrohung, die Menschen austauscht, ihre Seelen stiehlt und sie in gefühlslose Monster verwandelt, zu den Klassikern des Genres. Denn die utopische wie düstere Geschichte über den Feind aus dem Inneren, wurde so nicht nur unzählige Male neu interpretiert, sondern auch die Reihe selbst erfuhr mittlerweile drei Nachfolger (1978: Die Körperfresser kommen, 1993: Body Snatchers – Angriff der Körperfresser, 2007: Invasion).
Basierend auf dem Roman Die Körperfresser kommen (The Body Snatchers) von Jack Finney, erzählt hierbei der Film die Geschichte des sympathischen Arztes Miles J. Bennell, der in seiner Heimatstadt mit einer Menge merkwürdiger Ereignisse konfrontiert wird. Anfangs lockerleicht erzählt (gar schon fast wie ein typischer 50er Jahre Liebesfilm), wandelt sich die Stimmung schnell zu einer packenden wie spannenden Geschichte, die wahrhaft schockierend präsentiert wird. Der Prolog, die verschiedenen Off-Erklärungen sowie das Ende, wurden dabei aber erst nach Vollendung des Films eingefügt. Hier wird die Geschichte zusätzlich beschrieben, ein weiterer Einblick gewährt und auch der Schluss, gibt anstatt Verzweiflung nun Hoffnung. Vorgesehen war diese Änderung so nicht und auch Siegel war mit den Nachdrehs alles andere als zufrieden. Verständlich, denn während der Anfang nun in der neuen Version (die so auch nicht in der Romanvorlage steht) durchaus einen Start liefert, bleibt das Ende deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Zu glatt geht die Geschichte aus, zu fade bleibt die eigentlich düstere Stimmung (zumal Siegel den Film noch düsterer haben wollte). Doch davon abgesehen, bekommt der Zuschauer bei Die Dämonischen beklemmende Sci-Fi-Unterhaltung, die vor allem damals für geistigen wie psychischen Terror gesorgt hat.
Auch heute noch überzeugt das Werk durch seine dichte wie fesselnde Inszenierung. Nach und nach erkennt der Zuschauer die Dimension, die diese Invasion mit sich bringt. Niemandem kann man noch trauen. Jeder könnte bereits ausgetauscht worden sein. Zudem spielt die Story, aus der Feder von Drehbuchautor Daniel Mainwaring, gekonnt mit den Geschehnissen. Ist es nun doch eine Massenpsychose, alles Einbildung? Erst als tatsächlich eine Leiche auftaucht sowie die ersten Pods (die schalenartigen Pflanzenkokon), gibt es an der schrecklichen Wahrheit keinen Zweifel mehr. So baut Regisseur Don Siegel ohne Abbruch eine furchterregende Stimmung auf, die selbst heute noch ein beklemmendes Gefühl verursacht. Leere Restaurants, Menschen die sich zusammenrotten, Verschwören und schlussendlich sogar Jagd auf die letzten nicht verwandelten machen, dies ist wahrer Horror, wie er schöner nicht sein könnte. Zwar lässt sich der 50er Jahre Erzählstil nicht mehr verleugnen und auch ein bis zwei Logikfehler lassen sich erkennen, doch gerade durch die perfekte Inszenierung, inklusive grandioser Musik, bekommt der Zuschauer Genre-Kost, die aufregender nicht sein könnte.
Durch das geringe Budget bleibt Die Dämonischen zwar hierbei hinter anderen Big-Budget-Kollegen deutlich zurück, doch was an Effekten fehlt, macht Regisseur Siegel durch die rasante Erzählart mehr als Wett. Besonders der schwarz-weiß Look sorgt dafür, dass die sparsamen Kulissen sowie die eigentlich simple Action, niemals wirklich billig wirken. Die Atmosphäre ist bedrückend, die Stimmung aufregend sowie düster und so das gezeigte zu jeder Zeit einem Sci-Fi-Film mehr als würdig. In Sachen darstellerischer Leistungen hingegen, wurden einige Abstriche gemacht. Anstatt bekannte Darsteller zu verpflichten, setzte Allied Artists auf unbekannte, die sich hier erst noch beweisen mussten. Dies taten sie jedoch mit Bravour. Zwar übertreiben es Kevin McCarthy und Dana Wynter an der einen oder anderen Stelle etwas, doch spätestens wenn McCarthy, als Miles J. Bennell, fluchend wie verstört auf der Schnellstraße steht und das Ausmaß der Katastrophe erkennt, dann sind dies erinnerungswürdige Momente, die ganz klar auf die Schauspielleistung zurückzuführen sind. Interessant ist zudem, dass Regie-Legende Sam Packinpah einen Auftritt im Film hat, der sogar zum Anfang gewürdigt wird. Die darauf folgende Schlacht um eine fragwürdige Drehbuch-Beteiligung, ist dagegen wohl einer seiner schlechten Momente gewesen.
Gerade ein Aspekt von Die Dämonischen wurde über die Jahre lange und ausführlich diskutiert. Ist nun eine Anti-Kommunistische Haltung im Film erkennbar, oder verteilt Don Siegel eher Seitenhiebe auf Senator Joseph McCarthy und seine gierige Jagd auf Kommunisten. Gerade das gleichmachen der Aliens, durch Beseitigungen der Gefühle, sowie das Wachsen der Pflanzenkokons (als Metapher für die Ausbreitung des Kommunismus), geben Indizien darauf, dass hier ersteres im Fokus liegt. Doch die Jagd auf Unschuldige sowie die Präsenz der Polizei und das Zusammenrotten wie die Verschwörung, zeigen eher die McCarthy-Theorie auf. Doch Regisseur Don Siegel lieferte selbst die Antwort auf diese Frage: Sein Film sei nicht politisch, viel eher wäre er philosophisch. Gefühlslose Menschen die ohne Freude gnadenlos ihrem Alltag nachgehen? Dies zeigt eine kühle, wie herzlose Gesellschaft auf, wie sie heute teils erkennbar ist. Zwischen Arbeit, Fernsehen, kurzer Freuden und Schlaf, leben die Menschen so in sich hinein, ohne mehr sich dem Menschsein wirklich bewusst zu werden. So flüchtet Miles J. Bennell nicht vor Aliens die ihn Umwandeln wollen, sondern er flüchtet eher vor einer Welt, in der es für Liebe sowie Gefühle keinen Platz mehr gibt. Gerade deshalb, zählt Die Dämonischen zu den Klassikern des Kinos, die auf jeden Fall nicht vergessen gehen dürfen.
Fazit
"Die Dämonischen" ist ein packender wie erschreckender Sci-Fi-Horror-Film über eine Alien-Invasion, die auch heute noch sein Publikum findet. Zwar war das Budget gering, die Möglichkeiten spartanisch, doch die Botschaft wurde perfekt übertragen. Gerade die Inszenierung von Regisseur Don Siegel trug dazu bei, dass dieser Film zu verspäteten Ruhm gelang. Heute ein Klassiker sowie ein wichtiger Film, den vor allem Genre-Kenner und Kompletisten nicht verpassen sollten. Ganz klar einer der besten Filme seines Faches.
Autor: Thomas Repenning