7.5

MB-Kritik

Django 1966

Action, Western – Italy, Spain

7.5

Franco Nero
José Bódalo
Loredana Nusciak
Ángel Álvarez
Gino Pernice
Simón Arriaga
Giovanni Ivan Scratuglia
Remo De Angelis
Rafael Albaicín
José Canalejas
Eduardo Fajardo
Silvana Bacci
Flora Carosello
Lucio De Santis
Rolando De Santis
Gilberto Galimberti

Inhalt

Einsam zieht der ehemalige Nordstaaten-Soldat Django (Franco Nero) durch die matschige Prärie. Den Sattel auf dem Rücken und hinter sich ziehend ein Sarg. Plötzlich beobachtet er wie ein paar Mexikanische Banditen die Halbmexikanerin Maria (Loredana Nusciak) fesseln und sie auspeitschen. Als kurz darauf fünf Marodeure des skrupellosen Major Jackson (Eduardo Fajardo) ins Geschehen eingreifen, ergeht es den Banditen schlecht. Doch sie wollen Maria nicht befreien, sondern sie auf der Stelle verbrennen. Als schließlich Django eingreift, gibt es bereits ein halbes Massaker. Nachdem er schließlich die schöne Maria von ihren Fesseln befreit hat, geht er mit ihr in die nächstgelegene Stadt. Ein ausgestorbenes Schlammloch voller Feiglinge. Nur der Saloon ist noch offen und dient den hiesigen befeindeten Gruppen aus Mexikanern und rassistischen Amerikanern unter Jackson als neutrale Zone. Doch was hat Django vor? Und auf welche Seite wird er sich schlagen?

Kritik

Durch Quentin Tarantinos Django Unchained kam dieses Jahr an Klassiker erneut zu Ehren, der nun ein junges neues Publikum erreicht: Django - Immerhin ist der Held mit dem stummen D bereits seit 1966 unterwegs. Nun erscheint dieser Kult-Film endlich auf Blu-Ray (seit dem 16.05. im Handel) und wir werfen daher einen kleine Blick zurück auf das glorreiche wie schmutzige Original werfen. Die BD kommt indes nicht nur mit einem tollen animierten Menü daher, sondern auch mit den Featurettes The One and Only, Franco Nero – Back in the Saddle sowie einem Interview mit Franco Nero selbst. Das Bild ist indes gemessen am Alter und den Möglichkeiten durchweg bemerkenswert, wobei der Ton letztlich aber dann etwas zur wünschen übrig lässt. Doch für Fans ist der Kauf so oder so einfach Pflicht.

Mit Für eine Handvoll Dollar konnte Regisseur Sergio Leone Anfang der 60er Jahre dem langsam aussterbenden Western neuen Glanz verleihen. Doch anders als noch zu Hochzeiten des Genres, war nun die Optik verkommener, die Charaktere rauer und die Stimmung von durchdringender Brutalität geprägt. Das Subgenre des Italowestern war geboren. Infolge dessen, entwickelte sich eine wahre Flut an italienischen Produktionen, die alle in dieselbe Kerbe schlugen. In all dieser Masse stach jedoch bereits früh ein spezieller Regisseur heraus, der neben Leone maßgeblich das Aussehen des Genres formte. Sergio Corbucci, er ist dabei nicht nur durch seine ungewöhnliche Inszenierung bekannt, sondern hauptsächlich auch durch seine besondere Darstellung von Gewalt. Schon 1966 setzte er sich hierbei mit Django ein Denkmal, als er den noch jungen wie unbekannten Franco Nero zusammen mit einem großkalibrigen Maschinengewehr auf eine ganze Horde von Gegnern losließ.

Zusammen mit Für eine Handvoll Dollar, Für ein paar Dollar mehr und Django, schufen Leone und Corbucci ihr eigenes Genre. Dabei orientiert sich Corbucci bei seinem dritten Western im Kern an Leones Erstlingswerk der Dollar-Trilogie und schickt ebenfalls einen einsamen Rächer zwischen zwei verschiedene Fronten. Auf der einen Seite die rassistisch religiösen Fanatiker unter Major Jackson und auf der anderen die ehemaligen mexikanischen Freiheitskämpfer unter General Hugo Rodriguez. Die wahren Absichten von Django bleiben hierbei lange unklar, was besonders anfänglich die Spannung in die Höhe schnellen lässt. Auch die Frage nach dem Sarg, der für einigen Wortwitz sorgt, bleibt anfangs offen. Recht schnell zeigt jedoch Corbucci sein wahres Talent. Neben einem wirklich hervorragen Einsatz von Kamera, Musik und Atmosphäre, ist es eben die Gewalt, die seine Werke auszeichnen. Doch ist es eben nicht einfach nur ein simples Stilmittel zur Darstellung, sondern eine zynische Abrechnung mit der langen Geschichte des Western. So ist Django, wie schon der wortkarge Clint Eastwood als namenloser bei Leone, alles andere als ein schillernder Held. Passend zum Ambiente einer in Schlamm versunkenen Geisterstadt, ist die Titelfigur arrogant, selbstgefällig und teils nur auf den eigenen Profit aus. Zusätzlich bringt Corbucci das Thema Rache mit in die Handlung ein, was besonders zum Schluss für ein glorreiches wie opernhaftes Finale sorgt. Als wäre dies nicht schon Inhalt genug, werden auch sozialkritische Töne angesprochen, die sich besonders auf die Bande von Major Jackson und seine Hetzjagd gegen Mexikaner richtet.

