Inhalt
Vier Menschen treffen in der Silvesternacht zufällig auf dem Dach eines Londoner Hochhauses aufeinander. Alle mit dem gleichen Vorsatz: Martin, J.J., Maureen und Jess wollen ihrem Leben ein Ende setzen. Überrumpelt von der unerwarteten Gesellschaft, springt allerdings keiner der vier Lebensmüden. Stattdessen verbringen sie den Rest der ereignisreichen Nacht gemeinsam und schließen bei Sonnenaufgang einen Pakt: Neuer Selbstmordtermin ist der Valentinstag und bis dahin bringt sich niemand um. Es bleiben sechs Wochen, die gemeinsam überlebt werden müssen...
Kritik
Der britische Schriftsteller Nick Hornby ist aktuell einer der wichtigsten Vertreter der Popliteratur. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Fever Pitch", "High Fidelity" und "About a Boy". Mit "A Long Way Down" kommt nun die bereits sechste Hornby Verfilmung ins Kino und auch diese lockt wieder einige Stars an. Nach Colin Firth, John Cusack und Hugh Grant gehören nun auch Pierce Brosnan, Imogen Poots, Aaron Paul und Toni Collette zu den Hornby-Jüngern. Allein diese vier Namen, die man eigentlich nicht zusammen in einem Film erwarten würde, machen das Projekt interessant, wäre da nicht der überaus langweilige Regisseur. Pascal Chaumeil ("Der Auftragslover", "Der Nächste, bitte!") fiel bisher mit eher mittelmäßigen romantischen Komödien - die man nicht unbedingt gesehen haben muss - weniger auf. Auch durch seinen neuen Film wird sich das nicht ändern.
Das Problem beginnt schon bei der Vorlage. "A Long Way Down" ist wahrlich nicht Hornbys bester Roman. Sicher kann und darf man sich einem Thema wie dem Suizid auf eine lockere und schwarz-humorige Art und Weise nähern, doch sollte man stets den Respekt vor diesem doch sehr ernsten und sensiblen Thema wahren. Diesen verliert Hornby leider allzu leicht aus den Augen. Hinzu kommt, dass Er seine Charaktere lediglich benutzt, um die Handlung voran zu treiben. Wirklich interessiert ist er an ihnen und ihren Motiven leider nicht. Doch genau das ist es ja, was man bei einem Roman und auch Film über Suizid in den Vordergrund stellen sollte. Drehbuchautor Jack Thorne ("Skins", "The Fades") übernimmt leider genau diese Fehler in seinem Drehbuch und versucht nicht etwa den Großmeister Hornby anzuzweifeln. Das ganze funktioniert im Film leider noch schlechter als im Buch. Wenn die vier Charaktere, die den Film tragen sollen, den Zuschauer weder Emotional, noch sonst irgendwie erreichen, dann interessiert weder ihr Schicksal, noch der Film an sich.
Zu allem Übel wird das Ganze von Pascal Chaumeil auch noch total langweilig und einfallslos inszeniert. Er springt lediglich von einer Szene zur nächsten, ohne seinen Darstellern und somit auch Charakteren die nötige Zeit zu lassen, sich mit dem Zuschauer anzufreunden. Das wäre vielleicht zu verkraften, wäre der Film nicht fast gänzlich humorlos. Wenn sich Regisseur und Autor dem Thema Suizid schon auf eine humorvolle Weise nähern wollen, sollte diese im Idealfall auch die Lachmuskeln anstrengen. Leider zünden nur die wenigsten der ab und an eingestreuten Gags wirklich. Der fehlende Humor ist leider auch nicht den durchaus vorhandenen dramatischen Szenen zu gute gekommen. Diese wirken meist unglaubwürdig und uninteressant. Lediglich Toni Collette gelingt es mit ihrer Geschichte zu berühren, auch wenn sie schauspielerisch eher langweilt.
Die jungen Darsteller Aaron Paul und Imogen Poots scheinen momentan kein gutes Händchen für interessante Projekte zu haben. Nach dem höchstens durchschnittlichen "Need For Speed" sind sie nun schon das zweite mal in einem Film zu sehen, der sie größtenteils unterfordert. Doch ähnlich wie in dem Rennstreifen versuchen sie auch hier alles aus ihren Rollen rauszuholen. Paul gelingt das leider nur bedingt, denn seinem Charakter wird viel zu wenig Zeit zugesprochen. Poots kann hier schon eher ihren typisch britischen Charme versprühen und den Zuschauer um den Finger wickeln, leider aber nicht so sehr, dass es dem Film außer ein paar schönen Szenen mit ihr irgendeinen Mehrwert bringen würde. Brosnan scheint größtenteils gelangweilt und spult seine typischen Schauspielkünste herunter, als würde er das ganze nur des Geldes wegen machen und sich null für den Film interessieren - würde er aber natürlich nie tun. Toni Collette kann zwar mit ihrer Geschichte, weniger aber mit ihrem Schauspiel berühren. Mit der immer gleichen Trauermiene geht sie einem irgendwann fast schon auf die Nerven. Wenigstens gesteht man Sam Neill einige unterhaltsame und lustige Szenen zu, die fast schon zu Höhepunkten des Films werden. Insgesamt zwar nett gemeint, aufgrund des schlechten Drehbuchs und der teils gelangweilten Darsteller aber nicht gänzlich überzeugend.
Fazit
"A Long Way Down“ ist ein netter aber belangloser Feel-Good-Movie für zwischendurch, der einer wichtigen Thematik nicht annähernd die nötige Tiefe verleiht und lediglich von einigen schönen Momenten und motivierten Darstellern getragen wird.
Autor: Tobias Bangemann