6.0

MB-Kritik

Der Pfandleiher 1971

Drama – Austria, West Germany

6.0

Heinz Rühmann
Sabine Sinjen

Inhalt

Der alte Pfandleiher Hilary ist ein eigenwilliger und sehr streng wirkender Zeitgenosse. Als Lizzie Shaw, eine junge Frau, die vor vielen Jahren als kleines Mädchen im Pfandhaus gespielt hat, auftaucht, ändert sich der routinierte Tagesablauf von Hilary zusehends und die unterschiedlichsten Menschen kommen in seinem Geschäft zusammen.

Kritik

Heinz Rühmann („Die Feuerzangenbowle“) gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Schauspielern, die Deutschland hervorbrachte. 1995 erhielt er sogar posthum die Goldene Kamera als Größter deutscher Schauspieler des Jahrhunderts, was einmal mehr seinen hohen Stellenwert in der deutschen Filmlandschaft hervorhob. Neben Klassikern wie „Es geschah am helllichten Tag“ und „In weiter Ferne, so nah!“ wirkte er auch an etlichen, mittlerweile in Vergessenheit geratenen, Fernsehproduktionen mit. Eine davon ist „Der Pfandleiher“, ein kammerspielartiges Drama, das völlig zu Unrecht unterging.

Im Zentrum der Geschichte steht der in die Jahre gekommene Pfandleiher Hilary, der von Rühmann gekonnt verkörpert wird. Auf den ersten Eindruck wirkt er streng, unnahbar und dem Leben überdrüssig, ein Mann, der viel mitgemacht hat. Er ist abgehärtet, völlig trocken bemerkt er während des Films, dass sein Geschäft gut läuft solange es den Menschen schlecht geht, und eben andersherum. In seiner Einrichtung treffen sich die Opfer der Gesellschaft, ein in die Jahre gekommener Alkoholiker verpfändet sein Eigentum auf regelmäßiger Basis, die Abstinenzler seien schuld an der Wirtschaftslage. Ein Musiker muss sein Instrument aufgeben, ein Schriftsteller seine Schreibmaschine, letztlich ist eine warme Mahlzeit wichtiger, denn von großen Träumen wird man nicht satt. Für Hilary ist das der Alltag, er muss so gefühlskalt agieren um nicht selbst an seinem Beruf zugrunde zu gehen.

Dieser Querschnitt des deutschen Volkes wird verpackt in einer krimiartigen Rahmenhandlung. Der gefährliche Gangster Danny O´Keefe (Fred Haltiner) ist auf der Suche nach seiner Geliebten, Lizzie Shaw (Sabine Sinjen, „Es“). Die versteckt sich im Pfandhaus und entpuppt sich schnell als die kleine Lizzie, die als junges Mädchen viel Zeit mit Hilary verbracht hat. Durch ihre lebensfrohe, fast schon weltfremde Art, wirft sie dessen Alltag gewaltig durcheinander und die sonst so triste Einrichtung wird zu einem geselligen Ort. Leider ist es gerade die Rahmenhandlung, die durch ihren klischeehaften Aufbau zu vorhersehbar und dadurch uninteressant wird. Im Gegensatz dazu stehen die kleineren Einzelschicksale, die den Zuschauer berühren und tiefer in den Film ziehen.

Inszenatorische Mittel finden in „Der Pfandleiher“ nur selten ihre Anwendung, durch seinen Aufbau als Kammerspiel ist die räumliche Einschränkung allseits präsent und die meisten Aufnahmen beschränken sich auf simple Schuss-Gegenschuss Einstellungen. Gerade bei zunehmender Laufzeit lässt das den Film etwas eintönig und redundant erscheinen, glücklicherweise gelingt es dem Drehbuch jedoch immer wieder diese Monotonie abzufangen.

Fazit

„Der Pfandleiher“ ist ein zu Unrecht in Vergessenheit geratener Fernsehfilm, der neben einem gut aufgelegten Heinz Rühmann in der Hauptrolle mit einem gelungenen Skript punkten kann. Die Verhältnisse im Pfandhaus spiegeln die Kultur und vor allem die deutsche Wirtschaftslage wider und liefern dadurch einen interessanten Einblick in das Gedankengut der 70er-Jahre. Leider können die klischeehafte Rahmenhandlung und die eintönige Inszenierung nicht ganz mit der interessanten Idee des Werkes mithalten, dennoch sehenswert.

Autor: Dominic Hochholzer
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