Inhalt
Der wahnsinnige Baron Frankenstein ist mit seiner Schwester Katrin verheiratet. Mit seinem Liebhaber, den er auf Frauen ansetzt, findet er weitere Frauen, die er zerstückelt und ein neues Monster erschafft.
Kritik
Andy Warhol ist den meisten Menschen wohl als essentieller Vertreter der amerikanischen Pop Art ein Begriff. Dass der Amerikaner darüber hinaus in zahlreichen anderen Sparten der Kunst tätig war, darunter auch im Filmgeschäft, gerät dabei oftmals in Vergessenheit. Zu seinen geförderten Werken zählen auch zwei italienisch-französische Koproduktionen, die sich neben dem Regisseur Paul Morrissey (Trash) auch einen Großteil der Sets sowie Darsteller teilen, allen voran die kultige Erscheinung von Udo Kier (Hexen bis aufs Blut gequält). Thematisch greifen die klar dem Horror zugeordneten Filme zwei Ikonen des Genres auf und variieren deren Geschichte und Motivik vor allem um eine stark sexuell geprägte Konnotation. Dabei offenbaren sich qualitativ überraschenderweise maßgebliche Unterschiede zwischen den Produktionen, welche wohl einer Mischung aus Zufall und Unvermögen geschuldet sind.
Schnell wird ersichtlich, dass es sich bei Andy Warhols Frankenstein um einen verhältnismäßig schmalbudgetierten Genrestreifen handelt, der in erster Linie auf einfache Schauwerte setzt. Die Kulissen wirken billig, das Schauspiel hölzern, die Dialoge unausgereift und die Inszenierung über weite Strecken reichlich willkürlich. Dafür spritzt und fließt der rote Lebenssaft in üppigen Mengen und wohlgeformte Männer- und Frauenkörper stillen gegenseitig ihre Gier. Ausschweifend werden diese Momente in Szene gesetzt, so dass man stellenweise immer wieder den Eindruck bekommt, gerade einen Softporno zu bestaunen. Von Erotik ist dieser jedoch meilenweit entfernt und so erinnern die ungelenken Sexszenen eher an den Schulmädchenreport als auch nur ansatzweiße sinnlich zu sein.
Die starke Hervorhebung fleischlicher Gelüste ist indes auch zentrales Thema des Films. Die krankhafte Schöpferillusion Frankensteins prägt sich vor allem sexuell aus, denn entgegen des klassischen Monsters will er hier einen perfekten Mann und eine perfekte Frau schaffen, die mit gegenseitiger Begierde übereinander herfallen sollen. Der Geschlechtstrieb wird zur zentralen Motivation jeder Figur, eine Aussage dahinter lässt sich jedoch vermissen. Andy Warhols Frankenstein hätte durchaus das Potential zu verstören, etwa wenn der Doktor sich selbst an der schlitzartigen Wunde seiner Schöpfung befriedigt. Leider funktioniert der Film auf keiner Ebene, lässt Atmosphäre und Spannung beinahe gänzlich vermissen und schafft es so auch nie vereinzelt überzeugende Momente stimmig in das restliche Werk zu integrieren.
Fazit
Der vom bekannten Künstler produzierte „Andy Warhols Frankenstein“ ist ein schmuddelig inszeniertes Exloitationwerk, welches vordergründig an Blut und nackter Haut interessiert scheint. Regisseur Morrissey gelingt es nicht die typischen Allmachtsfantasien und Schöpferriten des Frankenstein-Mythos zu erweitern oder gar in den Vordergrund zu rücken. Die ausschließlich triebgesteuerte Aufmachung des Films könnte ein interessantes Thema darstellen, verkommt aber leider immer wieder zum lustlosen Softporno.
Autor: Dominic Hochholzer