Interessant ist außerdem die melancholische Stimmung die Django verbreitet. Durch Bürgerkrieg zerstört und Regen verschandelt, präsentiert sich die Western-Welt als düsterer, teils apokalyptischer Ort, an dem es keine Gnade mehr zu geben scheint. Das Gesetz des stärkeren regiert. Die Stadt ist zerfallen, verlassen sowie in verschiedenen Grautönen optisch passend. Neu ist ebenfalls der schlammige Boden, der gegenüber den sonst staubtrockenen Wüsten eine gute Abwechslung bietet. Auch die Charaktere orientieren sich an diesem dreckigen Setting. So sind sogar die Frauen des letzten Saloons alles anders als ansehnlich. Betrunken, krank und einsam fristen sie ihr klägliches Dasein. Zusammen mit der Musik von Luis Enríquez Bacalov, ergibt sich so ein Bild, was sich deutlich vom Rest des Genres angenehm abhebt. Unvergessen bleibt dabei der Song Django, der von Roberto Fia gesungen wird.

Mit einem Bodycount von insgesamt 150, dürfte Django zu den brutalsten Italo-Western der Geschichte zählen. Schon in den ersten sieben Minuten, darf man mit neun toten rechnen. Neben reichlich Blut, offener Folter und Verstümmelung, wird hier eben nicht mehr Aufrecht ehrenvoll gestorben, sondern die Leichen landen im Schlamm und werden im Eilverfahren beerdigt, wenn überhaupt. Besonders die hierbei gezeigten beeindruckenden Shootouts, distanzieren sich klar vom übrigen sonst gezeigten Western. Beinahe als Legendär, gilt die Szene mit dem Maschinengewehr, die noch unzählige Male ihren Auftritt haben sollte. Deutlich als Seitenhieb an das klassische Duell zu verstehen, werden so gleich Reihenweise Schurken dahingerafft.

Der 25jährige Franco Nero, war wie geschaffen für die Rolle des Django. Stets etwas griesgrämig schauend, aber dennoch mit einer unglaublichen Energie wie Präsenz, spielte er sich in die Herzen der Fans. Nero gilt heute neben Eastwood als Inbegriff des Genres und als absoluter Kult-Star. Schon in Django konnte der gebürtige Italiener zeigen, welche Wandlungsfähigkeit er besaß. Besonders zum Finale hin kann Nero durch seine überzeugende Darstellung punkten. Für Nero war es der Beginn einer langen abwechslungsreichen Karriere, die sogar Ausflüge nach Hollywood beinhaltete (Stirb Langsam 2″). Der Rest des Casts ist dagegen mehr oder weniger austauschbar. Zwar zeigen Loredana Nusciak als Maria sowie Eduardo Fajardo als Major Jackson gute Leistungen, doch ist die Spielzeit zu gering, als dass sie neben Nero bestehen könnten.

Nach dem finanziellen Erfolg von Django, gab es in den Folgejahren eine wahre Django-Flut. Insgesamt 32 Filme lassen sich der Reihe zuordnen, seien es als Nachfolger, Nachahmer oder Plagiate. Selbst Terence Hill durfte in einem Film den zynischen Helden mimen. Nero selbst kehrte insgesamt drei Mal als Django auf die Leinwand zurück (Obgleich Django, der Rächer vor Django produziert und nur umbenannt wurde). Erwähnenswert ist zudem, dass Regisseur Sergio Corbucci einen tief-schwarzen Humor besaß, welcher sich besonders hinter den Kulissen abspielte und für so manch eine legendäre Situation sorgte.

Fazit

"Django" wird ganz klar heute zu den Werken gezählt, die am meisten Einfluss auf das Genre und die dazugehörige Zeit ausübten. Regisseur Sergio Corbucci schuf ein zynisches Werk voller Gewalt, welches geprägt war von einer düsteren Grundstimmung und dem Bruch mit den Traditionen. Der Anti-Held stand im Vordergrund. Zusammen mit der grandiosen Vorstellung von Franco Nero sowie einer stimmigen Atmosphäre, wurde so ein Kult-Film geschaffen, den man nicht verpassen sollte.

Autor: Thomas Repenning
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