Inhalt
Kurz nach ihrem Umzug an den Stadtrand stellt eine junge Familie ein Kindermädchen für ihre neugeborene Tochter ein. Während die Eltern schnell Vertrauen zu der jungen Frau fassen, glaubt Sohn Igor, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Mysteriöse Vorkommnisse ereignen sich in der Wohnung und das Kindermädchen verhält sich seltsam. Bei den Eltern stößt der Junge mit seinen Bedenken allerdings auf Unverständnis.
Als er eines Tages nach Hause kommt, sind seine kleine Schwester und das Kindermädchen spurlos verschwunden. Die Eltern scheint das nicht zu stören. Sie erinnern sich nicht daran, je eine Tochter gehabt zu haben. Igor macht sich selbst auf die Suche nach seiner Schwester. Eine Suche, die ihn tief in den Wald und in die Arme eines uralten Dämons führt …
Kritik
Baba Jaga ist wohl eine der bekanntesten Figuren der slawischen Mythologie und jagt mittlerweile nicht nur in Osteuropa den Kindern Angst ein, sollte man sie zu früh an die gruseligen Märchen über die alte Frau im Wald heranführen. Sie ist zudem auch Inspirationsquelle für diverse Theaterstücke und Bücher gewesen und treibt mit ihrem Hexenhaus auf Hühnerbeinen ebenfalls in der filmischen Sphäre (wie zum Beispiel zuletzt in Hellboy: Call of Darkness) ihr Unwesen.
Das Werk von Svyatoslav Podgaevskiy bleibt dem slawischen Ursprung treu und verwurzelt es mit der Entscheidung, die Produktion in Russland anzusiedeln. An sich eine gute Sache, wäre da nur nicht die Wahl des Sets, das genau so gut in Schweden, Deutschland, Polen oder auch Frankreich hätte sein können: Bis auf die russischen Namen der Charaktere deutet nichts darauf hin, wo wir uns gerade befinden. Statt charmante Holzarchitektur bekommen wir Musterhäuser und bis zum Ende mag sich die repititive Umgebung nicht zu Gunsten der Geschichte auslegen.
Baba Yaga schließt sich dem wiederauferlebten Trend um junge Protagonisten an, die schon im Serien-Hit Stranger Things die Netflix-Abos glühen ließen oder mit dem Remake von Es Besucher zu Scharen ins Kino locken konnte. Was die beiden vorangegangenen Titel allerdings von Baba Yaga unterscheidet, ist, dass die Jungschauspieler ein hohes Maß an Talent beweisen konnten, was vor allem durch den geschaffenen künstlerischen Rahmen mit entsprechenden Dialogen und Entfaltungsfreiheiten gefördert wurde.
Oleg Chugunov und Glafira Golubeva, die die Hauptcharaktere Egor und Dasha verkörpern, spielen sich recht charakter- und emotionslos durch schlechte Dialoge und stumpfe Handlungsabläufe. Egor, der seine vermisste Babyschwester sucht und Dasha, die ihm dabei helfen möchte, stoßen unweigerlich auf die Gestalt der Baba Jaga, die mit den altertümlichen Märchen und Erzählungen nicht mehr viel gemein hat und einen modernen Weg einschlägt, in dem sie sich als junge, hübsche Frau verkleidet und unter den Menschen wandeln kann, um Kinder zu stehlen. Auch ihre Hütte vermisst Details, die sie als mehr auszeichnen würde, als ein überdimensionales Baumhaus.
Das magere Budget schlägt sich nicht nur in sterilen Sets wieder, sondern auch in billigem CGI, das durch die fehlende Stimmung und den gescheiterten Spannungsaufbau noch stärker ins Gewicht fällt. Wirklicher Horror kommt hier nicht auf und wer vor dem Fernseher zusammenzucken sollte, kann dies auf gähnende Jumpscares schieben, die Baba Yaga zu einem Abklatsch von schlechten amerikanischen Produktionen macht. Am Ende bleibt der belanglose Verlauf nicht im Gedächtnis, die Folklore-Gestalt Baba Jaga wirkt lediglich wie ein Köder, um bei der Vermarktung Interesse zu erzeugen. Der Soundtrack im Abspann ist wohl das stimmungsvollste, was der ganze Film zu bieten hat.
Fazit
Der russische Eintrag ins Horror-Genrekino ist nicht mehr als ein schlecht recyceltes Sammelsurium aus mittelmäßigen Ansätzen und bereits gesehenem, das eine so vielversprechende Folklore-Vorlage fast bravourös in den Sand setzt.
Autor: Miriam Aissaoui