Inhalt
Nach dem tödlichen Attentat auf seine Verlobte sinnt Mitch Rapp auf Rache. Beim CIA lässt er sich von dem berüchtigten Kriegs-Veteranen Stan Hurley zum Elite-Agenten ausbilden. Schnell erhalten die beiden ihren ersten, folgenschweren Auftrag: Es gilt, die Hintergründe einer Reihe scheinbar willkürlicher Anschläge auf sowohl militärische als auch zivile Ziele zu überprüfen. Bald entdecken sie, dass alle Attentate Parallelen aufweisen. Gemeinsam mit einer geheimen Spezialeinheit begeben sie sich auf eine hochriskante Mission: Es gilt, den äußerst gefährlichen Drahtzieher hinter einer großangelegten Verschwörung zu stoppen. Doch dieser hat nicht vor, sich von seinen todbringenden Plänen abbringen zu lassen und scheint stets einen Schritt voraus. Eine erbarmungslose Jagd beginnt...
Kritik
Wie verhindert man einen Atombombenangriff auf die USA? Natürlich mit einem jungen, von Rachsucht getriebenen CIA-Supersoldaten, der von keinem geringerem ausgebildet wurde als Michael Keaton (The Founder) höchst persönlich - so zumindest die Prämisse von Michael Cuestas neustem Actionspektakel American Assassin. Mit eben dieser Prämisse erzählt uns der Streifen allerdings eine antiquierte Geschichte von einem Jüngling, der nach Rache dürstet und dabei keine Grenzen kennt. Demnach wird versucht, dass der Zuschauer auf dem schnellstmöglichen Weg mit dem Protagonisten Mitch Rapp sympathisiert, indem man in der Eröffnungssequenz Augenzeuge von einem terroristischen Anschlag wird, bei dem seine frisch verlobte Freundin ums Leben kommt. Die Sequenz ist dabei wenig zimperlich und versprüht eine gewisse Leichtigkeit, mit der die Terorroristen vorgehen, wodurch dieser Terrorakt schon seien Effekt im Publikum erzielt. Mitch begibt sich darauf hin sein altes Leben zurück und startet sein Training, um die Verantwortlichen der seines Erachtens einzig gerechten Strafe zu unterziehen. Diese Trainingsmontage ist dabei jedoch so überspitzt und auf absolute Protzerei getrimmt, dass Mitch wie ein lächerlicher Coolboy erscheint.
Kaum hat Mitch auf seinem Rachefeldzug eine ersten Erfolg zu verzeichnen, schon springt ihm die CIA in die Quere. Dort wird er von der obersten Vorgesetzten in die Hände von Stanley Hurley übergeben, der als ehemaliger Navy Seal Typen wie Mitch zu professionellen Geheimwaffen im Kampf gegen den Terror ausbildet. Der Auftrag: Es gilt eine Terroreinheit aufzuspüren, die an einer Atomwaffe arbeit und somit die nationale Sicherheit bedroht. Die Action, die dabei satt die 112 Minuten füllt, grenzt nun bei Weitem nicht an den nächsten Meilenstein der Kinoindustrie, aber schlecht inszeniert ist diese nicht. Wilde Schießereien, flotte Messerstechereien und Prügeleien bei der kein Stuhl oder Tisch verschont bleiben, stehen ganz oben auf dem Tagesprogramm. Und während zu Beginn des Films schon ordentlich die Welt bereist wurde, was angenehmer Weise an einen Bond-Streifen erinnert, wird ab einer gewissen Schwelle die Frequenz der Ortswechsel derart aufgedreht, dass das Publikum denken könnte, es geht hier in 80 Tagen um die Welt. Zwar sorgt die ständige Locationveränderung für eine nette Abwechslung, doch auf Dauer wirkt diese Masche einfach nur ausgeschöpft und ermüdend. Hier wollte man wohl schlichtweg die schönen Totalen und Panoramaeinstellungen der hübschen Städte präsentieren. Denn das muss man American Assassin lassen: Auf eine ansehbare Optik wurde hier geachtet. Schade nur, wenn am Ende des Tages der Film aufgrund seiner teils extremen Belanglosigkeit wie ein Werbespot in Überlänge wirkt.
Was leider auch ein wenig vergönnt bleibt, sind die Darstellungen der Schauspieler. Dylan O´Brien (Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth) kauft man die Rolle des mitleidlosen Rächers nicht ab und neben seinen sarkastischen besserwisserischen Bemerkungen zeichnen diesen Herrn kaum irgendwelche bemerkbaren Eigenschaften aus. Wenn man bedenkt, dass er einen zwei Stunden langen Film tragen soll, dann ist das schon ziemlich traurig. Als großer Antagonist steht O´Brien dabei Taylor Kitsch (Lone Survivor) entgegen, der ebenfalls kaum an Vielfältigkeit grenzt, sondern genauer betrachtet genau die gleiche Rolle spielt wie er. Insgesamt scheint der Film eine einzige Regieanweisung für die Darsteller gehabt zu haben, die da wäre einfach nur grimmig zu schauen und alles und jedem gegenüber zynisch zu erscheinen. Der einzige Lichtblick in dem dystopischen Gesichterchaos bleibt dabei Michael Keaton, der als alter Navy Seal-Veteran sagt wie der Wind zu wehen hat. Da ist es schön, dass seiner Rolle nahezu genauso viel Screentime zugeschrieben worden ist, wie die des Hauptdarstellers. Charlotte Vega(Another Me - Mein zweites Ich) als CIA-Mitarbeiterin und Sanaa Lathan (Blade) als Vorgesetzte der Einheit liefern solide Performances ab, doch spätestens beim Einsatz des Abspanns sind diese auch schon wieder in Vergessenheit geraten.
Fazit
"American Assassin" stellt sich als belangloser Actiontrip heraus, der leider deutlich mehr Schwächen als Stärken vorzuweisen hat. Die Action legt die Messlatte auf ein solides Niveau, auch wenn hier die jeweiligen Sequenzen nicht mit innovativen Ideen glänzen können. Eine altbekannte Story, eine altbekannte Figurenkonstellation und schwache Schauspielleistungen ziehen den Streifen in die Belanglosigkeit des modernen Actionkinos. Da kann selbst das anstellige Ende wenig retten.
Autor: Oliver Koch