Inhalt
Frankreich, im Jahre 1977: Suzanne Pujol ist die klassische, biedere Hausfrau. Während ihr Mann Robert den typischen Patriarchen mimt, putzt und kocht sie und kümmert sich um die Familie. Robert leitet eine Fabrik und ist wegen seiner schroffen und überheblichen Art bei seinen Arbeitern nicht sonderlich beliebt. Auch seine Familie kann ihn nicht besonders gut leiden. Vor Frauen, besonders vor seiner eigenen, hat er wenig bis überhaupt keinen Respekt. Seine Einstellung ist klar: Es reicht, wenn eine Frau die Meinung des Mannes teilt, da braucht sie keine eigene zu haben! Eines Tages jedoch erleidet Robert einen Herzinfarkt, so dass plötzlich Suzanne in der Fabrik als Ersatz für ihren Mann einspringen und den Posten der Direktorin übernehmen muss. Zur großen Überraschung aller, erweist sie sich dabei als äußerst fähig. Als Robert schließlich wieder auf den Beinen ist und seine alte Stellung als Chef zurück haben möchte, wird die Sache kompliziert...
Kritik
Mit "Das Schmuckstück" begibt sich François Ozon wieder in den Bereich der Komödien. Wie schon mit seinem bekannten Film „8 Frauen“ stellt er auch hier wieder die Frauen in den Mittelpunkt. Um genauer zu sein eine ganz bestimmte Frau. Das Schmuckstück erzählt die Geschichte der Hausfrau Suzanne Pujol (Catherine Deneuve) in den 70er Jahren. Wie damals üblich geht der Mann arbeiten und die Frau bleibt Zuhause. Ihr Mann Robert Pujol (Fabrice Luchini) leitet eine Regenschirm-Firma, die er von seinem Schwiegervater geerbt hat. Doch nicht einmal häusliche Pflichten 'darf' Suzanne übernehmen, denn dafür gibt es das Personal. Was tut Suzanne also den lieben langen Tag? Sie geht joggen, schreibt Gedichte und ist ein Dekorationsstück in der Wohnung... eben ein Schmuckstück. So nimmt der Film auch seinen Anfang. Catherine Deneuve im Jogginganzug und mit Lockenwicklern im Haar durch den Wald laufen zu sehen ist schon eine kleine Augenweide.
Wie sie dann noch nebenbei mit den Tieren spricht und die Dialoge in ihr kleines Notizheftchen schreibt, gibt dem Film etwas märchenhaftes. Es ist eine Welt fernab dessen, was man selbst kennt. Man kann die Ruhe quasi fühlen, jedoch birgt so eine Welt auch das Risiko, dass Entwicklungen unbemerkt an einem vorüberziehen. An sich führt sie ein glückliches Leben, jedenfalls behauptet das ihr Mann Robert, und Suzanne scheint sich damit auch abzufinden. Doch dann gibt es einen Streik in der Fabrik, angezettelt von Suzannes ehemaligem Geliebten Maurice Babin (Gérard Depardieu) und Robert bekommt einen Herzinfarkt. Wer soll sich in seiner Abwesenheit nun um den Betrieb kümmern? Ihre beiden Kinder lehnen es ab, also fällt die Aufgabe auf die Tochter des Gründers, nämlich Suzanne.Nach und nach emanzipiert sich Suzanne von ihrem Mann. Sie nimmt sich ihrer Aufgabe an und zeigt, dass man eine Firma durchaus mit Charme und Freundlichkeit führen kann, statt nur mit harter Hand. Anfangs in ihrer neuen Rolle als Geschäftsführerin noch etwas unbeholfen, beweist sie im Laufe der Zeit, dass Weiblichkeit und hartes Geschäft nicht unvereinbar sind.
Sie setzt mit ihrer Art Akzente und bringt Bewegung in die derzeitige Gesellschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass mit der Zeit ihr Mann Robert zum Schmuckstück mutiert, was er sich jedoch nicht gefallen lässt. Somit wird der Machtkampf nicht nur in der Fabrik ausgetragen, sondern dann auch Zuhause.Es ist schön Catherine Deneuve mal wieder auf der großen Leinwand bewundern zu dürfen. Sie wandelt mit ihrer Rolle auf dem schmalen Grat zwischen anmutiger Klasse sowie Eleganz und der Naivität einer unbeholfenen Frau, was sie verletzlich wirken lässt. Doch diese Gradwanderung meistert sie mit Bravour. Schön zu sehen ist vor allem auch, wie einem immer mehr bewusst wird, dass Suzanne nie die einfache naive Hausfrau war, wie es immer den Anschein machte. Damit führt sie nicht nur ihren Mann an der Nase herum, sondern auch das Publikum.Der Film lebt in erster Linie von der Darbietung Suzannes. Aber auch Fabrice Luchini als Robert braucht sich nicht in den Schatten zu stellen. Als altmodischer und cholerischer Hausherr ist er stets für ein paar Lacher zu haben.
Dadurch, dass er sich selbst sehr ernst nimmt und teilweise noch nicht begreifen kann, was da über ihn gerollt ist, hat man des öfteren sogar Mitleid mit ihm. Gèrard Depardieu als ehemaliger Liebhaber von Suzanne geht neben Catherine leider etwas unter. Aber jeder, der schon mal verliebt war, wird sich an den Szenen zwischen ihm und Suzanne erfreuen können. Denn hier wurden sehr viele schöne und teilweise sogar magische Momente eingefangen, die einen selbst wieder in Erinnerungen schwelgen lassen.Zusätzlich lebt der Film neben den Protagonisten auch von seinen Dialogen. Diese an sich sind sehr humorvoll, jedoch wirken sie von Zeit zu Zeit etwas aufgesetzt und nicht sehr spontan. Damit nimmt man dem Film leider etwas den Spielfluss. Auch hätten es für eine Komödie wesentlich mehr spritzige Dialoge sein können, damit man auf seine Kosten kommt. Dadurch bekommt der Film in gewissen Abständen seine Längen. Insbesondere, da der Film viele weitere komischen Situationen bereit hielt, die bedauerlicherweise jedoch nicht ausgekostet worden sind.
Fazit
„Das Schmuckstück“ lebt durch seine sehr vielseitigen und teilweise sehr widersprüchlichen Figuren. Wie diese aufeinander treffen und miteinander agieren, wurde sehr schön inszeniert. Jedoch hätte es dem Film nicht geschadet, wenn man genau das mehr auf die Spitze getrieben hätte.