Inhalt
Guy (Ryan Reynolds) ist ein kleiner Angestellter, der sich hinter dem Schalter seiner Bank so ziemlich über die Langeweile und Eintönigkeit in seinem einsamen Alltag gefrustet fühlt. Bis er eines Tages dahinterkommt, dass sein Leben eigentlich gar nicht sein eigenes ist: In Wahrheit verbirgt sich in Guy nichts anderes als eine Hintergrundfigur im Videospiel Free City. Mit dieser Entdeckung beginnt Guys aberwitzige Jagd nach einem eigenen Leben und der Rettung der Welt...
Kritik
Als Hauptverantwortlicher der Nachts im Museum-Trilogie hat sich Shawn Levy bereits einen Namen im Bereich der kindlichen Fantasy mit Comedy-Elementen gemacht. Mit seinem neusten Spielfilm betritt der US-amerikanische Regisseur nun ein neues Level dieses sonderbaren Genres, denn Free Guy ist lauter, bunter, aufgedrehter und schriller als seine bisherigen Werke. Mit der Prämisse, einen unwichtigen NPC eines Videospiels zur Hauptfigur emporsteigen zu lassen, wurde definitiv eine spannende Idee aufgegriffen, die einen großen Vorteil wie auch Nachteil mit sich bringt. Der Vorteil des in die virtuellen Gefilde verfrachteten Handlung: Die physikalischen Gesetze können beliebig geformt werden und gewähren den Drehbuchautoren jegliche Freiheiten beim Stricken der Story. Der Nachteil an der Chose: Das Publikum muss die dabei entstandenen Hirngespinste über sich ergehen lassen.
Denn Free Guy ist überladen voller pubertärer Actionsequenzen, die Videospiel und Film nicht ganz so nahtlos wie gewollt miteinander verschmelzen lassen. Jede Szene schreit lauthals nach Fortnite oder Grand Theft Auto Online, wodurch das Gefühl entsteht, die verantwortlichen Filmschaffenden haben ihr Leben lang nichts anderes gemacht als diese Games zu zocken. All diese Gaming-Klischees werden zudem mit vermeintlich coolen Tracks ausstaffiert, sodass der Fremdscham-Pegel so schnell in die Höhe schießt, wie das Level des titelgebenden Helden. Und was darf bei all der jugendhaften Coolness nicht fehlen? Natürlich, ein paar querverweisende Gimmicks zu Marken wie Star Wars oder Marvel. Free Guy ist demnach ein buntes, viel zu eng geschnürtes Korsett, das an Bombast, Pop-Songs und popkulturellen Referenzen geradezu überquillt. Wer schon bei Ready Player One von der digitalen Bilderflut erschlagen wurde, wird von der audiovisuellen Wucht von Free Guy regelrecht plattgewalzt.
Drum ist Free Guy letztendlich einer jener Filme, den man aufgrund der sympathischen Idee als quatschigen Spaß mit mehr Herz als Verstand bezeichnen möchte, es aber wohl oder übel nicht kann. Die actiongeladene Fassade wirkt dafür zu plastisch, die Dialoge zu nichtssagend und die Figuren zu unmenschlich. Natürlich handelt es sich bei den meisten Figuren auch um nichts weiter als personifizierte Codes, ummantelt von einer menschlichen Hülle, doch so viele andere Filme haben bereits bewiesen, dass unmenschliche Akteure durchaus menschlich wirken können. Am Ende des Tages bleiben einem die Figuren und ihre Beweggründe egal und die anfangs so spannend erscheinende Prämisse ist irgendwo auf der mit virtuellen Kugeln und platten Sprüchen gepflasterten Strecke liegengeblieben. Alles, wozu einen dieser 115-minütige Flackerzirkus letztendlich verleitet, ist ein ordentlicher digital Detox.
Fazit
„Free Guy“ ist „Und täglich grüßt das Murmeltier“ für die TikTok-Generation mit einer pseudo-philosophischen Message, begraben unter einem Wirbelsturm an ohrenbetäubendem Lärm und schwindelerregenden Bildern. Wer scharf auf einen epileptischen Anfall ist oder einen Dwayne Johnson-Verschnitt mit dem Gesicht von Ryan Reynolds sehen möchte, ist hier bestens bedient.
Autor: Oliver Koch