Inhalt
Der schüchterne 13-jährige Oskari steht vor einer großen Aufgabe: Er muss, wie es die Tradition verlangt, eine Nacht alleine und nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet in den finnischen Bergen verbringen. Dort ist es seine Aufgabe, ein Tier zu erlegen. Kehrt er am nächsten Tag mit seiner Beute zurück, hat er bewiesen, dass er nun ein ganzer Mann ist. Keine leichte Aufgabe für den ängstlichen Oskari, denn die Familienehre steht auf dem Spiel und nicht einmal sein eigener Vater glaubt, dass er es schaffen kann. Während sich der Junge also mit großen Versagensängsten auf den Weg macht, wird direkt über ihm die Air Force One Ziel eines Terroranschlags. Mit an Bord: der Präsident der Vereinigten Staaten. In letzter Minute gelingt es einem der Leibwächter, diesen in eine Rettungskapsel zu verfrachten, die aus dem Flugzeug geschossen wird.
Kritik
Ein Team-Up eines Action-Schauspielers und eines Kindes? Ist das nicht ein bisschen anachronistisch? Mit wenigen Ausnahmen, in denen diese Idee nochmal am Rande aufgegriffen wird, wie beispielsweise in Iron Man 3, ist diese Konstellation doch eher ein Kind der späten 80er und frühen 90er, als Action-Hollywood klar wurde, dass ein beträchtlicher Teil seines Publikums aus Halbstarken bestand und mal bessere und mal schlechtere Filme mit diesem Muster produzierte. In dieser Grundidee besteht allerdings nicht der einzige Rückgriff auf das goldene Zeitalter des Actionfilms. Regisseur Jalmar Helander referenziert nicht nur ständig bekannte Abenteuer- und Actionperlen wie Stirb Langsam oder Indiana Jones, er versteht offensichtlich auch, warum diese Filme einem im Gedächtnis geblieben sind und überträgt diese Elemente auf "Big Game".
Das fängt bei relativ offensichtlichen Dingen an, wie etwa der Konzeption des Bösewichts (Hans Gruber und der Schakal lassen grüßen), zieht sich aber hin bis zu subtileren Elementen wie Kamerafahrten oder Filmmusik. Das klingt jetzt vielleicht nach Details, die man eigentlich vernachlässigen könnte, aber tatsächlich sind es gerade diese Elemente die dafür sorgen, dass der Film funktioniert. Denn die Story ist wirklich schwachsinnig und hat bis auf die eine oder andere Parallelkonstruktion (die Gemeinsamkeiten von Oskari und dem Präsidenten oder die Unterschiede zwischen Oskari und Hasar als Jäger) wirklich überhaupt keine zusätzliche Ebene zu der, die man direkt sieht. Das ist insofern verzeihlich, als dass der Film nie einen Hehl daraus macht und zu keinem Zeitpunkt vorgibt mehr zu sein als er ist: Ein spaßiger Abenteuerfilm, der sich aber gar nicht direkt an Kinder richtet. Zumindest nicht nach heutigen Maßstäben. Dafür wird in verschiedenen Szenen zu leger mit Gewalt und Tod umgegangen. Viel eher kriegt man das Gefühl, dass der Film sich an Erwachsene richtet, die ähnliche Filme früher schon gesehen haben und die jetzt nochmal eine aktualisierte Version davon sehen wollen.
Insgesamt richtet sich der Film damit auch eher an Freunde von Abenteuerfilmen als an richtige Action-Junkies. Für letztere wird es in dem Film nämlich eindeutig zu selten rumgeballert und es explodieren auch nur verhältnismäßig wenig Flugzeuge.
Fazit
Okay, das Ding ist: Man muss "Big Game" nicht unbedingt gesehen haben. Der Film ist in keiner Hinsicht so faszinierend oder innovativ, als dass er wirklich einprägsam wäre und man noch in ein paar Jahren davon reden würde. Aber er macht beim Schauen wirklich Spaß und vermittelt ein fast schon nostalgisches Gefühl von Abenteuer. Nicht zuletzt, weil er auf einer rein handwerklichen Ebene ziemlich gut ist: Musik, Kamerafahrten, Schnitt... sogar das Drehbuch bietet für jedes Set-Up, wie etwa einen verlorenen Schuh, zu einem späteren Zeitpunkt eine zufriedenstellende Auflösung. Für einen reinen Fun-Film (der seine Aufgabe erfüllt) kann man dann auch darüber hinwegsehen, dass die Geschichte eigentlich ziemlich dämlich ist.