MB-Kritik

Dalia and the Red Book 2024

Adventure, Animation, Family

Natalia Rosminati
Agustina Cirulnik
Mora Kind
Gustavo Barrientos
Andrés Burecovics
Mariana Correa

Inhalt

Adolfo, ein berühmter Kurzgeschichtenautor, beschließt, seinen ersten Roman zu schreiben und gibt seiner Tochter Dalia die Gabe, eine Figur für die Geschichte zu erschaffen. Sie wählt eine Ziege, wie ihr Stofftier. Nach dem Tod ihres Vaters wird Dalia von den Figuren der Geschichte entführt. Durch ein Portal machen sie sie zu einer Figur des Romans „Das Rote Buch“. Während sie mit Hilfe der Ziege versucht, einen Ausweg zu finden, muss sich Dalia den anderen Figuren stellen, die alles tun, um die Hauptfiguren des Buches zu werden.

Kritik

Das Buch, das die junge Titelheldin David Bisbanos animiertem Fantasy-Abenteuer um jeden Preis zu Ende schreiben möchte, ist nicht das einzige unfertige Werk in dem sich vergeblich nach dem Vorbild von Pixar streckenden Szenario. Auch dessen Drehbuch war anscheinend nur halb fertig zu Beginn der Produktion, deren kantige Konstruktionen und flächige Farben mehr an ein angestaubtes PV-Spiel erinnern als an die Wunderwesen eines zum Leben erweckten Romans. Den begann vor Jahren Dalias Vater zu schreiben.

In der Gegenwartshandlung probiert sich die unsichere Protagonistin (Stimme: Agustina Cirulnik) selbst am Verfassen von Geschichten, in ihren Augen allerdings unzureichend gegenüber denen ihres verstorbenen Vaters. Dessen unvollendetes letztes Werk nimmt sie wortwörtlich gefangen und wenn sie es nicht zu Ende schreibt, bleibt sie für immer daran gefangen. Die magische Prämisse eines kreativen Kanons, dessen Stil alles zu beherrschen droht und frisches Talent im Keim erstickt, ist ein überraschend zeitgemäßer Ansatz, der sich prompt negiert. 

Diese inhaltlichen und ideellen Widersprüche zeigen sich schon darin, dass Dalia das Buch unbedingt beenden soll, statt sich davon zu lösen. Als Tochter des Autors steht sie für eine vermeintliche Neuerung, die tatsächlich nur eine Fortsetzung ist und nicht autark, sondern ein Abkömmling des Establishments. Zwar wird wie in unzähligen Kinderfilmen die Kraft der Phantasie beschworen, aber nur, um eine Phantasiewelt im Zaum zu halten und ihr zu entkommen. Bei dem derivativen Durcheinander verständlich.

Fazit

Dass der Regisseur und Drehbuchautor sich stilistisch bei Coraline bedient und narrativ bei einer ganzen Reihe gelungenerer Werke, macht die brüchige Botschaft von Originalität und Vorstellungskraft noch absurder als in der holprigen Märchen-Reise. Deren visuelle Verweise auf altertümliche Sagen und Mythen evozieren eine kulturgeschichtliche Kreativität, zu der die unausgegorene Geschichte nie einen konkreten Bezug findet. Alles in dem animationstechnisch sichtlich beschränkten Buchkosmos bleibt mal mehr, meist weniger charmantes Stückwerk, artifiziell und austauschbar wie die Charaktere.

Autor: Lida Bach
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