Inhalt
Von einem Tag auf den anderen steht Xaviers Leben auf dem Kopf. Als seine Frau Wendy ihm verkündet mit den beiden Kinder nach New York zu gehen, beschließt er Hals über Kopf ebenfalls in die Metropole zu ziehen, um seinen Kindern nahe zu sein. So nimmt Xaviers Abenteuer seinen Lauf: Er heiratet eine Amerikanerin chinesischer Herkunft, um die Aufenthaltspapiere zu bekommen; er spendet seinen Samen für das Kind eines lesbischen Pärchens und der Turbulenzen nicht genug, besucht ihn auch noch seine erste große Liebe...
Kritik
Mit "Beziehungsweise New York" (oder auch dem viel passenderen Originaltitel "Casse-tête chinois") zaubert Cédric Klapisch nach "L'auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr" und "L'auberge Espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg" bereits den dritten Teil der "L'auberge Espagnole" Reihe auf die Leinwand. Die einstigen Studenten – die Fans der Reihe kennen und lieben gelernt haben – sind nun erwachsen geworden und müssen sich völlig neuen Problemen stellen. Interessant ist es allemal, was aus den lieb gewonnenen Charakteren Xavier, Martine, Isabelle und Wendy geworden ist. Auch Regisseur Cédric Klapisch hat sich in den nunmehr knapp 10 Jahren stark verändert. Inszenatorisch ist er kreativer denn je. Leider bleibt bei all der Liebe fürs Detail die Story des Films auf der Strecke.
Um auch Neulingen den Einstieg in die Filmreihe zu ermöglichen, lässt der Regisseur zu Beginn des Films die Beziehungen und Inhalte der ersten beiden Revue passieren. Wer jetzt mit langweiligen Rückblenden und Ausschnitten der anderen Filme rechnet, irrt gewaltig. Mit animierten Papiercollagen präsentiert er uns das ganze luftig leicht und findet dabei die perfekte Balance, um einerseits Neueinsteigern die Beziehungen verständlich zu machen und andererseits Kenner nicht zu langweilen. Das er damit aber noch längst nicht am Höhepunkt seiner inszenatorischen Kreativität angelangt ist, beweist er in den darauf folgenden zwei Stunden. Immer wieder hat er außergewöhnliche Ideen, die sonst langweilige Dinge in einem interessanten und sehenswerten Licht erstrahlen lassen. Hierbei werden beispielsweise U-Bahn Pläne oder Google Earth zweckentfremdet, um lange Strecken schnell zu überwinden. Das sieht nicht nur hübsch aus sondern ist auch effektiv und hält den Zuschauer bei der Stange.
Fans der Reihe werden sich neben den optischen Spielereien vor allem auf ein Wiedersehen mit den Charmanten Charakteren freuen. Xavier, Isabelle und Martine sind sympathisch wie eh und je und bieten dem Zuschauer trotz abstruser Irrungen und Wirrungen immer wieder Identifikationsmöglichkeiten. Die Geschichte der Studenten wird indes auf eine neue Ebene gehoben. Nun sind sie eben keine Studenten mehr, sondern stehen mitten im Leben und sehen sich mit neuen, schwerwiegenderen Problemen konfrontiert. Das führt unweigerlich immer wieder zu witzigen, oft auch haarsträubenden Geschehnissen, die aber stets auf eine absurde Art und Weise glaubhaft bleiben, denn vorstellbar ist es allemal, dass all dies irgendwo auf der Welt gerade passiert. Ob nun Xavier einem Taxifahrer das Leben rettet und gleich darauf dessen Tochter heiratet, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten oder Isabelle eine Affäre mit der gleichnamigen Haushaltshilfe anfängt, der Regisseur nutzt jede Gelegenheit aus, seine Charaktere in die abgedrehtesten Situationen zu manövrieren. Dabei bleibt der Film stets unterhaltsam und wird nie kitschig.
Doch was wären diese Charmant gezeichneten Charaktere ohne die großartigen Darsteller, die in ihre Haut schlüpfen. So sehen wir Romain Duris wieder als Weltenbummler Xavier, der aus Liebe zu seinen Kindern sein Leben in Frankreich aufgibt und nach New York zieht. Hier trifft er auch seine beste Freundin Isabelle wieder. Cécile De France verköpert die lesbische Frau, die Xavier dazu auffordert, mit ihr ein Kind zu zeugen, in einer erfrischend lockeren Art und noch deutlich besser, als in den vorherigen Teilen. Außerdem verzaubert uns Audrey Tautou wieder mit ihrem Charme und ihrer süßen Art als Martine und zieht uns alle unweigerlich auf ihre Seite. Alle drei haben sich in den letzten Jahren stark entwickelt, jedoch kein bisschen ihrer liebenswerten Art eingebüßt. Die einzige, die kaum überzeugen kann ist Kelly Reilly, die als Wendy leider zur nervigen und verhassten Nebenfigur verkommt. Neben dem Hauptcast können sich Fans amerikanischer Sitcoms auf einige mal mehr, mal weniger gelungene Gastauftritte freuen.
Schade nur, dass trotz der guten Inszenierung, dem überzeugenden Cast und den liebenswerten Charakteren die Story sehr dürftig ausfällt. Cédric Klapisch verliert nur allzu oft das große Ganze aus den Augen, um sich in seinen Sideplots zu verlieren. Diese fallen zwar stets unterhaltsam aus, sind aber zu oft irrelevant für den weiteren Verlauf der Handlung und schaden so dem Pacing des Films. Durch all die Nebenplots wirkt das Gesamtgerüst zusammengewürfelt und planlos. Nichtsdestoweniger weiß der Film zu unterhalten, so dass man über diese marginalen Schwächen locker hinwegsehen kann.
Fazit
Mit dem dritten Teil der "L'Auberge Espagnole" Reihe, leistet Cédric Klapisch nicht nur Fanservice, sondern empfängt auch Neulinge mit offenen Armen. Die romantische Komödie punktet mit einem großartigen Cast, tollen Einfällen und sympathischen Charakteren, die die schwache Story locker überspielen.
Autor: Tobias Bangemann