Inhalt
Vor zehn Jahren zauberte Serienkiller Chucky seine schwarze Seele in eine Puppe. Er setzte sein grausames Treiben fort, bis er in die Hände der Polizei fiel. Aber seine Ex-Freundin Tiffany kann ihn nicht vergessen und besorgt sich Chuckys Überreste. Sie flickt ihn zusammen und spricht in dunkler Nacht eine Zauberformel: Chucky kehrt ins Reich der Lebenden zurück. Als er sich weigert, Tiffany zu heiraten, sperrt diese ihn ein. Doch die Killerpuppe rächt sich...
Kritik
Er ist schon ein kleines Phänomen, dieser rothaariger Plastikbastard Chucky. In bis heute sechs Anläufen hat er es noch nie auf einen wirklich geilen Film gebracht, trotzdem bekommt man irgendwie immer wieder Lust auf seinen nächsten Anlauf, endlich aus dem unkaputtbaren (oder zumindest aus total sinnlosen Gründen immer wieder zusammengeflickten) Puppenkörper entfliehen zu können. Mit dem vierten Streich „Chucky und seine Braut“ wurden er und das Franchise nach siebenjähriger Pause wiederbelebt, nachdem der hastig produzierter, auf den schnellen Dollar schielenden Schnellschuss „Chucky 3“ zum mittelschweren Desaster wurde. Dabei die Serie gerade auf einem guten Weg.
Der Erstling „Chucky – Die Mörderpuppe“ von 1988 nahm sie erstaunlich ernst für einen Horrorfilm, in dem eine Puppe mit der Seele eines Serienkillers Jagd auf einen kleinen Jungen machte, um sich dessen Körper anzueignen. Schon damals und speziell heute wirkt das eher albern, besonders mit dem dort größtenteils praktizierten Verzicht auf Selbstironie bzw. dem Eingeständnis, dass man das wohl kaum für voll nehmen kann. Unabhängig davon: Spaß macht der immer noch, allein wegen den herrlichen Effekten und dem unbändigen Charisma seines Antagonisten, besonders im O-Ton, in dem Film-Dauer-Psychopath Brad Dourif („Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses“) dem garstigen Kinderschreck seine markante Stimme leiht. Die zwei Jahre später entstanden Fortsetzung „Chucky 2 – Die Mörderpuppe ist zurück“ schlug schon in die richtige Kerbe. Zwar immer noch als grimmiger, böser Horrorfilm konzipiert (was stellenweise deutlich besser aufging als im Original, allein das Finale in der Fabrik), mit dem üblichen Anstieg von Bodycount, Brutalität und Skrupellosigkeit, dafür aber schon mit einem sehr giftigen Humor durchzogen, ohne sich zu sehr in diese Schiene zu verirren. Tja, dann kam der Schuss in den Ofen, Teil 3 war das große Nüscht, hurtig nur wenig Monate nach dem Zweiten auf den Markt geschubst und so kam der auch rüber. Damit hat der eindeutig mit Liebe und Spaß an der Sache konzipierte „Chucky und seine Braut“ Gott sei dank nichts mehr zu tun.
Die dringend benötigte Frischzellenkur erfolgt durch das überfällige Umdenken: Den putzigen Killer endgültig zur Ikone ausbauen, sich von dem Anspruch an einen ernstzunehmende Horrorfilm gänzlich zu entfernen. Bevor jemand unfreiwillig über uns lachen muss, machen wir die Witze eben gezielt und dann bitte auch ohne die Serie der Lächerlichkeit preiszugeben. Mit Ronny Yu („The 51st State“) hat man dafür scheinbar den richtigen Mann auf dem Regiestuhl, gelang ihm diese Gradwanderung fünf Jahre später mit „Freddy Vs. Jason“ doch erneut. Bei der ganzen Fokussierung auf Spaß und Partytauglichkeit wird der Hauptfigur niemals seine Boshaftigkeit genommen, sie nicht zur reinen Witzfigur degradiert. Im Gegenteil, Chucky scheint noch zynischer und grausamer als je zuvor, geht überraschend blutig zu Werke, diesmal nur immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen und einem diabolischen Grinsen auf dem Gesicht. Schon zu Beginn, wenn Jennifer Tilly („Bound – Gefesselt“) als laszive Presswurst zu donnernden Metal-Riffs von Rob Zombie („The Lords of Salem“) die Wiedergeburt anzettelt, bekommt man den Eindruck, dass sich hier etwas in die richtige Richtung entwickelt. Dieser Chucky hat Pfeffer im Arsch, wird nicht zur affigen Hampelmann-Nummer wie so manch andere Spätzünder (ewiges Negativbeispiel wohl „Freddys Finale – Nightmare on Elmstreet 6“) und ist über weite Strecken ein recht gelungenes Stück Fanservice, mit dem auch locker neue, junge Genrefreunde sich für die Serie gewinnen lassen können.
Besonders die Effekte, in dem Fall natürlich das Puppen-Design, müssen deutlich gelobt werden. So „gut“ sah Chucky noch nie aus, ist großartig animiert, extrem starke Handwerkskunst. Das wirkt nicht mehr so stokelig wie zu seinen Anfangszeiten, sehr detailliert und geschmeidig, da geht dem geneigten Fan das Herz auf. „Chucky und seine Braut“ nimmt sich trotz nur 85 Minuten relativ ausgiebig Zeit für die „Einführung“ seiner beiden Bad-Dolls, was keinesfalls negativ gemeint ist, das macht richtig Laune und kommt gut rüber. Sobald deren Roadtrip mit ihren nichtsahnenden Chauffeuren (darunter die junge Katherine Heigl, „27 Dresses“) volle Fahrt aufnimmt, steuert das Ganze leider durch ein klaffendes Drehbuchloch, denn so viel Zeit und Figuren zum Umbringen hat man gar nicht mehr. Als es gerade richtig losgehen könnte, ist man plötzlich schwuppdiwupp schon beim Finale, das außer dem schon früh angedeuteten Rosenkrieg im Puppenhaus so viel dann auch nicht zu bieten hat, üblicher Durchschnitt eben. Fertig. Etwas dünn im Gesamtbild und am Ende mit deutlichem Aderlass, aber insgesamt fabriziert der vierte Auftritt von Chucky zumindest ausreichend Unterhaltung, um ihn mit gewissen Abstand auch mehrfach mal durchlaufen zu lassen. Dafür stimmt hier schlicht die Bemühung, die vielen Serientätern mit der Dauer abgeht.
Fazit
Einer der besseren Filme rund um die Mörderpuppe, dank der oft stimmigen Mischung aus Gore und Humor, den akribisch kreierten Effekten und dem endlich angekommenen Gedanken, dass Chucky nun mal einfach nur spielen will. Auch wenn er das vielleicht etwas anders sieht. Vernünftiger Richtungswechsel mit Macken, besonders gegen Ende, aber schon nett gemacht, die Kurve haben manche Franchise-Killer nie so elegant geschnitten. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vielleicht erleben wir mit Teil sieben doch noch den Film, der mal alles richtig macht. Potenzial ist vorhanden, war es schon immer.
Autor: Jacko Kunze