Inhalt
Der einzige Überlebende eines Überfalls auf einen Geldtransport glaubt, als Drahtzieher einen alten Bekannten ausmachen zu können, der nun Gouverneur werden will. Nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hat, zieht er als Friedensrichter und Henker getarnt umher, um zum Tode Verurteilte mittels einer speziellen Vorrichtung heimlich zu retten. Aus ihnen stellt er eine Bande zusammen, mit der er schließlich den Kampf gegen den Politiker und seine Schergen aufnimmt.
Kritik
Die doppelte Mogelpackung – zumindest, wenn man sich treudoof auf die Schlitzohrigkeit der deutschen Verleihpolitik der 60er und 70er Jahre verlassen hatte. Der ältere Täuschungsversuch ist dabei allerdings halb so wild, gehörte seinerzeit praktisch zum guten Ton und besitzt in Ansätzen sogar fast das Recht dazu. Wieder einmal wurde dem einheimischen Publikum ein grober Italo-Western als Teil des nie wirklich existenten Django-Universums verkauft. Seit dem bahnbrechenden Erfolg von Sergio Corbucci’s revolutionären Meisterwerk aus dem Jahr 1966 wurden über 20 Filme hierzulande umgetauft und entsprechend synchronisiert, um als inoffizielle Nachfolger verhökert zu werden. Das hatte man schnell durchschaut und spielte schlussendlich ja auch keine Geige, wenn der geneigte Westernfan trotzdem auf seine Kosten kam. Und um das kurz vorwegzunehmen: Bei Django und die Bande der Gehengten ist das alles in allem absolut der Fall. Zudem arbeiteten viele Crew-Mitglieder tatsächlich beim „Original“ mit, die Ähnlichkeit zwischen dessen Hauptdarsteller Franco Nero und dem hier auftretenden Terence Hill (Vier Fäuste für ein Halleluja) konnte zumindest damals bestimmt für Verwechslungen sorgen und besonders im finalen Shootout wird unübersehbar direkter Bezug auf den Corbucci-Klassiker genommen. Von daher zählt dieser Film zu einem der wenigen aus dieser „Reihe“, die sich noch halbwegs verdient mit diesem Namen schmücken dürften.
Anders sieht das natürlich mit der wesentlich dreisteren Vermarktungstaktik aus, die den Film Jahre später nochmal unter dem Titel Joe, der Galgenvogel in die deutschen Lichtspielhäuser brachte. Django und die Bande der Gehengten lief 1968 vor dem großen Durchbruch des prügelnden Kalauer-Duo Spencer/Hill mehr oder weniger unter dem Radar, zumindest für die jetzt angepeilte Zielgruppe. Also wurde der Film mit zahlreichen Schnitten (hauptsächlich um sich der Gewalt in seiner Explizität zu entledigen) um über 5 Minuten gekürzt und Synchro-Barde Rainer Brandt – der in der Erstvertonung sogar noch Terence Hill seine Stimme lieh – auf diesen Torso losgelassen. Heraus kam ein irritierender Mutant, der immer noch aussah, als würde es hier eigentlich derbe zur Sache gehen, aber mit den üblichen Schnodder-Dialogen herumfrotzelte und nebenbei auch immer „den Dicken“ erwähnt, der de facto natürlich nie auftauchte. Da diese Fassung in der Folge natürlich besser für Fernsehausstrahlungen geeignet war, ist sie heute eigentlich die Bekanntere. Unter diesem Aspekt eigentlich bitter, aber inzwischen hat man ja Gott sei Dank die Wahl, für welche Version man sich entscheiden will.
Django und die Bande der Gehengten erweist sich dabei als äußerst robuster Kandidat der zahlreichen Django-Trittbrettfahrer, der zudem über eine an sich furiose Grundidee verfügt. Ein Henker, der sich quasi eine Privatarmee aus falschen Galgenvögeln rekrutiert. Ihnen zunächst Rache an ihren Verrätern gewährt, um sie im Anschluss als Verbündete für seine persönliche, über Jahre brodelnde Vergeltung in der Hinterhand zu haben. Das geht leider schief, als ein Abtrünniger ihn hintergeht und mit dem Rest lieber selbst auf Raubzug geht. Regisseur Ferdinando Baldi – der 1966 mit Django - Der Rächer schon eines der ersten „Kuckuckseier“ inszenierte – war stets ein solider Handwerker und liefert auch hier anständige Arbeit ab, ist aber ohne Frage kein Mann für die ganz großen Aufgaben. Auf konstant gehobenem B-Movie Niveau verpasst man die Möglichkeit, sowohl aus der zynischen Prämisse wie aus dem mit Terence Hill markant besetzten Protagonisten ernsthaft ikonische Momente herauszukitzeln. Diese lägen durchaus im erreichbaren Radius, aber irgendwie schrappt man trotz adäquaten Bemühungen immer ganz knapp daran vorbei. Es fehlt schlussendlich wohl das kleine Quäntchen Klasse und Finesse, denn in den Anlagen ist das kaum schlechter als die richtig guten Vertreter dieser Zunft.
Fazit
Auch wenn „Django und die Bande der Gehengten“ nicht alles aus seinen hochkarätigen Ansätzen herausholen kann, macht er im Prinzip auch nichts ernsthaft falsch. Er könnte nur noch konsequenter und mutiger ausfallen, besonders um Terence Hill deutlicher die Chance zu gewähren, sich als zweiter Franco Nero ernsthaft zu beweisen. Das Potential hatte er – aber der alternative Weg war schlussendlich für ihn ja nun alles andere als eine zweite Wahl. Als Fan von Spaghetti-Western sollte man sich diesen mitunter ziemlich brutalen und ohne wenn und aber unterhaltsamen Streifen keinesfalls durch die Lappen gehen lassen. Besonders interessant im Direktvergleich mit „Joe, der Galgenvogel“.
Autor: Jacko Kunze