Inhalt
William Hundert ist ein passionierter und ambitionierter Geschichts-Professor an der St. Benedicts Schule für Jungs. Sein durchorganisiertes und kontrolliertes Leben beginnt aus den Fugen zu geraten, als Sedgewick Bell in sein Klassenzimmer tritt und sich seinen Unterrichtsmethoden widersetzt. Was als Kampf beginnt, wird schließlich eine enge Lehrer-Schülerbeziehung, die im Mr. Julius Caesar Wettbewerb ihren Höhepunkt findet und Hundert zu einer Entscheidung treibt, die ihn auch noch nach einem Vierteljahrhundert verfolgt und nicht loslässt.
Kritik
Während Der Club der toten Dichter völlig zu Recht für immer ein legendäres Vermächtnis vom Robin Williams bleibt, ist Club der Cäsaren dagegen eher ein Produkt, das hin und wieder in seiner Belanglosigkeit zu versinken droht. Dabei haben beide Werke auf den ersten Blick so viel gemeinsam: In beiden geht es um einen Lehrer, der seine Schüler zu Höchstleistungen motivieren und sie inspirieren möchte. Mit einem großen Unterschied: Während Robin Williams einen Lehrer spielt, der die Schüler zu freiem Denken und Handeln ermutigt und eher unkonventionell unterrichtet, verkörpert Kevin Kline (Ein Fisch namens Wanda) einen eher traditionellen Ausbilder, der aus irgendeinem Grund daran glaubt, dass der Schlüssel zum Erfolg darin besteht, jede Kleinigkeit über Julius Cäsar auswendig zu lernen und wie ein Papagei wiederzugeben. Während John Keating (Robin Williams) als „Captain, mein Captain“ die Schüler dazu anregt, Gedichte selbst zu schreiben und ihre Leidenschaft für die Poesie weckt, lehrt William Hundert (Kevin Kline) seine Schüler, wie wichtig es ist, solche Zitate wie „Alea iacta est" (Zitat von Julius Cäsar. Übersetzung: „Der Würfel ist gefallen.”) zu kennen.
Wenn man nämlich nicht alles über Julius Cäsar weiß, dann wird man es wohl auch nie schaffen, eine richtige Karriere aufzubauen. Doch glücklicherweise sind alle seine Schüler geradezu erpicht darauf, von morgens bis abends die Geschichte Roms zu pauken. Abgesehen von einem, dem Sohn des Senators Sedgewick Bell (Emile Hirsch, Into the Wild). Er ist der Einzige, der das sinnlose Auswendiglernen infrage stellt. Zumindest vorerst, denn schon bald lässt er sich ohne einen ersichtlichen Grund von seinem Lehrer zum Lernen motivieren. Vermutlich, weil er zu wenig Aufmerksamkeit von seinem Vater bekommt, der ihn noch nie beachtet hatte. Da kommt ein Lehrer, der an seinem Leben Interesse zeigt, natürlich wie gerufen. Genauso wie in Der Club der toten Dichter wird auch hier eine reservierte Vaterfigur vorgestellt, doch trotzdem spürt man keinerlei emotionale Regung oder Mitgefühl für Sedgewick. Auch sein Verhältnis zu seinem Lehrer ist zu distanziert, um daran zu glauben, dass zwischen Sedgewick und seinem Lehrer sich so etwas wie eine echte Freundschaft entwickeln könnte.
Während man bei Der Club der toten Dichter von den Emotionen überwältigt wird und sich vor der schauspielerischen Darbietung von Robin Williams verneigen möchte, fragt man sich, ob man für so einen herausragenden Schauspieler wie Kevin Kline nicht ein besseres Drehbuch hätte schreiben können. Alle Figuren in diesem Film sind schlichtweg langweilig und es passiert im Großen und Ganzen nichts außer des wichtigen Julius Cäsar Wettbewerbs. Dabei kann Kevin Kline so viel mehr als die begrenzte Rolle, die man ihm da zumutet. In Ein Fish namens Wanda kann er brillieren, weil das Drehbuch ihm die Gelegenheit dazu gibt. Doch in Club der Cäsaren darf er offenbar nicht einmal zeigen, dass er eine Frau richtig begehrt. Er äußert seine Zuneigung für seine Herzdame stets äußerst diskret und zeigt dabei ungefähr so viel Gefühlsregung, als würde er seine Lieblingszeitung im Kiosk kaufen. Statt den zugeneigten Verehrer zu mimen, rudert er lieber auf dem See, weil “Tage, die mit Rudern auf einem See anfangen, besser sind, als solche, die nicht so anfangen.“ Mit diesem Zitat beginnt übrigens der Film und geht genauso weiter, mit tugendhaften Sprüchen über Prinzipien und richtige Charakterausformung, mithilfe von unnützem Wissen über Julius Cäsar.
Selbstverständlich ist es wichtig Geschichte an den Schulen zu lehren, aber einen Film darüber zu drehen, deren Kernaussage besagt, dass Erfolg nur davon abhängt, dass man geschichtliche Daten gut auswendig lernen kann, ist grenzwertig. Club der Cäsaren ist wie ein Geschichtslehrbuch, ziemlich trocken, verstaubt und mit keinerlei Spannung oder Höhepunkten versehen. Auch diese Art von Filmen findet sicher ihre Verehrer, doch diejenigen, die Der Club der toten Dichter oder Mona Lisas Lächeln kennen, werden es unfassbar schwer haben, diesen Film nicht dem Vergleich zu unterziehen. Deswegen sollte man zuerst mit der Sichtung von Club der Cäsaren beginnen, damit man erst gar nicht in Versuchung geführt wird, es zu tun.
Fazit
Staubtrocken und prätentiös strotzt "Der Club der Cäsaren" nur so vor dem unnützen Wissen über Julius Cäsar. Die höchste Stufe der Tugendhaftigkeit erreicht offenbar nur derjenige, der am meisten über Julius Cäsar weiß, oder zumindest so tut als ob. Wer sich für geschichtliche Fakten interessiert, wird den Film sicherlich lieben, doch er bietet keinerlei Mehrwert zu einem Geschichtsbuch und setzt seine vermeintlichen Höhepunkte so dezent, dass man sie verpasst, wenn man kurz blinzelt.
Autor: Yuliya Mieland