Inhalt
Die 26-jährige Èlise (Marion Barbeau) hat eine vielversprechende Karriere als Balletttänzerin vor sich. Doch als sie sich bei einem Sprung auf der Bühne schwer verletzt, zerbricht alles, wofür sie jahrelang gearbeitet hat. Stück für Stück muss Èlise ihr Leben neu zusammensetzen. Ihr Weg führt sie von Paris in die Bretagne wo sie unerwartet auf eine andere Tanz-Truppe stößt.
Kritik
Das hohe Level der tänzerischen Fähigkeiten und Choreografien, um die Cédric Klapisch (Der Wein und der Wind) das mit seinem Co-Stammautor Santiago Amigorena (Another Silence) verfasste Drehbuch arrangiert, steht invers zum niedrigen darstellerischen und dramaturgischen Niveau der elitären Episode. Deren spannendste Frage dreht sich nicht um die durchweg dem pseudointellektuellen Milieu Frankreichs blütenweißer und begüterter Bourgeoisie entstammenden Figuren, sondern darum, für was die in der vorgeblich alternativen, tatsächlich maximal assimilierten Ästhetik einer Urban Outfitters Reklame verpackte Seifenoper die meiste Werbung macht.
Ist es das Urban Outfits label iets frans… , das die für ihr Metier nicht mehr junge Primaballerina Elise (Marion Barbeau) ständig zur Schau trägt und das offenbar die Mehrheit der Kostüme geliefert hat? Ist es die Kompanie des Choreografen Hofesh Shechter, der sich im doppelten Sinne selbst darstellt und Elise nach einer riskanten Tanzverletzung eine neue Perspektive als Mitglied seiner prominent präsentierten Crew eröffnet? Ist es Heternormativität, der die seichte Story regelrecht magische Heilkräfte zuspricht?
Der komplizierte Knöchelbruch der privilegierten Protagonistin erfolgt unmittelbar mit dem Zusammenbruch ihrer Beziehung zu einem Kollegen und heilt überraschend danke der amourösen Aufmerksamkeit anderer Männer wie ihres Physiotherapeuten Yann (François Civil, The Three Musketeers: Milady) und des Shechter-Tänzers Mehdi (Mehdi Baki). Zweiten trifft sie bei einem wenig arbeitsreichen Arbeitsaufenthalt in einem malerischen Landgasthaus, in dessen Gesellschaftsraum die als Proben dargestellten Performances stattfinden. Zwischen von nachmehr Hardcore-Heteros zubereiteten Gourmet-Essen gleitet die Heldin mühelos in die nächste Traumkarriere.
Fazit
Wie elitaristisch entrückt Cédric Klapischs toxisches Tanztheater vom Kosmos Normalsterblicher ist, unterstreichen beleidigend basierten Dialoge und ableistischer Subtexte. Da wird Unglück als nette Abwechslung zum permanenten Wohlbefinden beschrieben, Schmerzen sind Bestrafung persönlicher Fehlentscheidungen und Genesung eine reine Willensfrage. Die eklatante Abwesenheit jeglicher Diversität und Gay-Panic-Gags bestätigen das normative Narrative der Hetero-Humoreske. Deren alleinige Stärke sind die tadellos gefilmten Tanzeinlagen, die zwischen schlecht gespielter Seifenoper daran erinnern, mal wieder ins Ballett zu gehen.
Autor: Lida Bach