Inhalt
Zweiter Teil der Horrorfilm-Reihe um die mordende Puppe. Chucky wird in einer Spielzeugfabrik zum Leben erweckt und versucht erneut Besitz von Andy Barclays Körper zu nehmen. Doch um sein Ziel zu erreichen, muss die Killerpuppe erst ein paar Erwachsene aus dem Weg räumen.
Kritik
„You’ve seen dolls that pees? This one bleeds!“
1988 erblickte eine nicht mal kindshohe Kultfigur des Horrorfilms das Licht der Welt: In Chucky – Die Mörderpuppe verfrachtete der Lakeshore-Strangler Charles Lee Ray (nur dort zu Beginn physisch auftretend, aber bei allen weiteren Teilen durch seine markante Stimme der unsichtbare Star: Brad Dourif, Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses) die eigene Seele kurz vor dem Tod per Voodoo-Zauber in den „Körper“ einer „Good Guy“-Puppe, die fortan Jagd auf den kleinen Andy (damals wie hier: Alex Vincent, Cult of Chucky) machte. Da der Knirps derjenige war, dem Charles – oder nun Chucky – als ersten sein Geheimnis offenbarte, wurde er zum Auserwählten. Nur in seinen Körper konnte der Serienkiller sich zurück-vermenschlichen. Das Grauen lauert im Kinderzimmer.
Ein Überraschungserfolg, aber nicht ohne Berechtigung. Der Film von Regisseur Tom Holland (Fright Night – Die rabenschwarze Nacht) und besonders Erfinder wie Dauer-Autor Don Mancini (schrieb bisher alle Teile der Serie) spielte mit kindlichen Ängsten, etablierte einen ausdrucksstarken, individuellen Antagonisten und verfügte über eine hervorragende Tricktechnik. Allerdings blieb der Film auch deshalb mindestens gefühlt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Talentiert, ambitioniert, aber nicht am Limit (für so einen Stoff). Beim zwei Jahre später gedrehten Sequel macht ausgerechnet die nie weiter positiv aufgefallene Eintagsfliege John Lafia (Der Tod kommt auf vier Pfoten) nahezu alles richtig. Fortsetzungen, speziell bei Horrorfilmen, folgen ja grundsätzlich der Regel „Mehr von allem“. Und genau das tut einem etwas zu zaghaft, zu zurückhaltend ausgefallenen Franchise-Start enorm gut. Chucky 2 – Die Mörderpuppe ist zurück ist nicht nur aufwändiger, sondern besonders: Garstiger, zynischer, schneller, drastischer, hämischer und versteht es, die für einen Chucky-Film wichtige Komponenten (bisher einmalig) ideal zu verbinden.
Ein Film über eine von einem wahnsinnigen Killer besessenen Puppe darf und muss verdammt böse und rücksichtslos ausfallen, um nicht lächerlich zu erscheinen. Kann aber kaum ohne eine gewisse Ironie daherkommen…weil es eben um eine von einem wahnsinnigen Killer besessene Puppe geht. Nahm sich der Erstling noch etwas zu ernst bzw. wollte gleichzeitig nicht richtig auf die Kacke hauen, ging die Reihe mit Chucky und seine Braut kurzzeitig sehr gezielt auf die Comedy-Schiene. In dem Fall spaßig, aber als Horrorfilm nicht wirklich effizient. Dieses Exemplar findet verblüffend gut die Mitte. Es wird nie direkt gelacht, eher geschmunzelt. Auch weil Brad Dourif drauflosflucht, als gebe es kein Morgen und sich Good-Guy-Chucky zum wohl fiesesten Waden- und Halsbeißer der gesamten Serie herausstellt. Ein tollwütiges, wutschnaubendes, irgendwann nur noch im blanken Amok-Modus eskalierendes Spielzeug, das trotz seiner armseligen Statur und seinem tiefschwarzen Humor äußerst bedrohlich in Szenen gesetzt wird. Der Film erliegt nicht seiner Prämisse, er verwendet sie. Mit gut 84 Minuten perfekt filetiert, da ist kein Gramm zu viel oder zu wenig. Und dann wäre da ja noch dieses Finale…
Ein guter Horrorfilm sollte sich seiner Showdown-Qualitäten bewusst sein. Und es gibt wirklich wenige Franchise-Beiträge dieser Zeit, die das so auf die Spitze treiben wie dieses. Was beim High-Noon in der Spielzeugfabrik (wo sollte es sonst stattfinden, aber nur dieser Teil der Reihe macht es?!) abgeht ist großartig. Intensität, Gore, Spannung und ätzender Humor erreichen einen neuen Level. Neben allerhand Near-Falls im Sekundentakt wie einer (durchgehend) beeindruckenden, plastischen Special-Effekt-Arbeit gibt es gar Body-Horror à la Cronenberg – nur eben in Plastik. Dafür wunderbar deformiert. Hinten scheißt die Ente, aber sie muss auch dementsprechend gefüttert werden. Die Nahrungskette bei diesem Chucky ist so konstant gut wie bei keinem anderen Teil der Reihe.
„I Hate Kids!“
Fazit
Mit weitem Abstand das Prunkstück der Serie, trotz einiger ordentlicher Beiträge. Das Sequel toppt das anständige Original locker, bügelt dessen Fehler aus und setzt Maßstäbe, die leider in der direkten Folge wieder verworfen wurden. Die Kehrseite des Erfolges, aber mehr dazu an anderer Stelle. Dieser Film darf jedem Horrorfilmfan problemlos ans Herz gelegt werden, gerade wenn man noch die Zeiten kennt, als das Genre eigentlich nur noch ausgelacht wurde.
Autor: Jacko Kunze