Inhalt
Eine junge Frau (Dakota Johnson) steigt nachts am Flughafen New York in ein Taxi ein. Sie möchte nach Hause, in ihre Wohnung in Manhattan. Nach und nach kommen sie und der Fahrer (Sean Penn) ins Gespräch. Doch sie ist immer wieder abgelenkt von Textnachrichten, die sie von einem Mann erhält. Langsam öffnet sie sich, erzählt dem Fahrer ihre unglücklichen Liebesentscheidungen, die dazu führten, dass sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat. Auch er gibt immer mehr Einblick in sein Leben. Es entsteht eine inspirierende Unterhaltung, die berührt und unter die Haut geht.
Kritik
Es ließe sich eine ganze Autofahrt vom JFK Flughafen ins New Yorker Stadtzentrum darüber referieren, wie Christy Halls (I Am Not Okay with This) Regie-Debüt Misogynie und Machismo verklärt. Ein solches Rücksitz-Referat wäre sogar eine treffende Replik auf den Pseudo-Plot. Der nimmt die Unterhaltung eines Taxifahrers und seiner Kundin auf besagter Strecke zum Vorwand, dem Publikum chauvinistische Vorurteile über Männer, Frauen und beider Beziehung zueinander unter die Nase zu reiben, und diese gelegentlich dramatisch zu untermauern.
Diese denkbar plumpe Manipulation beschränkt sich auf SMS-Austausch zwischen der namenlosen Protagonistin (Dakota Johnson, Madame Web), die in den Credits nur als „Girlie“ bezeichnet wird. Merke: Wenn weibliche Figuren im Drehbuch mit „dead hooker“, „hot babe“ oder eben „Girlie“ bezeichnet werden, hat dessen Verfasser*in höchstwahrscheinlich issues. Nach Halls eigener Philosophie, die sie in den anderthalb Stunden Lauf- und Fahrtzeit ausbreitet, sind das bei Frauen Daddy Issues, natürlich auch bei Girlie. Die datet einen alten verheirateten Familienvater.
Der schickt ihr Dick Pics, die ihn nicht etwa als Elternteil und Ehemann disqualifizieren, sondern im Gegenteil: Dass er Frau und Kinder hat macht die perversen Pics angeblich entschuldbar. Männer sind halt so, nach der großteils von Taxifahrer Clarke (Sean Penn, Flag Day) gepredigten, und durch Girlies Erfahrungsberichte bestätigten Philosophie, und Frauen sind schuld. Warum? Um diese abstruse Dialektik zu erfassen, müsste man eine Kinokarte kaufen. Aber das Geld investiert man besser in eine Taxifahrt. Ist unterhaltsamer.
Fazit
Wenn Dakota Johnson zu Beginn Christy Halls redseligen Regie-Debüts in Sean Penns Taxi einsteigt, ist das der Höhepunkt an zwischenmenschlicher Dynamik und Spannung des Film-Vortrags abgestandener Altmänner-Ansichten. Die sind von jeglicher Lebensrealität so weit entfernt wie die Regisseurin und Drehbuchautorin von der ökonomischen Realität ihrer Protagonisten. Da kann ein Taxifahrer seiner Geliebten eine Zweitwohnung in New York mit allen Extras bezahlen und eine Programmiererin 500 Dollar Trinkgeld geben. Stupides Schauspielkino ohne Humor, Herz und Hirn.
Autor: Lida Bach