6.8

MB-Kritik

Gangster in Key Largo 1948

Action, Drama, Crime, Thriller, Film-Noir – USA

6.8

Humphrey Bogart
Edward G. Robinson
Lauren Bacall
Lionel Barrymore
Claire Trevor
Thomas Gomez
Harry Lewis
John Rodney
Marc Lawrence
Dan Seymour
Monte Blue
William Haade
Beulah Archuletta
Luther Crockett
Pat Flaherty
Felipa Gómez

Inhalt

Ein ehemaliger US-Offizier hilft einer Witwe und deren Vater, die Pension, die sie auf Key Largo führen von einer Gruppe von Gangstern zu berfeien.

Kritik

 Ein Film Noir in Farbe, wo gibt es denn so was? Wahrscheinlich wusste WARNER BROTHERS nach Die Spur des Falken um die enorme Zugkraft des Gespanns John Huston/Humphrey Bogart und beraubte deren Gangstergeschichte im Nachhinein seiner düsteren Ästhetik durch schon als ekelhaft einzustufendes Einfärben, das sich wie ein grellbunter Schleier, ein absurder Fremdkörper über die tiefschwarze Geschichte vom desillusionierten Kriegsheimkehrer und einem Hotel voller skrupelloser Ganoven legt.

Eigentlich will Major McCloud (Bogi) auf seinem Weg nach Key West nur einen Zwischenstopp einlegen, der Familie eines gefallenen Kameraden den für notwendig gehaltenen Respekt zollen und gerät dabei zufällig in die Höhle der Löwen, die durch einen plötzlich aufziehenden Hurrikane zum Gefängnis wird. Nun sind er, die betörende Witwe mit den magischen Katzenaugen (Lauren Bacall; Mord im Orient Express) und der störrische Hausherr Geiseln des frisch aus der Wanne gestiegenen Großstadt-Capos (Edward G. Robinson; Die Nacht hat tausend Augen), der auf die Abwicklung eines fetten Deals wartet und zur Not jeden über die Klinge springen lässt, der ihm dabei im Weg steht. Bis auf den Sturm da draußen, denn die Naturgewalten hat selbst der untersetzte Halbgott der Unterwelt nicht im Griff. Major Cool Bogart kann und will die Situation gar nicht heldenhaft an sich reißen, hadert noch mit den Verlusten während der Frontzeit, fungiert mehr als Vermittler und Streitschlichter im Hintergrund, um die Lage nicht vorschnell eskalieren zu lassen. Die passive Kriegsführung zögert das Unvermeidliche nur hinaus und letztlich muss der kriegsmüde Held dann doch noch aktiv werden, damit das Böse nicht in das kommunistische Wunderland am anderen Ufer ungestraft entflieht.

Trotz der befremdlich-farbenfrohen Optik transportiert Key Largo das Gefühl des Film Noir unmissverständlich, bekommt durch das beengte Szenario gar einen deutlichen Kammerspielanstrich und hantiert zudem mit zeitlich wie kulturellen interessanten Fußnoten. Der geringe, unterwürfige Stellenwert des weiblichen Geschlechts wie der rassistische Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern (um das böse und geographisch eh falsche Wort mit I nicht zu nennen) wird sehr direkt thematisiert, in ein spannendes, leicht klaustrophobisches Korsett geschnürt, obgleich es selbst der große John Huston nicht optimal zu nutzen weiß. Der Film besitzt wirklich alle Zutaten, um ein unbestreitbarer Klassiker seiner Zunft zu sein. Ausdrucksstarke, präsente Pro- wie Antagonisten, ein komprimierter, durch äußere Umstände erzwungener Handlungsort, immer wieder befeuernden Input von außen, in diesem Hotel sind nur offiziell Betriebsferien. Eine grandiose Ausgangssituation, die Größen wie Bogart und Bacall oft nur als schmückende Statisten verwendet und dem engagierten Robinson die Bühne überlässt, der manchmal ein reines Solo aufs Parkett legen muss. Die Kritikpunkte halten sich im Gesamten jedoch deutlich in Grenzen, denn Key Largo funktioniert aufgrund seiner intensiven Situation und der fachlich souveränen Umsetzung eigentlich durchgehend einwandfrei, verpasst nur den Sprung an die Spitze des Film Noir. Für sein quitschbuntes Erscheinungsbild kann er ja nichts.

Fazit

Hier werden intensive Steilvorlagen teilweise unnötig links liegen gelassen, was Key Largo jedoch nur vom ganz großen Futtertrog des Genres fernhält. Denn trotz ausgelassener Möglichkeiten ist er auch nach fast 70 Jahren ein atmosphärisch kompakter, jederzeit effizienter Spannungsfilm mit charismatischen Stars und einem immer dynamischen, nie zu Stillstand kommenden Plot, der nur seine mögliche Finesse nicht bis ins Letzte auszuschöpfen vermag. Kein Meisterwerk, aber rundum saubere Arbeit mit einem hohen Unterhaltungswert und einem durchaus kritischen Unterton.

Autor: Jacko Kunze
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