Inhalt
Max und Lola Burdette (Pierce Brosnan und Salma Hayek) sind kein normales Paar, sie sind zwei Meisterdiebe. Nach einem erfolgreichen letzten Beutezug wollen sie sich auf eine tropische Insel zurückziehen. Doch ihr Erzfeind, der FBI-Agent Stan Lloyd (Woody Harrelson), glaubt nicht wirklich daran, dass die beiden sich zur Ruhe setzen werden, denn im Hafen des paradisischen Eilands liegt ein Luxusdampfer mit wertvoller Ladung…
Kritik
Ein mit allen Wassern gewaschener Meisterdieb (Pierce Brosnan), der nur über seinen eigenen Perfektionismus stolpern könnte. Seine unverschämte heiße Berufs- und Lebenspartnerin (Salma Hayek), die sich nun nur noch die romantische, stressfreie Zweisamkeit wünscht. Der klettige, heftig gehörnte FBI-Agent (Woody Harrelson), der auf eigene Rechnung und ohne offizielle Befugnis versucht, den ramponierten Ruf wieder herzustellen. Dazu noch eine ehrgeizige Insel-Polizistin (Naomie Harris), der hiesige Unterwelt-Capo (Don Cheadle) und ein unerhört fetter Klunker, der eine Woche lang auf einem Luxus-Dampfer im Hafen geparkt wird (der Traum jedes Versicherungsunternehmens und generell eine wahnwitzig dumme Idee), alles zusammen mit dem Hochglanz-Neckermann-Katalog für Besserverdienende und dem kleinen Heist-Movie-Einmaleins in den Mixer gestopft, kräftig überbelichtet und mit buntem Schirmchen serviert. Voila, After the Sunset ein jungfräulicher Gauner-Cocktail vom 08/15-Barkeeper Brett Ratner, der selbst hochinteressante Projekte wie Roter Drache und X-Men: Der letzte Widerstand unter Wert verkaufen konnte.
Ein Film aus der Retorte, von vorne bis hinten. Mit fast schon penetranten Schauwerten vollgedröhnt, die in ihrer Oberflächlichkeit bald hässlich erscheinen. Die natürlich traumhafte Bahamas-Kulisse wird einem mit künstlicher Bild-Manipulation noch schöner und gefilterter unter die Nase gerieben, dass grenzt schon fast an CGI-Kulissen. Zu perfekt um wahr zu sein; um es genießen zu können. Die davor abgespulte Story sowieso nicht. Sichtlich angelehnt an Klassikern des Genres (Hitchcocks Über den Dächern von Nizza wird zumindest sogar direkt erwähnt) steht ein lässiger Helden-Ganove vor seinem größten Coup und muss sich nur lästigen Störfaktoren erwehren, um seinen Lebensabend endgültig beruhigt ausklinken zu lassen. Brett Ratner kann dabei abermals auf einen gestandenen Cast zurückgreifen und das dürfte auch der größte Pluspunkt seines banalen, konturlosen Urlaubs-Filmchen sein. Pierce Brosnan beherrscht nicht nur die Rolle des bereits gespielten Meisterdiebs, sondern grundsätzlich die des leicht grau melierten Smarty-Playboys aus dem Effeff. Salma Hayek hat genau einen Auftrag: Ihre mehr als vorzeigbare Figur in knappen Outfits dem lüsternen Publikums-Auge zum Fraß vorwerfen oder sich bei Bedarf verklemmt in den Ausschnitt linsen lassen. Sieht wunderbar aus, es lebe die starke Frauenfigur.
Selbst Woody Harrelson kann sein Talent in der oft undankbaren Rolle als notgeiler, trotteliger FBI-Versager noch zeigen, ohne die Besetzung wäre hier verdammt wenig zum Schönreden. Der im Schlussspurt gezwungen auf clever getrimmte, trotzdem immer vorhersehbare, müde Plot soll durch seine lockere Gangart und besonders die absurde Bromance zwischen Jäger und Gejagtem den niemals vorhandenen Ernst durch gute Laune ersetzen, was in primitiven Gags auf Dr. Sommer-Niveau verkloppt wird. Zwei Männer befummeln sich ausversehen und werden zusammen im Bett erwischt, ein echter Brüller in der sechsten Klasse. Wenn die Darsteller nicht mit so beneidenswerten Drehorten gesegnet wären, aus irgendeinem Grund trotzdem noch eine gewisse Spielfreude an den Tag legen würden und dafür sicher gutes Geld kassiert haben, sie könnten einem fast leidtun. Aber offensichtlich hatten sie Spaß, einen Sonnenstich, die Strandbar-Flatrate, die großen Ambitionen gleich zuhause gelassen oder eine gute Kombination aus allem. Mit dieser zwingend nötigen Laissez-faire- Einstellung sollte auch der Zuschauer an die Sache rangehen, dann rutscht dieses schon mehrfach gelutschte Heist-Bonbon mit Karibik-Geschmack mit erheblichen Problem noch durch. Wenn es sein muss.
Fazit
Manchmal hübsch, immer unnütz. After the Sunset ist einer dieser (gerade im neuen Jahrtausend) oft auftauchenden, Star-besetzten und mittelschwerbüdgetierten Wegwerffilmchen, die sich mit kargen Einfällen an bekannten Vorbildern anbiedern und selbst eigentlich nichts Nennenswertes zu bieten haben. Als Flugzeugfilm für den Bahamas-Urlaub okay. Aber wann passiert das schon…
Autor: Jacko Kunze