Inhalt
Der original Horror-Klassiker, der erstmals eines der berüchtigsten Monster der Filmgeschichte vorstellte! Larry Talbot (Lon Chaney Jr.), der zum alten Schloss seines Vaters Sir John Talbot (Claude Rains) in Wales zurückkehrt, trifft im nahen Dorf die schöne Gwen (Evelyn Ankers) und ihre Freundin Jenny (Fay Helm) zu einem örtlichen Volksfest, auf dem sie einen geheimnisvollen Wahrsager treffen. Jennys Schicksal ist bald darauf offenbart: Sie wird von einem bösartigen Wolf angefallen. Talbot schlägt den Wolf mit dem silbernen Griff seines Spazierstocks tot. Doch nachdem er von ihm gebissen wurde, ist der Fluch des Wolfs auf ihn übergegangen...
Kritik
In den frühen 1930er Jahren eroberten die UNIVERSAL-Studios den Olymp des massentauglichen, modernen Horrorfilms. Insbesondere ihre ersten (Ton)Film Adaptionen von literarischen Vorlagen wie Dracula oder Frankenstein sorgten für Aufsehen. In der Folge entstanden weitere Klassiker wie Dr. Jekyll & Mr. Hyde, Die Mumie oder Der Unsichtbare, doch Anfang der 40er war man bereits in der Sequel-Falle gefangen. Frankensteins Sohn (1939), Der Unsichtbare kehrt zurück (1940) und sogar Entgleisungen wie Die unsichtbare Frau (1940) mussten herhalten, wenn es an neuen Ideen mangelte, das Publikum jedoch warmgehalten werden musste. Mit Der Wolfsmensch wurde letztmals eine eigene Marke kreiert, die in der Folge auch in etlichen Crossovers schnell ausgeschlachtet wurde, nichtsdestotrotz einen nicht unwichtigen Pionierstatus innehatte. Erstmals wurde der Mythos des Werwolfs auf die Leinwand gebannt und, für den damaligen Zeitpunkt, auf einem sehr aufwändigen und insgesamt betrachtet sogar wegweisenden Niveau.
In der Rolle des Lawrence Talbot, der nach 18 Jahren Abstinenz zurück zu seinem Vater Sir John Talbot (Claude Rains, Berüchtigt) findet, wurde Lon Chaney Jr. (Spider Baby) zum letzten, großen UNIVERSAL-Horrorfilmstar, der leider damit auch – unschuldig wie unfreiwillig – das Ende einer Ära einläutete. Danach wurden überwiegend besagte Sequels, Crossovers oder Spin-offs aufgetischt, die wenig bis gar nichts mit den ursprünglich-schaurigen Eigenschaften der Originale zu schaffen hatten und nur in seltenen Einzelfällen aufgrund sehr spezieller Qualitäten (Abbott und Costello treffen Frankenstein) noch deutlich hervorstachen. Der Wolfsmensch hat trotz einer insgesamt starken Besetzung (Bela Lugosi dürfte wohl der einzige Darsteller sein, der sowohl Dracula, Frankenstein’s Monster und einen Werwolf – sogar innerhalb eines einzigen Studiovertrags - in seiner Karriere gespielt hat) und der handwerklich hervorragenden Inszenierung von George Waggner (Horror Island) schon ein markantes Problem: Er möchte (und müsste) gerne viel mehr erzählen, als ihm ermöglicht wird.
Während Dracula oder Frankenstein vorgegebene Geschichten auf eine Essenz der damals üblichen 70-Minuten-Marke komprimieren mussten, würde Der Wolfmensch wohl lieber diesen Rahme allein für eine anständige Exposition nutzen. Das stand ihm nicht zur Verfügung und so wirkt der Plot nicht effektiv genutzt. In der Kürze der Zeit stimmt das Verhältnis von Einleitung, Hauptteil und Schluss einfach nicht und so wird ein sehr interessantes Gerüst auf einen gehetzten wie leicht inkohärenten wirkenden Kompromiss gestutzt, der dennoch über unbestreitbare wie ikonische Meilensteine verfügt. Nicht ohne Grund berufen sich viele der (zu seltenen wie zu selten guten) Werwolf-Filme seitdem immer wieder auf dieses Werk. Der wahre Fluch aller Werwolf-Geschichten ist und bleibt, dass die Grundlage viel zu gut ist für das, was dabei meistens entsteht. Der Wolfsmensch ist auch dahingehend ein Pionier wie keine Ausnahme, allerdings mit der größtmöglichen Schuldminderung. Er kreiert ein spannendes Grundszenario, ist toll besetzt und hervorragend inszeniert, war aber entweder seiner Zeit zu weit voraus (und musste dementsprechend arg gestutzt werden), oder hatte auch nicht viel mehr vor als das. Selbst dann ist das aller Ehren wert, allein filmhistorisch.
Fazit
Im Konzert der grandiosen UNIVERSAL-Monster-Klassiker spielt „Der Wolfsmensch“ sicher nur die zweite Geige, ist aber längst nicht so unvorteilhaft gealtert wie dessen eigener Großvater und Mitbegründer „Dracula“. Allein für den Werwolf-Film per se ist das ein immer noch ikonisches, wegweisendes Werk, dem es eventuell sogar gutgetan hätte, wenn es 10 Jahre später erschienen wäre. Da hätte er vielleicht mehr Raum bekommen für seine vielversprechende Geschichte. Kein Meisterwerk, aber filmhistorisch von großer Bedeutung und dahingehend sogar wesentlich besser als gewisse, unantastbar-scheinende Kollegen aus der Gruft.
Autor: Jacko Kunze