Inhalt
Edinburgh, 1828: Dr. Knox wird in seiner fortschrittlichen Forschung in erster Linie behindert, da er nur auf die Leichen Hingerichteter zurückgreifen darf. Als ihm die Tagelöhner Burke und Hare andauernd frisches Material liefern, stellt er keine notwendigen Fragen. Die Bevölkerung irgendwann schon…
Kritik
-„Dieser Mann verrichtet das Werk des Satans!“
-„Ja, aber er macht es hervorragend.“
Dr. Knox (Peter Cushing, Gruft der Vampire) – eine Koryphäe auf dem Gebiet der modernen Medizin -, muss unter beschränkten Bedingungen arbeiten, denn die Ethik und Wertevorstellung des 19. Jahrhunderts gewährt ihm nur den praktischen Zugriff zu hingerichteten Leichen. Für diese bezahlt er gutes Geld und das erweckt das Interesse der gammeligen Unterschichtler Hare (Donald Pleasence, Ferien in der Hölle) und Burke (George Rose, Keiner killt so schlecht wie ich), die ihre moralischen Bedenken, ähnlich wie der feine Herr von der Universität, gerne ausblenden, wenn es einen gemeinsamen Nutzen verfolgt. Er bekommt das was er will, sie das was sie benötigen, alle sind zufrieden, außer natürlich die nicht zwingend toten Verstorbenen und deren lästigen Anhängsel, die sich irgendwann gewisse Fragen stellen.
Beruhend auf der davor und danach mehrfach verfilmten Geschichte der Leichendiebe Burke und Hare inszeniert John Gilling (bei den HAMMER-Studios u.a. verantwortlich für Perlen wie Nächste des Grauens oder Das schwarze Reptil) einen gar nicht mal so typischen Gruselfilm der frühen 60er, da er sich kaum einheitlich kategorisieren lässt. Zwischen historischen Fakten, Horrorfilm, Justizthriller und (in erster Linie) moralisch-garstiger, pechschwarzer Groteske ist Der Arzt und die Teufel eher ein Diskurs über das Erlaubte, das Sinnvolle und das Vertretbare, der bewusst Grenzen überschreitet. Sowohl für die ethischen Fragen (nicht nur) seiner dargestellten Zeit, wie für den zumutbaren Rahmen der filmischen Umsetzung. Die deutsche Fassung wurde um etliche Minuten gekürzt, die nichtmal direkte Gewaltdarstellung beinhalten (außer eine beinah-Vergewaltigung). Es ist eher der zynische Umgang mit den Momentaufnahmen, die den Film allerdings erst richtig wirken lassen. Weniger Genre-Film als barbarische Gesellschaftssatire funktioniert Der Arzt und die Teufel über seinen ethisch-moralischen Diskurs und den arroganten, kaltschnäuzigen und gleichgültigen Tonus. Die Geltungsneurose der Oberen profitiert von der Skrupellosigkeit der Armut. Ein guter, ein effektiver Deal, aber natürlich nicht von Dauer.
Nicht immer ausgewogen in seinen reichhaltigen Möglichkeiten, gelegentlich sogar etwas ungeschickt anmutend, ist Der Arzt und die Teufel im Gegenzug manchmal erschreckend zynisch und seiner Zeit klar voraus. Auch weil er kein schlichter Genre-Film ist, aber sich dessen wohl nicht konsequent bewusst sein will/darf/soll. Gefangen in einem begrenzten Rahmen von finanzieller Möglichkeiten und künstlerischer Spannweite versucht sich John Gilling an mutigen Ausbruchsversuchen, die sich markant über den Standard der frühen 60er abheben. Es gibt tatsächlich Momente, die auch heute noch wahnsinnig gallig, spöttisch wirken, obwohl man inzwischen alle in dieser Richtung schon gesehen haben dürfte. Ein böser, ein satirischer Film, der trotz mancher holperigen Situationen seine Wirkung nicht verfehlt, nicht zuletzt aufgrund toller Darsteller wie Peter Cushing und Donald Pleasence, die allein schon jeden B-Film mit individueller Klasse veredeln.
Fazit
Etwas ungehobelt - aber auch aufgrund seines großen Potenzials – erscheinender Hybrid aus Horrorfilm, Gesellschaftsgroteske und historischen belegten Falls, der von seiner Grundlage fast zu schade ist für so einen B-Film…der sich dafür sehr gut verkauft. Manchmal so unglaublich bösartig und garstig, das er nur an seinen nicht gänzlich ausgereizten Möglichkeiten minimal scheitert.
Autor: Jacko Kunze