Inhalt
Farmer Elias Wakefield, des ewigen Streits mit seinen Nachbarn, den gefürchteten Fromes-Brüdern, müde, bricht mit seinem Sohn nach Texas auf, um ein neues Leben zu beginnen. Als die beiden bei Wakefields älterem Bruder Station machen, verliebt sich Elias in die Dorflehrerin Susie. Doch hinter ihr ist auch der Saloon-Besitzer Bodine her. Um Elias los zu werden, setzt Bodine die Fromes-Brüder auf seine Spur, und es kommt zu einem dramatischen Showdown.
Kritik
Zweifelsohne zählt Burt Lancaster (Das Urteil von Nürnberg) zu den größten Schauspielern aller Zeiten. Kaum jemand – höchstens Marlon Brando (Die Faust im Nacken) - konnte dem gebürtigen New Yorker das Wasser reichen, wenn er seine ganze Physis in Wallung brachte, um Emotionen körperlich erfahrbar zu machen. Seine Performances in Gewalt und Leidenschaft, Der Gefangene von Alcatraz und Verdammt in alle Ewigkeit dürfen zudem nach wie vor als maßgebend verstanden werden. Mit Der Mann aus Kentucky aus dem Jahre 1955 versuchte sich Burt Lancaster auch an einer Karriere als Regisseur, was weder das Publikum, noch die damalige Kritik sonderlich lobend zur Kenntnis genommen hat. Und auch wenn man letztlich verstehen kann, warum das inszenatorische Debüt von Lancaster kein Erfolg war, besitzt der Film durchaus seine Reize.
Die Geschichte, basiernd auf dem Roman The Gabriel Horn von Felix Holt, folgt Elias Wakefield (gespielt von Burt Lancaster höchstpersönlich) und seinem Sohn Eli (Donald MacDonald), die von Kentucky in Richtung Texas aufbrechen. Dort glaubt er einen wahr gewordenen Traum vom Frieden zu entdecken, wo das Land unberührt, die Natur frei und das Wild unerschöpflich ist. Elias und Eli fliehen nicht vor den Menschen, sie fliehen vor der Enge. Was beginnt wie ein klassischer Abenteuerfilm, der noch einmal die Siedlermythen des heutigen Amerikas heraufbeschwört, wandelt sich alsbald in ein gesellschaftliches Portrait, wenn das Vater-Sohn-Gespann in der Stadt von Elias' älterem Bruder Zack (John McIntire, Psycho) eintreffen. Hier werden Idealisten nicht nur verspottet, sondern auch mit der Peitsche von Stan Bodine (Walter Matthau, Der Glückspilz) bearbeitet.
Das soziale Panorama, welches Burt Lancaster hier beschreibt, bleibt trotz seines ständigen Mit- und Gegeneinanders vor allem behäbiger Gestalt, weil ohnehin kein Zweifel daran besteht, dass dem gutherzigen, von hoher moralischer Integrität geprägten Elias wirklich etwas von seinem Weg ins Glück abhalten könnte. Der Showdown gegen Bodine steht bereits von der ersten Begegnung der beiden Männer im Raum – und der Ausgang des Kampfes ist von vornherein ebenso ersichtlich. Der Mann aus Kentucky überzeugt vor allem als wahrhaftige Breitwand-Schönheit: Gedreht in CinemaScope und Technicolor laden die farbenprächtigen, ungemein malerischen Bilder zum Schwelgen, was die Illusion vom gelobten Land jedenfalls auf der visuellen Ebene betörend zum Ausdruck bringt. Der Rest ist, trotz guter Schauspielleistungen (Walter Matthau liefert hier seinen ersten Auftritt ab), leider Wildwest-Konfektionsware.
Fazit
Man kann nachvollziehen, warum "Der Mann aus Kentucky" seinerzeit nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Kritik auf wenig Gegenliebe stoßen sollte. Das Regiedebüt vom großen Burt Lancaster ist zu behäbig und eindimensional, als dass die eigentliche Handlung wirklich mitreißen könnte. Die CinemaScope-Aufnahmen hingegen sind eine Augenweide und schauspielerisch gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Wildwest-Konfektionsware in famosen Bildern.
Autor: Pascal Reis