Inhalt
Außerirdische nisten sich in den Körpern der Lehrer der Herrington High School ein, um so als Brückenkopf für die bevorstehende Invasion zu dienen. Einzig sechs Schüler stellen sich der feindlichen Macht zum Kampf. Während die Schule nach und nach von den Aliens in Menschengestalt übernommen wird, sucht das Sextett verzweifelt nach deren drahtziehenden Königin. Doch auch die tapferen Kids sind nicht immun gegen die bösartige Infektion aus dem All. Schließlich weiß keiner mehr, wem er noch trauen kann. Das Ende der Welt scheint nahe...
Kritik
Das Sozialgefüge an Bildungseinrichtungen kann einen bereits in jungen Jahren kaputt machen. Die strickt durchorganisierte Hackordnung an diesen Orten benötigt oftmals nicht mehr als ein falsches Kleidungsstück, um bereits am ersten Schultag den Verlierer des Jahres ekoren. Casey (Elijah Wood, Das zweite Gesicht) gehört zu diesen Schülern, die von ihrem Umfeld regelrecht in die Rolle des Einzelgängers genötigt werden. Zur morgendlichen Begrüßung gibt es für ihn deswegen auch erst einmal eine blutige Nase spendiert, bevor er den Rest des Tages damit beschäftigt ist, die lachenden Gesichter zu ertragen, die sich über sein Außenseiterdasein amüsieren. Die Highschool bildet auch in The Faculty von Robert Rodriguez (From Dusk Till Dawn) einen Station im Leben, die für den Zuschauer im besten Fall der Vergangenheit angehört.
Eine entspannte Zeit genießen hier nicht einmal die allseits beliebten Footballer. Stan (Shawn Hatosy, Alpha Dog – Tödliche Freundschaften) ist der Star des hiesigen Teams, hat aber keine Lust mehr, seine Zukunft vom Sport abhängig zu machen und möchte von nun an versuchen, seinen Verstand zu nutzen, um auch auf diesem Wege Erfolge zu ernten. Die klassische Typologie an Highschool-Charakteren ist in The Faculty also nicht nur gegeben, sondern wird auch ein Stück weit durchgerüttelt – auch Casey darf später eine Entwicklung durchmachen, von der andere zum Loser degradierte Schüler nur träumen dürfen. Robert Rodriguez nutzt das Highschool-Ambiente und seine fest eingeschriebenen Persönlichkeiten, um diesen fast schon zu vertrauten Seifenoper-Flair nach und nach zu dekonstruieren. Denn gerade hinter der Fassade des Altbekannten lauern oftmals die größten Gefahren.
Nachdem Casey auf dem Footballfeld einen seltsamen Organismus entdeckt, bei dem es sich nur um eine außerirdische Spezies handeln kann, werden die seltsame Vorgänger innerhalb der Highschool immer deutlicher: Irgendeine unbekannte Macht scheint Besitz von den Menschen hier ergriffen zu haben, um auf ein noch höheres Ziel hinzuarbeiten. Neben Casey und Stan kommen auch der Dealer Zeke (Josh Hartnett, Pearl Harbor), die aggressive Stokely (Clea Duvall, 21 Gramm), die Schulschönheit Delilah (Jordana Brewster, The Fast and the Furious) und Marybeth (Laura Harris, Suicide Kings), die Neue, nach und nach hinter der Geheimnis und müssen schnellstmöglich alle Hebel in Bewegung setzen, um der extraterrestrischen Invasion ein Ende zu setzen. Nur wem kann man noch vertrauen? Die Wasser-süchtigen Aliens nämlich nisten sich in den menschlichen Körpern ein und nutzen diese als Wirt. Oberflächlich scheint alles weitestgehend normal.
Robert Rodriguez und Kevin Williamson (Drehbuchautor von Scream – Schrei!) erweisen mit The Faculty natürlich zuvorderst den Body Snatcher-Klassikern der 1950er Jahre die Ehre und transportieren das Genre geradewegs in die 1990er Jahre. Deswegen sind sich die Protagonisten nicht nur teilweise im Klaren darüber, nach welchen Regeln die Körperfresser-Mythologie funktioniert, sie können auch verschwörerische Überlegungen dahingehend anstellen, ob die Alien-Filme aus Hollywood nicht eigentlich als Ablenkungsmanöver gedacht waren, damit die Welt nicht mehr daran glaubt, wenn sich die auf der Leinwand dargebotenen Szenarien irgendwann bewahrheiten. Rodriguez beweist erneut viel Leidenschaft für das Ausstellen von Zitaten und Verweisen, kann sich durch seinen wirklich gut aufgelegten Cast darüber hinaus aber auch durchaus sicher sein, dass sein The Faculty als losgelöster Sci-Fi-Horror ebenfalls einiges an kurzweiliger Spannung generiert.
Vor allem pflegt Robert Rodriguez hier einen liebenswerten Hang zum Trash und versteht The Faculty nicht nur als augenzwinkernde Abrechnung mit Highschool-Telenovelas, sondern lässt auch die Liebe zu analogen Effekten hin und wieder aufleben, die genau jenes Kino wieder zurück ins Bewusstsein befördern, welchem Rodriguez hier eigentlich Tribut zollt. Obwohl derartige Geschichten natürlich auch immer als gesellschaftliche Metapher herhalten müssen und The Faculty unter diesem Blickwinkel selbstredend eine Lesart hergibt, verzichtet der Film darauf, sich zwanghaft seriös geben zu wollen und definiert sich über seine 100-minütige Laufzeit als temporeicher Überlebenskampf, vollgestopft mit Referenzen und in den richtigen Momenten von einem fast schon cartoonesk erscheinenden Gemüt beseelt. Das offenbart dann zwar in Gänze nichts wirklich Erinnerungswürdiges, ein schöner Spaß für zwischendurch ist The Faculty jedoch immer wieder.
Fazit
Sicherlich etwas in die Jahre gekommen, aber auch heute noch ist "The Faculty" ein schöner Spaß, mit dem Robert Rodriguez und Kevin Williamson nicht nur mit Highschool-Seifenopern abrechnen, sondern auch dem Body Snatcher-Kino der 1950er Jahre die Ehre erweisen. Durch die Bank weg charismatisch besetzt und mit einem liebenswerten Hang zum Trash bestückt, kann man hier vergnügliche 100 Minuten verleben. Für zwischendurch immer eine gute Empfehlung.
Autor: Pascal Reis